Verflucht - Ein Fall in Salem

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"Saving people, hunting things, the family business."
Dean


Massachusetts war kühl zu dieser Jahreszeit. Eine raue Brise fegte durch die Straßen Salems und zerrte an den letzten Blättern, die noch verzweifelt an ihren Bäumen festhielten. Doch früher oder später würden auch sie fallen. Ein Wind gemacht um Häuser errichtet aus Karten einstürzen zu lassen.

Die Luft schmeckte nach Salz, Meer und Weite. Das Aroma der See, ein Gruß des nahen Ozeans, herb und lockend zugleich. Ein Kontrast, eine Ambivalenz zum Grau der Stadt. Es roch nach nassem Laub und ein wenig nach Abgasen. Die Frische des letzten Regens schon fast wieder verflogen, gerade noch spürbar wie eine langsam verblassende Erinnerung.

Das tief blecherne Röhren eines veralteten Motors zerriss die trügerische Ruhe dieses Spätnachmittags. Ein Echo längst vergangener Zeit. Die kleinen Steine auf dem bröckligen Asphalt knirschten, während der Wagen am Straßenrand hielt, und die Türen gaben ein quietschendes Geräusch von sich, als sie geöffnet wurden. Kurz darauf wurden sie wieder zugeschlagen, beinahe sanft.

Zwei Männer waren ausgestiegen. Jeans, Boots, Flanellhemden, Lederjacke. Jäger. Der Wind griff in die langen braunen Haare des Größeren und wehte sie ihm ins Gesicht. Ein Sonnenstrahl, der sich durch die dichte Wolkendecke und den Hochnebel gekämpft hatte, glänzte im dunklen Lack des 67'er Chevrolet Impalas, bevor auch er wieder verschwand als wäre er nie da gewesen. Der Kleinere der beiden blinzelte zum Himmel hinauf, dann als wollte er einen Gedanken vertreiben, schüttelte er sein blondes Haupt und bedeutete seinem Begleiter ihm zu folgen.


„Agents Novak und Lokhard, FBI."
Der Größere richtete seine kürzlich angelegte Krawatte.

Flüchtig betrachte der Officer die ihm gezeigten Marken. „Sie kommen wegen der ungeklärten Todesfälle?"

„Erzählen Sie uns alles, was Sie darüber wissen."

„Es sind fünf bisher, gefühlt fast einer in jedem Monat seit Anfang des Jahres." Es ist Oktober, dachten sich die Jäger. „Todesursache unbekannt", fuhr der Beamte fort. Kurz zögerte er. „Anfangs haben wir es noch für Altersschwäche gehalten, aber es starben auch jüngere Männer. Alle waren Geistliche, Priester, Bischöfe, Mönche."

„Und alle starben in Klöstern oder Kirchen nahe Salem?"

„Ja, hier in der Stadt oder im Umkreis."

„Können wir den zuletzt Verstorbenen sehen?"

„Natürlich, folgen Sie mir."


Es war kühl hier unten. An der Decke sirrten die Neonlampen. Der Körper eines Mannes zeichnete sich unter einem weißen Laken ab, aufgebahrt auf dem metallenen Tisch der Pathologie.

„Das hier ist er", sagte der Detektive und deckte das Laken soweit auf, dass Kopf und Brust des Toten freigelegt waren. „Die Obduktionsergebnisse." Der Größere der beiden 'Agents' nahm die dargereichte Akte entgegen.

„Würden Sie uns bitte allein lassen", bat der Kleinere in einem Ton, der nicht wie eine Bitte klang.

„Natürlich." Der Polizeibeamte strich sich über seinen Schnauzbart und ging.

Während der eine die Aufzeichnungen der Pathologin studierte, betrachtete der andere eingehend die Leiche. Mitte vierzig, vielleicht etwas jünger, das war schwer zu sagen. Der Mann hatte sich gut in Form gehalten, für einen Diener der Kirche. Die nunmehr fahle Haut seines ebenmäßigen Gesichts war glatt rasiert. Eine kurze Strähne seines dunkelbraunen Haares war ihm in die Stirn gerutscht. 'Agent Novak' schluckte. Etwas irritierte ihn an diesem Mann.

Cursed or not (Destiel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt