90. Kapitel

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P. o. V. Isabella

Nachdem T und Marius noch ein wenig miteinander geredet hatten, entschlossen die beiden sich, dass man mich nicht mehr brauchte und T sollte  mich gerade auf seinem Nachhauseweg mitnehmen. Ich hatte unbeachtet auf einem Stuhl gesessen und mir das endlose Gebrabbel über Autos angehört. Ich bin kein Fan von Autos, sie sind mir egal. Hauptsache kein SUV.
Man merkte in Marius' Stimme so richtig, dass er jetzt genug von mir hatte und mich gern loshaben wollte, ich sah es in seinen Augen, wie er verstohlen zu mir herübersah und von seinem Ton mal ganz abgesehen. Herr Tjarks schien das zu verstehen und bot ihm dann an, mich nach Hause zu fahren, weil 'er ja noch so viel zu tun habe und dann würden weder er noch ich ihn nerven'. Na vielen Dank auch.
Das einzige Positive an meiner Situation war, dass ich hatte kommen dürfen bei dem wirklich... spontanen Sex eben. Ich frug mich, ob das so überhaupt in Ordnung war, dass er mich, so ganz ohne zu fragen... Ich wollte gar nicht recht drüber nachdenken, das wäre dann ja der zweite Übergriff an einem Tag.
Das war bestimmt okay. Mir hatte es ja sogar Spaß gemacht, zumindest hatte ich meinen Körper auf ihn reagieren lassen. Von meinem Stimmungsbild her war ich so gar nicht bereit für jegliche sexuelle Interaktion, ich war müde von dem Tag, müde von der Demütigung und dem ekelhaften Präsentiert-werden. Ich zwang mich richtig, nicht über das Geschehene nachzudenken, auch wenn das Ziepen in meinem Unterleib das ganze erheblich erschwerte, denn sonst hätte ich auf der Stelle meine Contenance verloren.

Erleichtert atmete ich auf, als Marius mir das Bündel mit meinen Kleidern und meine Schuhe in die Hand drückte, ich mich umziehen durfte und dann, mit einem letzten Arschklatschen verabschiedet, zusammen mit dem Blauhaarigen das Haus durch die Haustür verließ, auf dessen Wagen zusteuerte. Ich stieg unsicher einfach mal vorne ein und hoffte, dass er nicht einfach einen dummen Kommentar dazu abgab oder mich auf den Rücksitz verbannte. Die Hand, in der ich die Packung hielt, brannte und ich wurde schon wieder ganz rot vor Scham. Wie kam dieser verdammte Idiot nur dazu, mir so etwas zu schenken?
Es widerte mich an. Ich widerte mich an. Er widerte mich an. Alles, alles, alles widerte mich in diesem Moment an, in dem er den Motor startete und mir während der Fahrt immer mal wieder anzügliche Blicke zuwarf.
"Bald hat dein Daddy Geburtstag", begann er kurz nach dem Losfahren aus dem Nichts ein Gespräch, stellte die Tatsache so in den Raum. Ich blickte ihn etwas verständnislos an. "Er würde sich sicher über ein Geschenk freuen."  Ich legte den Kopf schief. "Wann denn?" Ich starrte ins Nichts, hatte unnütz gefragt, denn eigentlich wusste ich das Datum ja, aber ich hatte schneller gefragt als ich hatte nachdenken können. Das hat man davon. "Vierter Oktober." Ich schluckte. Das war wirklich nicht mehr lange hin. Sollte ich ihm etwas schenken? Nichts wäre auch dumm. Aber was konnte ich ihm schenken? T schien meine Gedanken zu kennen, denn er stellte locker in den Raum: "Kauf ihm nichts, er hat doch schon alles. Überleg dir was, was er sich nicht kaufen kann." Ich versank in Gedanken. "Ich wüsste da was", raunte der Blauhaarige und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Bitte nicht, nicht schon wieder, nicht jetzt, nicht heute! Ich versteifte mich. "Aha", antwortete ich nur knapp, konnte sonst nichts erwidern.

"Komm morgen doch kurz zu mir ins Büro, sag, dass du was erledigen  sollst.. Lass dir eine gute Ausrede einfallen." Er grinste. Ich blickte ihn abschätzig an. "Wieso sollte ich?" Seine Miene verspannte sich. "Weil ich es gesagt habe. Darum, keine weiteren Fragen." Ich schluckte und schwieg, bis wir bei mir zuhause ankamen. Ich blickte ihn für eine Nanosekunde an, dann auf die Fußmatte des Wagens und murmelte ein schnelles: "Danke fürs Heimbringen, Herr Tjarks." Er deutete mit einer Geste sein Unverständnis an. "Bitte...?" Ich räusperte mich. "Vielen Dank fürs Fahren, Herr Tjarks, Sir." Sofort zufrieden grinste er und nickte. "Gern geschehen, Frau Swan." Mich überlief es, als er meinen Namen aussprach und beinahe fluchartig stieß ich die Tür auf, um dem Auto entfliehen zu können. So schnell war ich noch nie in meiner Wohnung gewesen, um das klamme Gefühl abzuschütteln, er beobachte mich. Mir war klar, dass er das sicher nicht tat, aber ich fühlte seine Blicke immer noch auf mir- und seinen Schwanz immer noch in mir.
Mein Magen machte einen kleinen Satz und rumorte wie wild. Zur Beruhigung begann ich zu essen, einfach, was noch im Kühlschrank war und kurzerhand bestellte ich mir eine Pizza, die ich beim Fernsehgucken komplett verdrückte.

Als ich alles gegessen hatte, überfiel mich ein Gefühl der Reue und am liebsten hätte ich alles noch einmal von mir gegeben. Ich schleppte mich irgendwie ins Bett, doch mir wurde extrem übel und nachts, geplagt von unruhigem Schlaf, musste ich mich übergeben. Ich würgte wie ein sterbendes Tier und lag nach der ganzen Misere erschöpft und todmüde auf meinem Badezimmerteppich. Erst nach Ewigkeiten konnte ich mich aufrappeln, mir die Zähne putzen und mich in mein Bett begeben, wo der grauenhaft unruhige Schlaf weiterging.
Morgens wachte ich um die normale Arbeitszeit auf, wollte dann im Bett liegen bleiben, aber mir wurde schon wieder übel. Aus Angst, ich müsste mich wieder übergeben, flüchtete ich ins Bad und siehe da- anscheinend war mein Magen noch nicht ganz leer gewesen. Ob ich irgendetwas nicht vertragen hatte, das, was ich gegessen hatte, verdorben war? Das konnte eigentlich nicht sein, oder? Naja, vielleicht die Pizza....
Nach der weiteren Tour erneutem Zähneputzen wusch ich mich ein wenig und hüllte mich nach einem Blick auf mein Handy in ein langärmliges Laufshirt und witzigerweise farblich passende Hosen. Ich musste einfach an die frische Luft.
Unterwegs rief David mich unverhofft an und erkundigte sich nach meinem Befinden, meinem Aufenthaltsort. Ich umriss ihm knapp meine unausgeschlafene und kränklich anmutende Situation und er zeigte herzerwärmendes Beileid.
Trotzdem ging das Telefonat nicht lange, mir war nicht danach. Zu hause legte ich mich auf die Couch und siehe da, ich schlief sogar zwei, drei Stunden, ehe ich von einem Klingeln geweckt wurde.

Ich war verwirrt, schlecht gelaunt, da mich jemand aus meinem wertvollen Schlaf gerissen hatte, und gleichzeitig einfach melancholisch, da ich den ganzen Tag nichts anderes außer leise vor mich hin gelitten hatte.
"Am Ende ist es Marius und er will ficken", knurrte ich leise zu mir selbst, schlurfte zur Tür, ohne dem Trainingsanzug Aufmerksamkeit zu schenken, den ich immer noch trug.
Als ich dann öffnete und erkannte, wer mich da geweckt hatte, war mir wie in den Magen geschlagen. "David?!" Er sah mich besorgt an. "Hey, ähm.. Also, tut mir leid, falls ich störe... Aber ich hab mir Sorgen gemacht." Meine Gesichtszüge verloren ein wenig ihrer Härte und ich seufzte. "Hey. Ähm, woher... woher kennst du meine Addresse?" Es musste extrem unhöflich sein, dass ich ihn immer noch nicht hereingebeten hatte, aber das schien mir doch ein wenig ominös.
"Du hattest es doch letztens erwähnt, in einem Gespräch.. Ich musste nur kurz in die gelben Seiten gucken. Tut mir leid, wenn ich dich überrumpele." Ich erinnerte mich. "Achso, sorry, ja... Ich bin gerade etwas abgedriftet, tut mir leid. Komm doch rein."
Er folgte mir in die Wohnung. "Schön wohnst du", merkte er an, ich nickte nur, hing schon wieder ganz anderen Gedanken nach. "Ich hab dir von meinem Spezialtee gegen Übelkeit mitgebracht und zur Stabilisierung noch Salzstangen, also..Nur, wenn du magst." Ich blickte ihn überrascht an. "Was? D-danke, das ist ja echt lieb von dir..." Ich holte zwei Tassen aus meinem Schrank. "Trinkst du von dem Tee mit oder schmeckt er scheußlich und du willst lieber einen Kaffee?" Er teilte mein Grinsen. "Ich trinke mit, danke. Aber erzähl, was ist überhaupt los? Du hast nur extrem müde geklungen und erzählt, dass du deinen Mageninhalt unfreiwillig von dir gegeben hast." Ich setzte mich mit ihm auf die Couch und nahm dankbar die von ihm angefüllte Tasse entgegen. "Ich war gestern noch.. bei.." "Deinem Freund?", riet David. Ich nickte langsam. "Ja. Und wir hatten ein... bisschen Stress und als ich dann zuhause war, hab ich mich aus Frust vollgestopft und ich glaube, die Pizza war nicht gut." Kritisch blickte der Braunhaarige mich an. "Bist du dir da sicher oder kann es auch psychosomatisch sein? Dass du dich.. wegen des Streits übergeben musstest? Weil es dich so belastet?" Ich legte den Kopf schief. "So habe ich das noch gar nicht betrachtet...", gestand ich ihm und trank ein wenig. Sofort schien mein immer noch unruhiger Magen aufhören zu grummeln und zu rumoren. "Wow, Wundertee", lachte ich leise und auch David grinste. "Ja, sag ich doch. Aber ehrlich: Ich kenne ja die Situation nicht, aber du meintest ja, es sei kompliziert zwischen dir und deinem... Freund, deswegen könnte ich mir das vorstellen." Ich nickte. "Du könntest recht haben... Naja, egal." Er lächelte. "Du hast recht, egal. Wir haben jetzt sicher bessere Gesprächsthemen, um dich auf andere Gedanken zu bringen."




Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Où les histoires vivent. Découvrez maintenant