Kapitel 4

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"Bella.", werde ich von jemandem geweckt und am Arm gerüttelt. "Bella...", murmelt die äußert bekannte Stimme gleich darauf wieder. Meine Augen fühlen sich jedoch so schwer an, um sie zu öffnen. Aber nach nicht mal wenigen Sekunden, sind sie offen und ich starre direkt in Mila's Gesicht."Hey-", murmelt sie, "Komm geh doch lieber ins Bett, hier kriegst du sonst noch Rückenschmerzen und das willst du sicherlich nicht", sie lacht und macht mir diesen tollen Vorschlag. Sie will gerade raus gehen, bis ich jedoch ihren Namen rufe und sie stehenbleibt und sich umdreht. "Ja?", fragt sie und schaut mich mit einem warmen Lächeln im Gesicht an. "Ähm..ich wollte mich noch entschuldigen, wegen heute Nachmittag. Es war echt nicht okay von mir, dich so anzufahren und abzuweisen. Ich weiß du willst mir nur helfen und das weiß ich auch sehr zu schätzen, aber heute war nicht so mein Tag und diese schlechte Laune habe ich an dir rausgelassen. Tut mir wirklich leid", erkläre ich ihr leise und schaue hinunter auf meine Hände, die ich mitterweile fest aneinander drücke. Ich bemerke ihre Schritte zu mir, schaue hoch und werde sofort in die Arme genommen. Es tut wirklich gut, wenn man einen einfach nur in den Armen nimmt, ohne irgendetwas zu sagen. Ich weiß nicht wie lange wir hier Arm in Arm sitzen, aber es fühlt sich gut an, zu wissen, dass man wenigstens eine Person hat, die für einen da ist. Nach ein paar Minuten lösen wir uns wieder. "Bella, es ist überhaupt nicht schlimm, ich kann dich verstehen. Du hast eine schwere Zeit hinter dir, aber manchmal hilft es auch mit jemanden darüber zu reden. Du sollst nicht alles in dich hineinfressen und du weißt, dass ich dir immer zuhöre. Du bist meine beste Freundin und beste Freunde sind in den Guten und schlechten Zeiten füreinander da. Aber ich werde dich auch nicht zwingen, mit mir zu reden, denn ich weiß, dass du selbst zu mir kommst. Und außerdem kann ich dir nicht böse sein, haha", lacht sie. Mir kommen leichte Tränen hoch, aber diesmal nicht aus Trauer, sondern vor Freude. Wie habe ich nur so eine tolle Person verdient? Sie ist so einzigartig. Ich bin so froh sie zu haben. Mila bemerkt meine Tränen und schaut mich erschrocken an. "Bella? Hab ich etwas falsches gesagt? Oh man. Ich - es tut mir leid. Bitte weine nicht", sagt sie hektisch und versucht mir die Tränen weg zu wischen, die mittlerweile schon dabei sind, meine Wangen hinunter zu rollen. "Nein, nein Mila. Du verstehst das falsch. Ich weine nicht, weil du mich verletzt hast. Ich weine vor Freude. Du bist die beste Freundin, die man sich je wünschen kann und deswegen bin ich dir so sehr dankbar. Danke, wirklich vielen dank, dass du meine Beste Freundin bist, oder besser gesagt meine einzige vertraute Person, die ich noch habe", erkläre ich unter Tränen mit einem schwachen Lächeln. "Ach, Bella. Du bist süß, es ist selbstverständlich, dass ich für dich da bin und jetzt möchte ich keine Träne mehr sehen, sonst fange ich auch noch an und das wollen wir beide doch nicht", lacht sie. Ich kichere leise und wische mir die restlichen Tränen weg. "Wie spät ist es eigentlich?", frage ich sie verwirrt. "Gute Frage. Warte-", sie holt schnell ihr Handy raus und schaut auf die Uhrzeit, "es ist gleich schon halb eins", antwortet sie schokiert. "Na dann, würde ich mal sagen, ab ins Bett?", lache ich leicht und stehe von der Couch auf. "Hahah ja, würde ich auch sagen. Ich wünsche dir eine gute Nacht und träum schön", verabschiedet sie sich daraufhin von mir und steht auch von der Couch auf. "Danke Mila, du auch", antworte ich zu ihr, bis jeder in seinem Zimmer verschwunden ist. Ich mache mich schnell bettfertig und lege mich direkt ins Bett.

Jetzt liege ich schon seit gefühlten 3 Stunden in meinem Bett, wobei gerade mal erst 10 Minuten vergangen sind. Wie immer frage ich mich warum unbedingt meine Eltern sterben mussten. Manchmal wünsche ich mir, dass ich auch im Auto drin gewesen wäre, dann wäre ich zumindest bei ihnen. Aber dann denke ich an Mila und sofort verschwinden die Gedanken, denn ich könnte es nicht ertragen sie traurig zu sehen. Eigentlich ist sie zur Zeit mein einziger Grund, überhaupt noch hier zu stehen und zu leben. Ohne sie wäre ich höchstwahrscheinlich in ein tiefes Loch gefallen und nicht mehr rausgekommen. Ich drehe mich auf meinen Rücken und starte die Decke an, während ich merke, dass mir schon wieder Tränen aus den Augen fließen. Ich mache mir erst keine Mühe sie wegzuwischen, denn sie werden so oder so immer mehr.

Ich drehe mich zur Seite und sehe die Schlaftabletten auf dem Nachttisch liegen. Während ich mich aufsetze, greife ich nach der Packung und hole mir eine Tablette aus der Verpackung heraus. Schnell schlucke ich es mit etwas Wasser runter. Dann stelle ich das leere Glas wieder auf meinen Nachtschrank und lege mich hin. Nach wenigen Minuten, fühle ich auch schon die Müdigkeit hervorkommen. Wenig später schließen sich meine Augen ganz von alleine und ich drifte in die Traumwelt.

...

Durch das Klingeln des Telefons werde ich aus meinem Schlaf gerissen. "Ja?", höre ich Mila genervt, die anscheinend gerade den Anruf entgegengenommen hat. Es ist gerade mal 9:00 Uhr morgens. Viel Schlaf hatte ich nicht, was ich auch an meinen Augen bemerke, denn sie wollen sich am liebsten schließen und weiter schlafen. Dadurch dass das Fenster in meinem Zimmer offen ist, höre ich den lauten Verkehr draußen auf den Straßen. Mila's Wohnung liegt eigentlich direkt im Zentralen von London. Einerseits schön von der Lage, aber andererseits den lauten Verkehr, da die Wohnung ja direkt an einer viel befahrenen Straße liegt. So etwas bin ich ja überhaupt nicht gewohnt. Ich konnte alle Fenster in meinem damaligen Zimmer bei meiner Tante öffnen und hörte nichts. Nur mal Vogelgezwitschere und alle 20 Minuten ein Auto, dass gerade vorbeifährt aber sonst totale Stille.

"Bella?", fragt Mila leise, die gerade am Türrahmen steht und mich verschlafen anschaut. "Ja?", entgegne ich. "Mein Chef hat gerade angerufen. Im Laden ist die Hölle los und 2 Kollegen haben sich heute krankgemeldet. Ich muss für ein paar Stunden arbeiten. Ist das in Ordnung für dich, wenn ich dich hier alleine lasse?", fragt sie mich skeptisch. "Kein Problem Mila. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich komme gut alleine klar", lächele ich leicht. "Okay, dann bis später", lächelt sie auch und verschwindet wieder. Ich höre noch wie sie sich schnell fertigmacht, bis sie dann nach wenigen Minuten die Wohnung verlassen hat.

Mila macht sich wirklich zu viel Sorgen um mich. Sie soll nicht alles von mir abhängig machen. Es ist ihr Leben und ich bin nur eine Freundin. Ich kann warten.

Ich liege noch eine Weile in meinem Bett und denke an nichts. Jetzt bin ich schon seit über einer Woche hier in London und fühle mich, als ob ich hier schon 10 Jahre leben würde. Der Alltag kehrt wieder zurück in meinem Leben.

Vielleicht sollte ich mir in den nächsten Wochen mal überlegen mir einen Job zu suchen. Ich meine, ich kann hier nicht jeden Tag rumsitzen und nichts tun. Außerdem habe ich schon ein schlechtes Gewissen, dass ich mich hier einfach so einquartiert habe. Auch wenn sie immer sagt, ihr macht das nichts aus. Ich will ihr das entsprechende Geld dafür zahlen. Vielleicht könnte ich eine Hälfte der Miete bezahlen und sie die andere Hälfte. Ich habe einfach ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Sie arbeitet ziemlich viel, nur um uns zu versorgen. Auch wenn dass wirklich sehr sehr sehr nett von ihr ist und ich ihr deshalb auch wirklich sehr dankbar bin. Ich kann das aber nicht einfach so hinnehmen. Ich muss ihr helfen. Wir sind schließlich eine Familie.

Den restlichen Tag verbringe ich damit, dass ich mich eigentlich so gut wie nur in meinem Zimmer aufhalte und es mir gemütlicher einrichte. Ich verbringe hier bestimmt mehrere Monate mein Leben und will es mir natürlich so schön wie möglich machen. Das Leben ist viel zu kurz und man weiß nie wann es zu Ende ist. Vielleicht schon morgen? Oder in einer Woche? - Keiner weiß es.

Love Me Harder | h.sWhere stories live. Discover now