One • 💋💄• Solo

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Chaeyoung

Eine einzelne Träne lief über meine Wange und ich strafte mein Spiegelbild mit einem bösen Blick. Meine sonst so reine Haut schien Flecken bekommen zu haben, dunkle Augenringe zeichneten sich unter meinen braunen Augen ab und mein Anblick allein reichte, um die innere Trübnis, die in mir herrschte, zu erkennen.

Wann war ich nur so erbärmlich geworden?

Selbst mein kraftvolles, rotes Haar hatte an Glanz verloren und genervt von mir selbst stöhnte ich leise auf, ehe ich leicht schniefte. Inzwischen waren zwar bereits zwei Wochen vergangen, aber trotzdem stach mein Herz immer noch schrecklich. Jedes Mal, wenn ich an Youngmin dachte, durchfuhr mich ein unbeschreiblicher Schmerz. Und das schien ich ununterbrochen zu tun.

Youngmin war mein Ex-Freund.

Noch immer sah ich das Bild vor meinem inneren Auge, wie er ein fremdes Mädchen einfach auf seinen Schoß gezogen hatte und sie geküsst. Seine Hände hatten an ihrem Hintern gelegen, den er massiert hatte, während sie sich auf seinen Schoß bewegt hatte. Mein Freund hatte immer wieder leise gekeucht, alles andere als angewidert oder erzwungen, obwohl nur ich ihm diese Geräusche entlocken durfte. Doch offensichtlich war ihm das völlig egal gewesen, denn er hatte mich einfach nach allen Regeln der Kunst betrogen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

So viel hatte ich ihm also bedeutet...

Doch anders als er kam ich nicht so leicht über meinen Liebeskummer hinweg. Obwohl nun schon mindestens vierzehn Tage seit der Trennung vergangen waren, in denen wir keinen Kontakt zueinander gehabt hatten, konnte ich nicht aufhören, an ihn zu denken. Ich konnte nicht aufhören, an ihn zu denken und mein Herz um ihn weinen zu lassen. Dabei hatte ich mir kurz darauf meine Haare rot gefärbt, um der ganzen Welt zu zeigen, dass ich einen Neustart wagen wollte und ihn vergessen... von Erfolg war es bisher leider noch nicht gekrönt.

Nichtsdestotrotz hatte ich mir vorgenommen, heute in einen Club zu gehen und mein junges Alter auszuleben, den Liebeskummer zu vergessen und zu feiern. Ich war gerade einmal einundzwanzig Jahre alt und konnte von Glück reden, dass ich dank meines Studiums in einer kleinen Wohnung lebte. Nie war ich mit meinem Freund zusammengezogen, auch wenn ich es stets gewollt hatte. Nachdem er aber unsere zweijährige Beziehung einfach so zerstört hatte, war ich verdammt froh darüber, dass es nie geschehen war.

Youngmin hatte mich immer als starke, unabhängige Frau bezeichnet. Er hatte zu mir gesagt, dass ich ihn nicht brauchte, um stolz zu sein. Ich hingegen hatte immer gewusst, wie schwach ich in Wirklichkeit war und wie viel er mir bedeutete, wie sehr ich seine Liebe gebraucht hatte. Sie hatte mir Kraft gegeben und mir geholfen, meine Träume nicht aufzugeben. Jetzt aber war ich auf mich allein gestellt. Von nun an musste ich ohne ihn auskommen, musste ohne ihn in dieser Welt überleben. Und es war mir nicht erlaubt, mich von ihr in die Knie zwingen zu lassen.

Aus diesem Grund atmete ich einmal tief durch und trocknete mit einem Taschentuch meine Tränen. Nach einigen, ruhigen Atemzügen hatte ich mich gänzlich beruhigt und korrigierte dann mein Make-Up. Tatsächlich gelang es mir, meine Erschöpfung zu überschminken und die Trauer zumindest teilweise verschwinden zu lassen. Ich betrachtete mich schweigend im Spiegel und musterte das kurze Kleid, welches ich trug, doch alles in allem war ich sehr zufrieden. Damit konnte ich durchaus nach draußen gehen und mich den Hindernissen unserer Gesellschaft stellen.

Wenige Minuten später verließ ich das Haus und ging geradewegs auf einen Club zu, der nicht allzu weit entfernt von meiner Wohnung lag. Da ich aufgrund meines Studiums nach Seoul gezogen war, lebte ich nun in einer Großstadt, deren Nachtleben nur so vor Fortschritt protzte. Überall wurde etwas angeboten, bunte Lichter zierten die dunklen Straßen und erleuchteten die junge Nacht. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, während ich neben der Straße herging und ich genoss das ständige Treiben, welches hier herrschte. Zwar sehnte ich mich danach, irgendwann wieder nach Sydney, meinem Geburtsort, zurückzukehren, doch aktuell war ich gerne hier. Hier gab es so viel noch zu entdecken, wenngleich ich bereits jahrelang hier lebte, und am heutigen Tage würde ich das nutzen, um mich von meinem Ex lösen zu können.

Ich hörte laute Musik, als ich mich dem besagten Club annäherte und neugierig musterte ich die Leute, die davor standen. Einige wirkten betrunken und unterhielten sich miteinander, wohingegen andere auf ein Taxi zu warten schienen. Dann entdeckte ich einen Türsteher, der darauf achtete, dass nur Menschen mit einem angemessenen Alter eintreten. Zielstrebig ging ich auf den breit gebauten Mann zu und zückte sogleich meinen Ausweis, den er vor mir verlangte. Kurz betrachtete er ihn und prüfte, ob er echt war, ehe er ihn mir wieder zurückgab und mich eintreten ließ. Dankbar nickte ich kurz, was er nicht erwiderte und betrat dann den belebten Club.

Meine Augen wurden größer, als ich mich hier drinnen umsah. Schon lange hatte ich keinen mehr betreten. Unzählige Menschen tanzten, hatten Spaß und feierten einfach, tranken Alkohol oder lauschten nur der Musik, die durch die Boxen tönten. Viele unterhielten sich, lachten miteinander und manche machten auch miteinander rum. Das war etwas, was ich weder sehen konnte, noch wollte, weshalb ich hastig den Blick abwandte und auf die Bar zuging. Ich wusste, dass ich anfangs immer etwas verklemmt und schüchtern war, deshalb wollte ich mir ein alkoholisches Getränk kaufen, in der Hoffnung, dadurch lockerer zu werden.

Lächelnd wurde ich vom Barkeeper begrüßt und kurz darauf erhielt ich bereits ein leckeres Getränk, für das ich mich natürlich sofort wieder bedankte. Ich nahm es entgegen und trank einen Schluck daraus, bevor ich mich umdrehte und mit dem Rücken gegen die Theke lehnte. Nachdenklich beobachtete ich die Menschen hier, wippte leicht mit der Musik mit und genoss die gute Stimmung. Es tat mir wirklich gut, endlich mein Haus verlassen zu haben und unter die Leute zu kommen, ich konnte abschalten und aufhören nachzudenken. Jedoch war ich noch nicht bereit dazu, zu diesen Menschen zu gehen und mit ihnen gemeinsam zu tanzen, deswegen blieb ich einfach hier stehen und beobachtete die anderen neugierig.

Und dann erschien sie in meinem Blickfeld.

Kiss and Make-Up ★ ChaesooWhere stories live. Discover now