Twelve • 💋💄• Hope not

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Lachend lief ich zusammen mit Jisoo durch die nächtlichen Straßen Seouls. Wir hatten uns dazu entschieden, den Abend durch verschiedene Angebote zu füllen, die diese Stadt zur Verfügung stellte, hatten etwas gegessen, waren Shoppen, hatten Karaoke gesungen und waren anschließend im Park spazieren gegangen. Die ganze Zeit über unterhielten wir uns und gelangten von einem Thema zum nächsten, teilten uns unsere unterschiedlichen Ansichten mit, die sich immer wieder zu überschneiden schienen. Wenngleich wir beide einander nun schon seit einigen Wochen kannten und in dieser Zeit auch recht viel miteinander unternommen hatten, so lernten wir an diesem Abend viele Dinge über den jeweils Anderen, die wir zuvor noch nicht gewusst hatten.

Selbst von ihrer Exfreundin hatte mir Jisoo erzählt. Jennie war ihr Name und die beiden waren zwei Jahre lang ein Paar gewesen, bevor Jennie Schluss gemacht hatte. Die Trennung selbst war noch nicht besonders lange her, etwa ein halbes Jahr, demnach entwickelte sich ein merkwürdiges Gefühl in meiner Bauchgegend. Wieso gefiel mir das irgendwie nicht? Wieso empfand ich so eine innere Abneigung gegenüber ihrer Ex, wenn ich sie doch nicht einmal kannte?

Doch Jisoo war nicht die Einzige, die über ihre alte Beziehungen sprach. Auch ich erzählte ihr von meinem Exfreund, erzählte ihr von den Dingen, die ich letztens noch verschwiegen hatte. Wir tauschten uns über die Dinge in einer Beziehung aus, die wir mochten, über Dinge, die uns an unserem Partner gestört hatten, aber auch über Dinge, die unserer Meinung nach wichtig für eine Beziehung waren. Es war sehr unterhaltsam, interessant und ich fühlte mich der Älteren näher als je zuvor, fühlte mich mit ihr... verbunden. Dieses Gespräch verstärkte unser Band zueinander dermaßen, ich glaubte, nun alles über Jisoo zu wissen.

Ich glaubte.

Denn auf einmal unterbrach sich Jisoo, mitten in unserem Gespräch und schaute verwundert geradeaus. Ich folgte ihrem Blick und entdeckte zwei Mädchen, die uns entgegen kamen und sich lächelnd unterhielten. Dann aber verstummten sie ebenso, oder eher, eine der beiden verstummte und erwiderte Jisoos Blick. Irritiert blickte ich zwischen den beiden hin und her, verstand nicht, was gerade geschah. Kannten die zwei sich etwa? War das möglicherweise diese Jennie?

Jisoo löste ihre Hand von meiner, die sie den ganzen Abend schon durchgängig gehalten hatte. Kurz schluckte ich, sagte aber nichts dazu und folgte ihr, bis sie vor dem mir unbekannten Mädchen stehen blieb. Auch diese hielt an und schweigend schauten sie sich an, die Begleitung der Fremden war offenbar genauso verwirrt wie ich. Was sollte das denn jetzt werden? Wer war sie? Und warum verhielt sich Jisoo so seltsam?

"Hey", ertönte schließlich die tiefe Stimme der Schwarzhaarigen und nun bildete sich ein Lächeln auf den Lippen der Anderen. Sie war ausgesprochen hübsch, das musste ich zugeben, und ihr Lächeln machte sie verdammt niedlich. Irgendwie hoffte ich, dass das Mädchen neben ihr, welches einen Pony hatte, sie datete oder sogar mit ihr zusammen war. Ansonsten befürchtete ich, dass Jisoo sie hübscher finden könnte als mich.

Dabei war dieser Gedanke so überaus dämlich.

"Jisoo-Unnie!", rief die Fremde und löste nun ihre eigene Hand von dem blonden, schlanken Mädchen, um stattdessen Jisoo zu umarmen. Überrascht und aus Respekt trat ich einen Schritt zur Seite und beobachtete die beiden misstrauisch, suspekt. Jedoch erwiderte Jisoo die Umarmung und die beiden drückten sich fest aneinander. Ich konnte nicht verhindern, zu spüren, wie die Eifersucht in mir erwachte und leicht biss ich auf meine Unterlippe. Jetzt benimm dich nicht so kindisch, Chaeyoung, du weißt doch überhaupt nicht, wer das ist.

