Eleven • 💋💄• Whistle

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Leise summend lief ich durch die Reihen der Bücherei und betrachtete die Bücher, ein bestimmtes Lernbuch suchend. Ich wollte mich für mein Studium informieren, weshalb ich heute in der Bibliothek der Universität meine Zeit verbrachte und endlich wieder dem Lernen nachkam. Das war mehr als nur nötig gewesen, da meine Gedanken zu sehr an meinen Ex gehangen hatten. Jedoch hatte mir Jisoos merkwürdige Therapie von vor gut einer Woche tatsächlich dabei geholfen, meine Gefühle endgültig fallen zu lassen und nicht länger an ihm festzuhalten. Und sollte ich doch erneut wieder meinem Liebeskummer verfallen, durfte ich jederzeit Jisoo anrufen; sie würde mich ablenken.

Heute allerdings hatte ich mich nicht mit ihr verabredet. Auch wenn wir inzwischen mehr Zeit miteinander verbrachten und heute morgen wie immer einander geschrieben hatten, mochte ich es, mich irgendwann wieder zurückzuziehen und den wichtigen Tätigkeiten nachzugehen. Es tat gut, gelegentlich einfach mal zu arbeiten und sich zu beschäftigen. Ich mochte es, zu lernen, zudem machte mir mein Studium sehr viel Spaß. Das war eine gute und gesunde Einstellung.

"Entschuldigen Sie, wissen Sie, wo das Buch ist?", fragte ich leise an eine Bibliothekarin gewandt, einen beschrifteten Zettel in der Hand haltend. Zustimmend nickte sie und lächelte mich kurz höflich an, bevor sie mir den Weg zu der entsprechenden Abteilung zeigte. Dort lief sie zielstrebig auf eine Stelle zu und überflog dann rasch die Namen. Wenige Sekunden später zog sie ein Buch aus dem Regal und reichte es mir. Erfreut stellte ich fest, dass es sich um das gesuchte Buch handelte und bedankte mich rasch bei ihr, ehe ich mir einen Tisch suchte, an dem ich mich setzen und meine Aufgaben bearbeiten konnte.

Doch noch während ich auf dem Weg zu den Tischen war, hörte ich auf einmal, dass mir jemand hinterher pfiff. Verwundert blieb ich stehen und drehte mich um, aber dort stand niemand. Skeptisch legte ich die Stirn in Falten und zögerte noch einen kurzen Augenblick, setzte dann jedoch meinen Weg fort und ließ mich an einem freien Tisch nieder. Die anderen, die sich in der Bibliothek befanden, sahen nicht zu mir, sondern beschäftigten sich mit ihrer eigenen Arbeit. Auch das verunsicherte mich ein wenig, aber ich ließ mir nichts anmerken.

Was für ein seltsamer Tag.

In Ruhe bearbeitete ich meine Aufgaben und genoss das Schweigen, das an diesem Ort herrschte. Es war angenehm, mal nicht der alltäglichen Hektik unterlegen zu sein, sondern sich, ohne von Einsamkeit geplagt zu sein, friedlicher Arbeit hingeben zu können. Zudem liebte ich die Musik und die grenzenlosen Möglichkeiten, die diese mir boten. Zwar mochte das Studium dieser hörbaren Kunst anstrengend sein, aber es lohnte sich, denn ich eiferte auf das Ziel zu: Mit meiner Musik die Welt ein kleines bisschen zu verändern.

Doch plötzlich vernahm ich wieder ein Pfeifen. Erneut erfasste mich das Gefühl, dass es an mich gerichtet sei und irritiert hob ich meinen Kopf von meinem Buch, schaute mich um. Auch dieses Mal entdeckte ich den Verantwortlichen nicht, aber zumindest reagierte ein anderer Student. Er hatte ebenso verwundert, aber auch genervt dreinblickend seinen Kopf angehoben und suchte nach der Quelle des Lärms. Finden tat er sie genauso wenig wie ich, weshalb er sich seufzend wieder seinen Aufgaben zuwandt.

Kurz beobachtete ich ihn noch dabei, bis ich mich dazu entschloss, es ihm gleichzutun. Jedoch kam ich soweit nicht, denn auf einmal setzte sich jemand neben mich und nun ertönte das Pfeifen aus nächster Nähe. Sofort wirbelte mein Kopf zu der Person, wegen der ich keine Sekunde später meine Augen weitete. Das hätte ich doch mittlerweile schon erwarten können, oder?

"Ich muss sagen, du siehst ziemlich heiß aus in diesem lässigen Studentenlook", kommentierte Jisoo grinsend mein Aussehen. Sie hatte sich ebenfalls ein Buch geholt, welches sie vor sich abgelegt hatte. Für einen Augenblick war ich zu perplex, um ihr zu antworten, allerdings fasste ich mich rasch wieder und schüttelte leicht meinen Kopf. Nebenbei begann sich ein rötlicher Schimmer auf meinen Wangen zu bilden; Jisoos Komplimente machten mich schwach.

"Du liebst es offenbar, mich zu ärgern, nicht wahr, Unnie?", gab ich deswegen zurück. Im nächsten Augenblick zuckte ich wegen einem verärgerten 'Shh' zusammen, welches in meinem Kopf das Klischee der Stille in Bibliotheken aufleben ließ. Hier an Universitäten war es normal, dass Lärm verabscheut wurde, er störte nur die Konzentration, doch dass es so klischeehaft streng war, überraschte mich ein wenig.

"Ein bisschen vielleicht. Ich hab dich eher deswegen aufgesucht, weil ich deine Nähe vermisst habe", erwiderte Jisoo, dieses Mal mit einer gesenkten Stimme. Und verdammt, der tiefe Klang in dieser geringen Lautstärke jagte mir ein heißes Schaudern über den Rücken.

"Seit wann kannst du dich in meiner Nähe denn konzentrieren?", konterte ich leise und deutete mit einer Kopfbewegung auf unsere Umgebung, ohne mir etwas anmerken zu lassen. Ich wollte ihr nicht ihren Triumph gönnen, immerhin wusste ich zu gut, wie sehr sie es liebte, mich aus dem Konzept zu bringen. Daher stammten auch viele ihrer - trotzdem ernst gemeinten - Komplimente.

"Eigentlich seit nie, aber ohne dich kann ich es erst recht nicht. Deswegen bin ich hierher gekommen", grinste sie mich leicht an. Danach schlug sie absolut unschuldig ihr Buch auf, ließ mich mit meinen tausend Fragen allein, die mir soeben in den Kopf geschossen kamen. Hatte sie damit etwa angedeutet, dass sie nicht aufhören konnte, an mich zu denken? Nein, oder? Obwohl... mir erging es relativ ähnlich... vielleicht stimmte meine Vermutung also.

"Dann hoffe ich, dass du dich jetzt konzentrieren kannst, Jisoo-Unnie. Schließlich sind wir zum Lernen hier, nicht für etwas anderes, hab ich recht?", neckte ich sie leicht, auf ihr vorheriges Kompliment anspielend. Sofort begann sie zu schmollen.

"Na schön. Aber nur, weil es hier zu leise ist und man alles hört."

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Calm and comfy Chaesoo uwu
Ich hab versucht, eine kleine Zeitraffer einzubauen, ist mir das gelungen? Ansonsten versuche ich im nächsten Kapitel deutlicher zu zeigen, dass Chaesoo einander nun schon länger kennen.
~Cookie

Kiss and Make-Up ★ ChaesooWhere stories live. Discover now