4° 𝕹𝖊𝖚𝖌𝖎𝖊𝖗 *

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Während der Fahrt zurück nach Hause lag eine drückende Stille im Wagen. Das monotone Brummen des Motors war das einzige Geräusch, das die angespannte Atmosphäre durchbrach. Niemand sprach ein Wort, jeder schien in seine eigenen Gedanken versunken zu sein.

Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich keine Details darüber kenne, was mit den Kills passiert ist, und angesichts der derzeitigen Stimmung zweifle ich daran, dass ich es bald erfahren werde. Ich spiele mit dem Gedanken, nachzufragen, entscheide mich jedoch dagegen. Zu groß ist die Gefahr, die ohnehin schon angespannte Stimmung zum Kippen zu bringen. Insbesondere möchte ich nicht die schlechte Laune meines Bruders oder der anderen auf mich ziehen, gerade weil Luca und ich uns eigenmächtig zurückgezogen hatten. Tyler wirft mir von Zeit zu Zeit scharfe Blicke zu, die ich bewusst ignoriere und stattdessen die vorbeiziehende Landschaft durch das Fenster betrachte, um mich abzulenken.

Als wir schließlich zu Hause ankommen, wird die Haustür mit einem lauten Knall geschlossen, und das Getrampel, das darauf folgt, erinnert an das einer heranstürmenden Elefantenherde. Die Jungs verteilen sich schnell im Haus, sodass ich als Letzte zurückbleibe und mich ins Wohnzimmer zurückziehe.

Ich plane, den Rest des Abends die Füße hochzulegen, vielleicht eine Pizza zu bestellen und eine der vielen langweiligen Talkshows anzuschauen, die zu dieser Zeit im Fernsehen laufen.

Doch meine Pläne werden jäh unterbrochen, als eine Zigarettenschachtel meine Aufmerksamkeit erregt. Bald darauf stehe ich an der offenen Terrassentür, lasse den Geschmack des Tabaks auf meiner Zunge zergehen und genieße die dringend benötigte Beruhigung meiner Nerven.

Plötzlich steht Tyler im Wohnzimmer. »Erklärst du mir, wieso Luca dich weggezogen hat?«, fordert er mit verschränkten Armen und einer erwartungsvollen Haltung. Er möchte eine plausible Erklärung für mein Verhalten hören.

»Keine Ahnung, was sein Problem ist«, erwidere ich ausweichend und wende meinen Blick ab, um nicht direkt in Tylers durchdringende Augen sehen zu müssen. Ich weiß, dass die Wahrheit darüber, warum Luca mich weggezogen hat, nur zu weiteren Problemen führen würde.

»Schau mich an, wenn ich mit dir rede«, sagt Tyler schärfer, sein Tonfall ist ungeduldig und fordernd. Widerwillig richte ich meinen Blick auf ihn.

»Mach dich bei Daniel nützlich, wenn du es schon nicht bei mir warst«, fügt er hinzu, ohne auf meine Zustimmung zu warten, und signalisiert mir damit schweigend, dass ich seinen Anweisungen folgen soll. Ich bin nicht auf einen Streit aus und kapituliere kampflos mit den Worten: »Ich bin schon weg.«


Ich greife nach dem Schlüssel des Pick-ups und meiner Jacke lässig über die Schulter geworfen verlasse ich das Haus und ich mich zum Wagen begebe, der am Straßenrand parkt. Die alte Kiste mag ihre besten Jahre schon hinter sich haben, aber sie ist seit meinem sechzehnten Lebensjahr mein treuer Begleiter. Im Gegensatz zu den Jungs, die ihre ratternden Altwagen längst gegen glänzende, teure Modelle eingetauscht haben, könnte ich mir niemals vorstellen, meinen Pick-up aufzugeben.

Die Nacht hat bereits ihre dunklen Schleier über die Stadt gelegt, und die wenigen Straßenlaternen, die funktionieren, werfen nur schwaches Licht auf den Asphalt. Die Scheinwerfer meines Trucks durchschneiden die Dunkelheit, während ich die vertrauten, jedoch schlecht beleuchteten Straßen entlangfahre.  Der Weg zu Daniel führt mich weit aus der Stadt hinaus, bis zum Waldrand. Dort, verborgen hinter dichten Baumreihen, liegt Daniels Haus, das locker groß genug wäre, um unsere gesamte Crew zu beherbergen.

Der Zugang zu Daniels Domizil ist nicht direkt von der Hauptstraße aus sichtbar. Erst wenn man den unauffälligen Kiesweg erreicht, der sich zwischen den Bäumen schlängelt, eröffnet sich der Weg zu seinem Versteck. Dieser Weg ist gut gesichert, gesäumt von hochmodernen Überwachungskameras, die jede Bewegung erfassen. Ich biege in die Einfahrt ein und halte kurz an, um den Sicherheitscode in das Tastenfeld am Tor einzugeben. Mit einem leisen Summen öffnet sich das Tor, und ich steuere meinen Truck die gewundene Einfahrt hinauf.

GangbattleWhere stories live. Discover now