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"Hast du es ihm eigentlich mal gesagt?"

Ich schüttelte etwas beschämt den Kopf und schaute zu Boden. Ich wusste was Mingjin nun sagen würde.

"Taehyung, so kann das nicht weiter gehen. Du musst anfangen ehrlich zu sein und ihm endlich die Wahrheit sagen." während sie mit mir sprach nahm sie meine Hand und schaute mich mit ihrem sanft eindringlichen Blick an.

Mingjin war einfach außergewöhnlich. Die zierliche Koreanerin war mit ihren 22 Jahren zwar nur ein Jahr älter als ich, jedoch viel reifer als die meisten in unserem Alter. Sie studierte genau wie ich an der SNU (Seoul National University), nur dass sie im Gegensatz zu mir nicht Malerei sondern Medizin studierte und das nicht mal unerfolgreich. In ihrem ersten Semester wurde sie für ihre heruasragenden Leistungen ausgezeichnet und so auch jedes weitere Semester bis jetzt. Sie hatte sich zwar nie testen lassen, aber jeder der sie kannte wusste, dass ihr IQ bei mindestens 140 liegen musste. Mingjin war eine starke und selbstständige Frau, man sollte also meinen, dass so eine wie sie eher alleine in ihrer, in Büchern ertrinkenden, Wohnung hauste und lieber lernte als sich mit Freunden zu treffen, doch das Gegenteil war der Fall.

Jinnie lebte sehr glücklich in einer immer auffgeräumten drei-Zimmer-Wohnung mit ihrem Freund und, meiner Meinung nach, zukünftigen Ehemann Na Kanghae, welcher auch nicht zu unterschätzen war. Als Leiter eines kleinen Cafés in der Innenstadt Seouls verdiente er gutes Geld und hatte einen guten Ruf.
Einen Mann der mit 25 schon selbstständig war und mit beiden Beinen fest im Leben stand, ohne ein abgeschlossenes Studium hinter sich, war nicht nur höchst ungewöhnlich, sondern fast schon ein Wunder, weshalb sein relativ hoher Status auch nicht allzu überraschend war.

Und dies waren auch nur ein paar der Gründe weshalb ich die Beiden so sehr bewunderte. Schon immer waren sie die totalen Überflieger, die einfach alles und jeden hinter sich ließen. Das würde sich vermutlich auch nicht ändern.

"Yah! Hörst du mir überhaupt zu?" Mit einem schmerzhaften Schnipser gegen meine Stirn riss mich Mingjin aus meinen Gedanken. Natürlich hatte ich ihr nicht zugehört. Mal wieder war ich so tief in Gedanken versunken, dass alles um mich herum einfach verschwand.

"Tut mir leid Noona. Was hast du gesagt?" Ein leiser Seufzer entwich ihren schmalen Lippen, bevor sie ihren Kopf leicht schüttelte und mich ernst ansah. "Du musst mit Yoongi reden. Du kannst nicht so weiter machen und daran kaputt gehen. Glaub mir doch einfach, dass es dir viel besser gehen wird wenn du es ihm endlich sagst und ihr wie zwei vernünftige Erwachsene darüber redet."

"Ich weiß, dass du Recht hast Jinnie, aber so einfach wie du das hier formulierst ist es einfach nicht. Ich bin seit Jahren in ihn verliebt und er ganz offensichtlich nicht in mich. Wir sind beste Freunde seit wir vier waren und die Art unserer Beziehung wird sich auch nicht ändern, egal ob ich das will oder nicht."

Mittlerweile hatten sich ein paar Tränen in meinen Augen gesammelt, weshalb Mingjin mich nun für mehr Privatsphäre in eine Gasse zog und ihre weichen Hände an meine Schultern legte. "Hör zu Taehyung; rede mit ihm. Du weißt nicht wie er reagieren wird. Das wichtigste ist doch, dass du die riesige Last dieses Geheimnisses von der Brust hast."

Ich schüttelte nur energisch den Kopf: "Nein. Nein auf keinen Fall. Was wenn er sich dann von mir entfernt? Oder schlimmer noch gar nicht mehr mit mir redet? Lieber lebe ich so weiter wie es jetzt ist und leide weniger als wenn er mich nach meinem Geständnis anders behandelt als bisher."

Entschuldigend senkte sie den Kopf und trat einen Schritt zurück. "Tut mir leid Tae. Ich finde trotzdem, dass du mal mit ihm reden solltest. So oder so, es kann nicht so weiter gehen. Wenn du willst kann ich dir dabei auch seelischen Beistand leisten."

Kopfschüttelnd zog ich sie nur in meine Arme und musste leicht lachen. "Schon gut. Das ist was zwischen mir und Yoongi, aber trotzdem danke. Und jetzt lass uns nach Hause gehen MingMing" Ich zwinkerte ihr noch zu bevor ich schon vorlief um ihrem Schlag auszuweichen. Sie hasste diesen Spitznamen und ich liebte es sie damit zu ärgern.








Puhh das ist das erste Kapitel zu meinem ersten Buch hier auf Wattpad. Ich hoffe es ist verständlich und nicht allzu schlecht geworden.

~Bis (hoffentlich) ganz bald ~

ComplicatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt