Kapitel 32

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Jimin

Kaum hatte Taehyung diese Worte ausgesprochen, wirbelte mein Kopf zu ihm. Ich konnte nicht glauben, dass er tatsächlich meine Hilfe annahm, denn bis gerade hatte es noch so gewirkt, als hätte er mich abweisen wollen. Zwar konnte ich mir bereits denken, dass Jungkook dafür verantwortlich war, aber trotzdem bildete sich ein erleichtertes Lächeln auf meinen Lippen und am liebsten wollte ich Taehyung um den Hals fallen. Dieser jedoch reagierte schneller als ich und schob mich zur Seite, ehe er leise schnaubte. Okay, ich sollte mir merken, dass er nichts von meinen Umarmungen hielt.

"Wirklich? Taehyung, das ist toll", freute sich auch Jungkook. Mein Blick fiel auf den träge aussehenden Jungen, dessen raue Stimme für meine Ohren so unbekannt klang. Man konnte hören, wie sehr er unter der Situation litt und ich war mir sicher, Taehyung hatte es auch bemerkt. Ansonsten würde er nun nicht die stürmische Umarmung von Jungkook erwidern und seinen besten Freund an sich drücken.

Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen beobachtete ich die beiden, bis sie sich wieder voneinander lösten und Jungkook mir einen dankbaren Blick zuwarf. Etwas verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf, schließlich hatte ich bisher noch nichts getan. Es war beinahe allein sein Verdienst, dass Taehyung meine Hilfe zuließ.

"Darf ich jetzt schlafen gehen? Ich habe heute Nacht auf dem Sofa nicht gut geschlafen und mein Zimmer ist ja endlich wieder frei." Bei seinem letzten Satz schaute er mich einen Moment lang scharf an, ehe er sich an Jungkook wandte, der zustimmend nickte. Ich hingegen musterte ihn skeptisch. Immerhin hatte der Hochgewachsene eben noch Kaffee getrunken und wirkte gar nicht so müde. Wahrscheinlich wollte er sich nur verziehen.

Aber weder Jungkook, noch ich hielten ihn auf, weshalb er dann auch verschwand. Ich ließ mich wieder auf den Stuhl fallen und nahm die Kaffeetasse in meine Hände. Mein Blick lag auf dem tiefbraunen Gebräu und ich versuchte mir ein leises Seufzen zu verkneifen. Ohne Erfolg.

"Das wird schon, Jimin. Du wirst das schaffen, ich bin mir ganz sicher", wollte Jungkook mich ermutigen. Er setzte sich mir gegenüber und lächelte mich an, doch seine Augen verrieten mir, wie geschwächt er war. Eine lange Zeit hatte er versucht zu verbergen, wie sehr ihn Taehyungs Zustand verletzte, allerdings konnte er es nicht länger zurückhalten und sein ganzer Körper sprühte nur so vor Hilferufen. Hoffentlich würde er bald jemanden finden, der für ihn da war. Er brauchte auch jemanden an seiner Seite und ich war mir nicht sicher, ob Taehyung wirklich dieser Jemand sein konnte.

"Ich wünschte, ich hätte genauso viel Vertrauen wie du", meinte ich etwas deprimiert. Mein Griff um die Tasse verstärkte sich etwas und ich biss leicht auf meine Unterlippe. Zum Glück konnte mich Taehyung in diesem Moment nicht sehen, sonst überlegte er es sich vielleicht nochmal, ob er meine Hilfe wirklich annahm. "Ich weiß doch gar nichts über ihn. Ich kenne Taehyung im Prinzip nicht."

"Ich kann dir etwas über ihn erzählen", schlug Jungkook direkt vor. Überrascht davon hob ich wieder meinen Kopf, während ich die Tasse an meine Lippen führte und vorsichtig einen Schluck daraus nahm. "Vielleicht nicht unbedingt den Hintergrund, was mit Taehyung passiert ist, weil er dir das lieber selbst sagen soll - falls er das je tun wird -, aber zumindest, was er gerne macht. Dann hast du wenigstens eine Richtung."

Jungkook wartete mein Nicken ab, bevor er weitersprach: "Weißt du, hinter diesem trauernden und unglücklichen Menschen steckt ein großes Herz. Taehyung liebt es zu kuscheln, sobald er sich mit einer Person gut versteht. Er schaut unglaublich gern Filme, besonders Disneyfilme liebt er. Dazu kommt, dass er Tiere liebt und früher mit mir immer wieder im Zoo war. Natürlich liebt er auch das Feiern, aber das eigentlich nur, weil er sich dann für ein paar Stunden keine Sorgen mehr um irgendetwas machen muss. Die Schule hat ihn immer gestresst, er hat sie gehasst und darum war Feiern für ihn immer eine Möglichkeit, abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen.

Und Taehyung liebt den Sternenhimmel. Er hat mir früher immer versprochen, dass wir irgendwann zusammen aus der Stadt verschwinden, unter freiem Himmel schlafen und gemeinsam Sterne beobachten. Das war sein größter Traum bis vor ein paar Jahre. Ich weiß nicht, ob er ihn immer noch hat... aber ich glaube daran.

Der alte Taehyung ist noch nicht verloren gegangen, selbst wenn er das behauptet."

Don't Leave Me ★ VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt