Kapitel 2

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Durch die hellen Sonnenstrahlen, die durch das riesige Fenster zu mir gelangen, öffne ich langsam meine Augen. Ich finde mich im Gästezimmer von Mila wieder. Stimmt, ab jetzt bin ich in London. In einer Großstadt. Was für ein Unterschied. Von einem unbekannten Kaff gleich in die Großstadt. Nach weiteren 10 Minuten, in denen ich einfach nur so daliege und nachdenke, stehe ich dann endlich auf und laufe in die Küche, in der Hoffnung dort Mila zu finden. Natürlich nicht, wie hätte es auch anders sein sollen. Stattdessen finde ich einen Zettel am Kühlschrank hängen. »Hi Bella, ich bin arbeiten. Kannst ja später mal vorbeikommen, dann können wir über alles reden. Bis dann«. Ich lege den Zettel wieder beiseite und schaue mich ein wenig in ihrer Wohnung um. Gestern sind wir direkt in mein Zimmer gelaufen, sodass ich nichts wirklich von der Wohnung gesehen habe. Mila wollte sich auch früh schlafen legen, weil sie ja heute wieder zur Arbeit musste und das relativ früh. Es ist gerade mal 9 Uhr morgens.

Ihre Wohnung ist jetzt nicht die Allertollste, die es auf der Welt gibt, aber relativ schön eingerichtet. Ich weiß, dass Mila's Eltern ihr natürlich hierbei unter die Arme gegriffen haben. Aber jetzt wo sie den Job hat, will sie versuchen selbst alles zu bezahlen. Ich persönlich würde mich freuen, wenn ich noch meine Eltern hätte, die mir helfen würden. Aber andererseits verstehe ich sie auch. Sie will von niemandem abhängig sein, sondern ihr eigenes Leben leben. Vom Flur gelangt man direkt in den großen Wohn- und Essbereich. Weiter geht es dann zu Mila's Zimmer mit einem kleinen Ankleidebereich. Vom Flur gelangt man dann auch zu meinem Gästezimmer und nebenan befindet sich das Badezimmer. So eine Wohnung würde mir auch gefallen, später mal.

Ich gehe wieder zurück in die Küche und mache mir schnell etwas zu essen, gehe danach ins Bad, um mich fertig zu machen. Um 13 Uhr mache ich mich dann auf den Weg Mila zu besuchen. Aber es ist schon ein wenig komisch so durch eine fremde Stadt zu laufen, wo ich mich natürlich überhaupt nicht auskenne. Es war schon immer mal mein Wunsch, hier bei Mila Urlaub zu machen. Dass ich mal ein paar Tage raus komme und nicht nur Tag ein und aus in dem kleinen Dorf lebe. Natürlich habe ich mir vorher noch den Weg zu Starbucks ausfindig gemacht, damit ich mich nicht verlaufe.

"Hey Bella, da bist du ja. Willst du etwas haben?", empfängt mich Mila strahlend, während ich mich auf einen der Barhocker hinsetze, die direkt vor Mila stehen. Jetzt kann ich bei der Arbeit zuschauen. "Ja, vielleicht heiße Schokolade? Irgendwie habe ich darauf gerade Lust", lache ich und sie stimmt mit ein. Sie nickt und läuft dann zu 2 Mädchen hin, die hinten in der Ecke am Tisch sitzen und zahlen wollen. Währenddessen schaue ich mich hier noch ein wenig um und sehe einen Jungen, der sich neben mir an die Bar gesellet. Der Junge ist bestimmt 12 Jahre alt oder so und schaut mich grinsend an. Oh nein, bitte verschone mich. Auch wenn es ein bisschen fies ist, drehe ich ihm einfach den Rücken zu und warte, dass Mila wieder zu mir kommt. So einen kann ich jetzt ganz bestimmt nicht gebrauchen. Ein paar Minuten später steht sie dann auch schon wieder hinter der Theke und macht mir meine bestellte Heiße Schokolade fertig. Ich glaube, ich werde hier öfters hingehen. Die Heiße Schokolade schmeckt hier wirklich köstlich. "Die ist echt der Hammer", zeige ich auf die Tasse und trinke einen weiteren Schluck daraus. Sie lacht nur und wischt dabei die Arbeitsplatte mit einem Tuch ab. Ich glaube, ihr gefällt der Job. Auch wenn es jetzt nicht der Allertollste Traumberuf ist, denke ich, dass sie hier einigermaßen glücklich ist. Ich genieße noch ein wenig meine Heiße Schokolade und quatsche ein wenig mit Mila, falls sie mal gerade nicht hier im Laden hin- und herläuft. Der "12-Jährige Junge" ist auch vorhin gegangen, nachdem er ein Paar Mal versucht hat, mich anzusprechen. Daraufhin habe ich nie geantwortet und mich meistens zur anderen Seite gedreht. Was es heutzutage für Kinder gibt?

So gut wie jeder mögliche Platz zum Sitzen ist mittlerweile hier im Starbucks belegt. Geschäftsleute, Junge Mädchen, ältere Menschen. Eigentlich befinden sich hier Menschen von jeder Alterklasse. Dass so viele hierher kommen, hätte ich nicht erwartet. Daher hat Mila jetzt auch richtig viel zu tun, sodass wir kaum miteinander reden können. Wenn sie mal hinter der Bar steht, ist sie nach 3 Sekunden auch schon wieder verschwunden. Zum Glück hat sie noch einen sympathischen Kollegen, doch zu zweit schaffen sie es schon fast gar nicht, den ganzen Betrieb zu führen. Ich bleibe jedoch hier sitzen, schaue mich um und überlege.

Es ist mittlerweile auch schon 16 Uhr. 3 Stunden sitze ich hier also schon auf diesem verdammt unbequemen Stuhl. "Mila, wie spät hast du eigentlich frei?", frage ich schnell, als sie wieder zu mir kommt. Sie schaut mich fragend und stirnrunzelnd an. Okay, sie ist defintiv überfordert. "Was? Achja, um 20 Uhr", antwortet sie nach gefühlten 10 Minuten. Ok, das dauert doch länger, als ich erwartet hatte. "Okay, ich gehe noch ein wenig spazieren, bis später. Wir sehen uns dann zu Hause", verabschiede ich mich von ihr. Ich lege ihr noch das Geld für das Getränk unter die Tasse und verlasse dann den Laden. Eigentlich wollte ich wieder dalang laufen, von wo ich auch gekommen bin, aber, wenn ich den Weg nehme, muss ich gleich an dem "12-jährigem Jungen" vorbeilaufen und der glotzt schon wieder so blöd in meine Richtung. Ist der irgendwie gestört? Da ich ihm auf keinen Fall über den Weg laufen will, entscheide ich mich für die andere Richtung. Auch wenn ich überhaupt nicht weiß wo ich lang muss. Das muss ich in Kauf nehmen, ein bisschen Bewegung schadet nie. Das Wetter hier ist echt perfekt, nicht zu kalt aber auch nicht zu warm. Ich schlendere noch ein wenig durch die Straßen Londons und schaue mich ein wenig hier um. Dabei versuche ich mir schon einige der vielen Straßen zu merken. Auch wenn das nicht leicht ist, will ich wenigstens ein bisschen informiert sein, wo ich was finde.

...

Ich laufe noch eine Weile durch London, bis ich dann auf meine Uhr schaue und bemerke, dass es schon kurz vor 19 Uhr ist. Ich wusste garnicht, dass ich schon so lange unterwegs bin. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Nachdem ich mir den Weg zu Mila's Wohnung mit meinem iPhone ausfindig gemacht habe, bin ich nun auch endlich angekommen und schmeiße mich direkt auf die Couch. Nach so vielen Laufen, tun mir die Füße weh. Ich bin so etwas einfach nicht gewohnt. Soviel bin ich noch nie an einem Tag gelaufen. Natürlich hätte ich auch mit der Bahn fahren können, aber da kenne ich mich noch weniger mit aus. Mir ist aufgefallen, wie voll es hier um diese Uhrzeit noch ist, im Gegensatz zu meinem alten Zuhause. In unserem Dorf konnte man ab 17 Uhr keinen Menschen mehr auf der Straße sehen. Alles war dunkel und jeder war zu Hause. Aber man kann schlecht ein Dorf mit einer Großstadt vergleichen.

Ich ruhe mich ein wenig auf der Couch aus und schaue ein wenig fern, bis dann auch schon Mila wieder da ist. Sie kommt ebenfalls erschöpft auf die Couch und schließt ihre Augen. "Willst du nicht schlafen gehen? Du siehst so aus, als ob du gleich im sitzen einschlafen würdest", grinse ich. "Du hast Recht. Ich gehe mich jetzt fertig machen. Du solltest auch schlafen gehen. Gute Nacht, Bella", meint sie. "Ich gehe auch gleich schlafen, ich packe nur noch schnell alles weg. Gute Nacht, Mila."

Jetzt liege ich hier in meinem neuen Bett und denke an meinen ersten Tag hier in London. Ich bereue es nicht, dass ich hierher gekommen bin, im Gegenteil, ich bin froh hier zu sein. Alles ist hier so schön und das Wetter ist auch perfekt. Während ich über den heutigen Tag noch mal nachdenke, merke ich langsam, dass ich meine Augen kaum noch aufhalten kann und schlafe schließlich mit einem Lächeln im Gesicht ein.

Love Me Harder | h.sWhere stories live. Discover now