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Es sind einige Monate vergangen, seitdem ich das letzte mal hier reinschrieb. Es ist viel passiert. Sehr viel.

Am besten schreibe ich erst schöne Sachen auf.

Mein 17. Geburtstag. Wenn ich es genau nehme habe ich ihn alleine verbracht. Was daran schön ist? Wir haben keine Party gemacht, die meiner Schwester irgendwie Schaden zufügen könnte. Keine Idioten, die mit einem sonst was machen, kein Alkohol.

Sie saß in ihrem Zimmer, ich in meinem. Jimin hat mir mein Geschenk schon am Freitag geben und öffnen durfte ich es erst am Sonntag. Es war ein Tagebuch. Zwar war es schlicht und in einem sanften hellgrün, aber es war wunderschön. In diesem Tagebuch ist zwar noch Platz, aber irgendwann werde ich es schon noch benutzen. 

Denn den Schlüssel dazu trage ich bereits bei mir. Jimin hat den Schlüssel nämlich an eine Halskette gemacht und dazu gelegt. Die Idee fand ich sehr süß. 

Da fällt mir was ein. Habe ich jemals geschrieben, was ich damals von Jimin zum Einjährigen bekommen habe? Nicht, oder?

Damals hat er mir tatsächlich ein Kuschelkissen geschenkt. Es war in einem schönen Blau und in Herzform. Richtig süß. Als ich ihn gefragt habe, wieso er mir ein Kissen geschenkt hat, meinte er, dass ich meistens beim Filmschauen ein Kissen im Arm habe. Das stimmt. Dennoch ist es seltsam, weil ich es ins Tagebuch geschrieben habe.

Aber das war noch nicht alles. Dazu schenkte er mir auch einen Korb. Also so einen Picknickkorb. Ich öffnete diesen und sah, dass Jimin wohl ein Picknick geplant hatte. Es gab nur eine kleine Sache, die mich daran störte. Zu diesem Zeitpunkt war es Winter. Folglich, es ist draußen kalt.

Jimin hatte dafür aber auch eine Lösung. Er meinte, ich solle mir meine Jacke anziehen und mit ihm in unseren Garten gehen. Dafür war ich ihm in einer Hinsicht dankbar. So war ich nicht sonderlich weit weg von meiner Schwester.

Da ich aber auch nicht allzu lange von ihr weg sein wollte, bat ich Jimin, dass das nicht unbedingt über eine oder zwei Stunden hinausgehen sollte. Er war damit vollkommen einverstanden. Somit verbrachten wir eigentlich eine echt schöne Zeit zusammen.

Die kamen aber seit meinem 17. Geburtstag nicht mehr allzu oft. Denn ich hatte genug mit meiner Schwester, teilweise auch Jungkook und mit Lernen zu tun. Ja, meinen Abschluss habe ich mittlerweile auch. Ist sogar gar nicht so schlecht ausgefallen. Aber ich weiß immer noch nicht, was ich mal machen will. 

Was soll ich auch machen? Im Moment gibt es viele Sachen, die viel wichtiger sind. Und das nicht unbedingt im positiven Sinne. 

Es war eine dumme Idee. Die dümmste, die ich jemals hatte und haben werde. Wieso habe ich nur die Idee gehabt? Auch wenn ich Jimin fragte, ob es eine gute Idee sei, wusste er genau wie ich, was bereits alles passiert war. Dabei machte sie einen so stabilen Eindruck.

Deswegen luden wir alle ein. Alle. Auch diesen blonden Idioten. Hätten wir das mal nicht getan. 

Als irgendwann, während des Treffens bei uns im Wohnzimmer, meine Schwester auftauchte, eskalierte alles. Sie sah ihren Ex-Freund und erstarrte regelrecht. Ich bekam in diesem Moment echt Angst. Jimin hat zum Glück meine Hand genommen und mich damit etwas beruhigt. 

Aber am meisten beruhigte es mich, als Jungkook aufstand und mit ihr auf den Flur ging. Was sie dort gemacht haben, weiß ich nicht, aber Jungkook kam nicht sonderlich zufrieden wieder in den Raum. 

Doch am schlimmsten wurde es, als sie wegrannte. Meine Schwester verließ nicht nur unser gemeinsames Zuhause, sondern eigentlich auch damit unser gemeinsames Leben. 

Jungkook war natürlich aufgesprungen und wollte ihr hinterher, aber dieser Idiot verhinderte es mit einer kleine Provokation. Wie ich ihn dafür hasse. 

Denn hätte er das nicht gemacht, wäre meine Schwester wohl noch am Leben. Weil Jungkook sie gerettet hätte. Da war ich mir sicher.

Nun aber ist sie tot. Der dritte Versuch hatte geklappt. 

Ich will aber nicht viel zu der Zeit schreiben. Wenn ich mein Tagebuch eines Tages noch mal lesen sollte, will ich nicht, dass der alte Schmerz wieder hochkommt. Auch über die Beerdigung ist nichts zu sagen. Das war zu emotional. Jeder kam. Nur ihr Ex-Freund nicht. Aber den hatte auch niemand eingeladen. Gekommen wäre er wahrscheinlich auch nicht.

Nach zahlreichen Tränen sitze ich nun hier und komme langsam über den Tod meiner Zwillingsschwester hinweg. Sehr langsam. Aber es wird. Jimin ist eine große Hilfe. 

Ich habe mich bei ihm ausgeheult und sogar er konnte sich einmal nicht zurückhalten und begann zu weinen. Der Tod ging allen sehr nah. 

Ich habe auch sehr viel mit ihm geredet. Um die letzte Zeit kurz zu fassen: Ich war nur bei Jimin und habe mit ihm geredet und geweint. Aber es hat geholfen. 

Allen geht es eigentlich schon etwas besser. Selbst meinen Eltern. Sie brauchen aber auch noch eine ganze Weile. Immerhin habe sie ihre eine Tochter verloren.

Jungkook ist die einzige Person, der es wohl nicht besser geht. Für ihn war die Beerdigung schon sehr schlimm. Sein Anblick war herzzerreißend. Er war am Boden zerstört und hauptsächlich liefen ihm Tränen die Wange runter. 

Heute hatten Jimin und ich das erste Mal seit der Beerdigung Kontakt zu ihm. In der Öffentlichkeit kann er sich wohl zusammenreißen, aber ich bin mir sicher, dass er viel mehr Schmerz verspürt, als ich mir vorstellen kann. 

Jimin und ich haben schon oft versucht, mit ihm zu reden, bei ihm zu sein, ihm zu helfen, aber er lehnte immer ab. Zwingen konnten wir ihn schlecht, aber irgendetwas mussten wir tun. 

Aus diesem Grund haben wir ihn zu einer Kunstausstellung eingeladen. Er hat seit zwei Wochen nicht mehr das Haus verlassen, mit niemanden gesprochen, niemanden bei sich gehabt. 

Für ihn war es schon sehr schmerzhaft, aber für mich war es noch schmerzhafter, als ich vor zwei Wochen erfuhr, dass Jungkook schon wirklich lange in meine Schwester verliebt war und bis heute ist.

Als wir uns endlich trafen, umarmte ich ihn sofort. Ich konnte nicht anders. Auch Jimin umarmte ihn kurz. Nicht so lange wie ich es tat, aber er wollte ihm damit auch sagen, dass er für ihn da war.

Wir gingen rein, Jimin bezahlte sogar für uns alle, und wir schlenderten durch die Ausstellung. Ich hatte an meiner einen Hand meinen Freund und mit meiner anderen Hand hielt ich Jungkooks fest. Auch wenn ich das später ein bisschen bereute, wollte ich ihm weiterhin zeigen, dass wir für ihn da sind. Für immer.

Doch er schien sich in irgendwelchen Gedanken zu befinden und merkte nicht, dass er langsam immer mehr Druck auf meine Hand ausübte. Woran auch immer er gedacht hat, es war wohl ein wirklich schrecklicher Gedanke. 

Nachdem er bemerkte, was er getan hat, ist er alleine durch die Ausstellung. Was danach mit ihm passiert ist, wissen wir nicht. Wir fanden ihn nie wieder. 

Unsere Vermutung war, dass er bereits nach Hause ist, weswegen wir die Suche aufgaben und uns selber die Ausstellung nach ansahen. 

Es war echt schön, mit Jimin wieder so viel Zeit zu verbringen, ohne Tränen zu vergießen. Hoffentlich passiert das in Zukunft noch öfter. Und genauso hoffe ich, dass Jungkook auch eines Tages wieder glücklich ist. Dass wir alle eines Tages glücklich werden.

Leona 

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1196 Wörter 

~🌹LY🌹~

Third Love | BTS Jimin FF |Where stories live. Discover now