"Schön, dich endlich wiederzusehen, Jennie~", sagte meine Begleitung nun aber und sogleich versteifte ich mich. Meine Befürchtung bewahrheitete sich also. Dieses hübsche Mädchen war Jennie. Jisoos Exfreundin.

"Ja, dem stimme ich zu", lächelte die anscheinend Jüngere, als sie sich wieder löste und einmal ihren Blick über Jisoo gleiten ließ. Mich beachtete sie dabei nicht, selbst von einem abwertenden Seitenblick blieb ich verschont. "Wir haben lange nicht mehr miteinander gesprochen, dabei leben wir doch beide hier ins Seoul", fügte sie seufzend hinzu und schob traurig ihre Unterlippe nach vorne.

Bestätigend nickte Jisoo. "Seoul ist groß", meinte sie schulterzuckend und lächelte dann, musterte Jennie ebenso einmal von oben bis unten. "Du hast dich verändert. Positiv verändert."

"Danke.~ Aber du siehst auch nicht schlecht aus. Das Schwarz steht dir, auch wenn ich deine lila Haare vermisse", lachte Jennie nun, was Jisoo ein Schmunzeln entlockte. Mit einer Hand fuhr sie sich durch ihr braunes Haar, bevor ihr Blick auf mich fiel. Für einen Moment lang betrachtete sie mich, ich konnte nicht erahnen, was sie über mich zu denken schien. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich minimal, doch ich konnte nicht beschreiben, inwiefern er sich änderte. Im nächsten Augenblick wandte sie sich bereits von mir ab und zog stattdessen ihre eigene Begleitung näher zu sich hin.

"Darf ich vorstellen? Das ist Lisa", stellte sie uns das andere Mädchen vor. Sofort lächelte diese wieder und legte einen Arm um Jennies Taille, sie wirkte glücklich und energiegeladen. Als sie uns ebenfalls begrüßte, schätzte ich sie direkt als einen Sonnenschein ein, ein fröhliches Mädchen, das sich von nichts unterkriegen lassen würde.

Wieso fühlte ich mich gerade nur so unglaublich erbärmlich? War mein Selbstbewusstsein denn so tief gesunken?

"Das ist Chaeyoung", sagte Jisoo wenige Sekunden später und zog mich sanft näher an sich heran. Augenblicklich schlug mein Herz höher. "Wir kennen uns seit einigen Wochen und sind sogar auf derselben Universität, weshalb wir viel miteinander machen."

Verstehend nickte Jennie und wieder riskierte sie einen undefinierbaren Blick auf mich. Dann jedoch wandte sie sich wieder an Jisoo und zog nebenbei auch ihr Handy hervor. Ich bemerkte, dass Jisoo dasselbe tun wollte, was mein Herz komisch stechen ließ. Diese Situation war so merkwürdig, so komisch, ich wollte nichts sehnlicher, als ihr endlich zu entfliehen. Durfte ich das denn nicht?

"Ich habe nach unserer Trennung ein neues Handy und eine neue Nummer bekommen", erklärte Jennie und tippte kurz etwas ein, ehe sie uns den leuchtenden Bildschirm hinhielt. Eine Nummer war darauf abgebildet und als Jisoo ihr Handy zur Hand nahm, verstand ich, dass sie sie eingeben und abspeichern würde. Die beiden wollten also wieder Kontakt zueinander aufbauen, oder? Nur... weshalb sollten sie das tun? Sie waren doch getrennt.

"Ich werde dich später anschreiben, wenn ich Zuhause bin", lächelte Jisoo sanft und steckte ihr Handy wieder weg. Danach griff sie nach meiner Hand und verabschiedete sich von den beiden Mädchen. Wieder tauchte auf Jennies Lippen ein Lächeln auf und die beiden verabschiedeten sich auch, damit wir unseren Weg weiter fortsetzen konnten. Endlich war ich wieder mit Jisoo allein und konnte mich weiterhin mit ihr unterhalten, doch plötzlich empfand ich dieses befremdliche Gefühl in meiner Brustgegend, wegen dem ich mich ausgesprochen unwohl fühlte. Es schien mir so, als sei unsere gute, friedliche Stimmung vorbei und stattdessen bahnten sich Angst und Sorge in mir an.

Würde Jisoo mich etwa fallen lassen, jetzt, da sie wieder Kontakt zu Jennie hatte?

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Songempfehlung des Tages: Hope not von Blackpink. ^-^
~Cookie

Kiss and Make-Up ★ ChaesooTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang