Kapitel 1

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So viele Menschen hier. Die würden nicht einmal ansatzweise in dem Dorf hineinpassen, wo ich bis vor kurzem noch mit meiner Tante gelebt habe. Dagegen ist der Flughafen hier in London ungefähr 10 mal so groß, wenn nicht noch größer. Hier werde ich ab jetzt mein neues Leben beginnen, ohne meine Familie. Ohne niemanden. Ich habe nämlich keine Familie mehr. Meine Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als ich 12 Jahre alt war. Es war wirklich sehr schwierig, auch wenn ich noch ziemlich jung war. Und jetzt ist vor 2 Wochen auch noch meine Tante ganz plötzlich gestorben. Ich war wirklich geschockt, als ich diese Nachricht erfahren habe. Ich meine, sie ist die Einzige gewesen, die ich noch hatte. Dann ist das doch klar oder nicht? Sie starb genau so, wie meine Eltern bei einem Autounfall. Also auf die Frage wie es mir gerade geht, wisst ihr nun sicherlich eine Antwort. Ich habe überhaupt keine Ahnung, womit ich das alles verdient habe, dass alle Menschen in meiner Umgebung mich einfach verlassen. Als hätte ich nicht schon genug gelitten, passiert immer mehr. Dabei habe ich doch nichts Schlimmes verbrochen? Niemand kann mir eine Antwort darauf geben, wenn ich frage, warum mir das passiert ist. Und ich werde mich diese Frage noch das ganze Leben stellen und nie eine Antwort bekommen. Aber ich muss versuchen, das Beste aus meinem Leben zu machen. Auch wenn es mir ganz und gar nicht leicht fällt alles hinter mir zu lassen und noch einmal ganz von vorne anzufangen.

Meine Tante Betty hat mich immer als ein starkes und mutiges Mädchen bezeichnet, weil ich mich von Nichts und Niemanden untergekrochen habe. Auch wenn es mir nicht immer leicht fiel und glaubt mir, es war absolut nicht leicht. Doch ich habe gelernt, auch mit dem zufrieden zu sein, was ich habe. Meine Tante sagte auch manchmal zu mir: Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das was du hast! Ich muss also mit dem zufrieden sein, was ich besitze. Aber was besitze ich schon? - Nichts.

»Isabella, wir sind immer in deinem Herzen und unterstützen dich, was auch immer passieren wird!«

London war schon immer eine meiner Lieblingsstädte und jetzt werde ich hier wirklich her ziehen. Nun muss ich nur noch meine beste Freundin Mila finden, die draußen vor dem Flughafen auf mich wartet. Sie hat mir angeboten, erst einmal bei ihr unterzukommen und dann muss ich mal schauen, wie es weiter geht. Den Hof von meiner Tante habe ich verkauft, weshalb ich jetzt nach London gekommen bin. Auch wenn meine Tante mir ihren Hof vererbt hat, ich konnte ihn nicht behalten. Sie wusste aber auch, dass ich das nie gemacht hätte. Aber sie sagte, sie vererbt mir den Hof trotzdem, weil sie niemand anderen hatte, den sie beerben konnte. Ich bin wirklich froh, dass meine Tante das wusste, weil ich mir jetzt bestimmt Gedanken gemacht hätte, ob sie sauer auf mich wäre, wenn ich den Hof verkaufe. Diese Last hat sie mir zum Glück abgenommen.

Mila ist wirklich jetzt noch der einzige Mensch, der mich wirklich kennt. Meine einzige Bezugsperson. Klar habe ich noch andere Freunde, aber die wissen nicht sehr viel von mir und meiner Geschichte. Ehrlich gesagt will ich auch nicht, dass jeder mein Leben kennt. Aber wer will das schon?

Ich laufe nichts orientierend durch den Flughafen bis hin zum Eingang, wo ich dann auch schon meine beste Freundin strahlend vor mir sehe. Sofort kommt sie auf mich zu und wir umarmen uns lange. "Bella, ich bin so froh, dass du jetzt hier bist. Komm wir fahren zu mir nach Hause, damit ich dir alles zeigen kann", begrüßt mich Mila herzlich. Danach verstaue ich meine Reisetasche in ihrem Auto und wir fahren dann zu ihrer Wohnung bzw. zu meiner zukünftigen Unterkunft.

Während der Fahrt dorthin unterhalten wir uns über fast alles, worüber zu reden ist. Wobei sie hauptsächlich redet und mir von ihrem Leben berichtet und ich immer nur kurz antworte. Sie strahlte förmlich, als sie mir vorhin erzählte, dass sie nun endlich einen Freund hat. Er soll wohl sehr süß, gutaussehend und total witzig sein. Ich freue mich natürlich sehr für sie und nicke nur als Antwort, während sie geradeaus auf die Straße schaut. Noch dazu habe ich erfahren, dass sie jetzt einen festen Job bei Starbucks hat. Nach langem Suchen hatte sie dann jetzt endlich diese Stelle gefunden. Nun ist sie erstmal beruhigt, weil sie ja auch ihre Wohnung und die ganzen Kosten bezahlen muss und ohne Job wird das ein bisschen problematisch.

Love Me Harder | h.sOù les histoires vivent. Découvrez maintenant