Kapitel 76

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Jimin

Vielleicht war es nicht die klügste Entscheidung, Taehyung wieder allein zu lassen, aber ich wusste, dass auch Jungkook seine Zeit mit ihm brauchte. Er hatte sich dieselben, wenn nicht sogar größere Sorgen gemacht und dennoch mir den Vortritt gelassen. Ich hatte Taehyung den Ernst der aktuellen Lagen verklickert und auch wenn ich anfangs gesagt hatte, dass ich den Schmerz durchhielt und nicht daran kaputt gehen würde, so entsprach das leider nicht ganz der Wahrheit.

Inzwischen hatte ich die Bindung zu Taehyung erreicht, die ich damals mit Yoongi gehabt hatte und das bedeutete, dass ich ihm mindestens genauso wichtig wie seine Drogen sein musste. Das wiederum hieß, dass es jetzt allein an Taehyung lag: Entweder er entschied sich für mich oder für seine Drogen.

Ich konnte nicht erneut dasselbe durchmachen, wie ich es bei Yoongi hatte mitmachen müssen.

Inzwischen war es nachts und draußen war es dunkel. Ich war auf dem Heimweg und hatte meine Hände in meinen Taschen vergraben. Mein Blick war stumm auf den Boden gerichtet und ich war komplett in meinen Gedanken versunken.

Obwohl ich glaubte und hoffte, dass Taehyung sich für mich entscheiden würde, schlich sich die Befürchtung in mir an, dass er vielleicht doch die Drogen wählen würde. Dass die Überdosis ihn wieder auf den Geschmack gebracht hatte und ihm unsere Freundschaft nicht genug wert war, als dass er diese wählen würde.

Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen und ich lief weiter den Gehweg entlang. Doch dann spürte ich plötzlich, wie jemand meinen Arm packte und mich in eine Gasse zerrte. Vor Schreck wollte ich schreien und um Hilfe rufen, allerdings presste sich direkt eine Hand auf meinen Mund und zwang mich dazu, still zu sein.

Ein leises Wimmern entkam mir, gedämpft von der Hand auf meinem Mund, als die Person meinen Arm hinter meinem Rücken verdrehte. Zwei weitere Hände griffen nach meinen Armen und verdrehten sie hinter meinem Rücken, sodass es noch mehr weh tat. Und nur kurz darauf spürte ich, wie meine Hände gefesselt wurden.

Sogleich versuchte ich mich wieder zu wehren, trat nach hinten und versuchte mich zu entwinden. Aber dafür erhielt ich nur einen - nicht gerade sanften - Schlag auf meinen Hinterkopf, ehe sich endlich die Hand von meinem Mund löste. Stattdessen spürte ich, wie Klebeband auf meinen Mund gedrückt wurde und endlich zeigten sich meine 'Kidnapper' mir. Doch kaum erblickte ich sie, weiteten sich meine Augen vor Angst.

Das waren die Dealer, die Yoongi damals Drogen verkauft hatten. Und irgendwie hatte ich im Gefühl, dass sie auch Kontakt zu Taehyung hatten.

"Na, sieh mal einer an, wer uns ins Netz gelaufen ist", grinste der eine und machte einen Schritt auf mich zu. Er kniff schmerzhaft in meine Wange und direkt verzog ich mein Gesicht, weil es verdammt nochmal weh tat, jedoch schien ihn das nicht zu interessieren. Er winkte seinem Freund, der grob nach meinem Arm packte und so zogen mich mit, während der eine sprach und ich ihm wohl oder übel zuhören musste.

"Erst hast du versucht, Yoongi von den Drogen wegzuholen und jetzt machst du dasselbe mit Taehyung. Ich hoffe, dir ist klar, dass wir das nicht erlauben können. Immerhin gehen unsere Einnahmen deswegen zurück", erklärte er mir. Die Hand, die noch immer meinen Arm umgriffen hielt, verfestigte ihren Griff und ich zischte wieder leise, als sich seine Finger tief in das Fleisch an meinem Arm bohrten.

"Aber dein lieber Yoongi hat es nicht geschafft, nicht wahr? Er ist an den Drogen verreckt. Hast ihn wohl zu sehr genervt", lachte er gehässig auf. Tränen bildeten sich in meinen Augen und meinen Blick hielt ich zu Boden gesenkt. Zwar stimmten seine Worte nicht, aber sie taten dennoch verdammt nochmal weh.

Yoongi hatte nicht wegen mir die Überdosis genommen... das wusste ich.

Inzwischen hatte ich es aufgegeben, mich zu wehren und ließ mich einfach mitziehen, ich hatte sowieso keine Chance gegen die beiden. Erst in dem gruseligen Viertel der Stadt hielten sie vor einem alten Haus an und schubsten mich, weshalb ich stolperte und fast gegen eine Mauer knallte, hätte ich nicht rechtzeitig mein Gleichgewicht gehalten. Ich wollte mich wieder zu ihnen drehen, als ich plötzlich eine Hand an meiner Hüfte spürte, die immer weiter hinab glitt. Panik stieg in mir auf, da ich mich nicht wehren, sondern nur wimmern konnte, aber glücklicherweise schien der andere Dealer Gnade mit mir zu haben und zog ihn von mir.

"Pfoten weg, Jaeyoon. Wir müssen noch warten, bis Taehyung ihn uns offiziell überlassen hat. Dann darfst du gerne mit ihm machen, was auch immer du möchtest."

Don't Leave Me ★ VminOnde histórias criam vida. Descubra agora