12°

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Die ganze Nacht über hatte ich keinen Gedanken an die Probleme und sorgen verschwendet, die mein Leben prägen.
Für eine Nacht konnte ich alles vergessen und mich hingebungsvoll fallen lassen.
Jason hatte dafür gesorgt das ich genug zum trinken hatte und nach einem bestimmten Pegel auf die Tanzfläche zog.
Wir hatten getanzt, getrunken und zwischendurch eine Zigarette geraucht.
Ich hätte niemals im Leben gedacht mit ihm Zeit zu verbringe, schon garnicht bis zum Morgengrauen feiere.

Es war fast vier Uhr morgens als wir beschließen den Club zu verlassen und uns an seinem Wagen lehnten.
Meine Ohren dröhnen noch, durch die lauten Bässe im Club trotzdessen das Ruhe eingekehrt ist.
Nur ein paar Partygäste sind zu hören, die genauso zum Wagen laufen oder die einzelnen Autos auf der Hauptstraße die nach Hause fahren.
Mein Blick schwenkt über den noch vollen Parkplatz obwohl das Late Night in einer halben Stunde seine Türen schließt.
Die meisten würden bis zum Ende hier verbringen nur, um einmal richtig durchzufeiern und die Nacht komplett auszuschöpfen.

Ich spüre wie mein Körper sich an die Ruhe gewöhnt und die Erschöpfung, die sich bemerkbar macht.
Meine Augenlider werden schwer und ich bemühe mich, nicht an der Motorhaube gelehnt, einzuschlafen.
Der Alkohol macht es mir auch nicht gerade leicht.

Durch die kühle Luft bildet sich eine Gänsehaut über meine Arme, weswegen ich mir unbewusst über die Arme streiche.

»Ziehe sie an«, ohne etwas geäußert zu haben, hält mir Jason seine Jacke hin.

»Danke«, ich zögere nicht, sie mir über die Schultern zu legen, um mich so etwas zu wärmen. Das einzige was wirklich hilft ist eine heiße Dusche und schlaf.

»Willst du auch noch eine?«, tief in Gedanken bemerke ich erst jetzt, dass Jason mir eine halb volle Packung Lucky Strike vor die Nase hält.
Die Packung Marlboro ist seit Stunden leer.

»Gerne«, ich nehme mir eine und zünde diese mit dem Feuerzeug, das er hinhält, an.
Definitiv rauchte ich zu viel, ich habe keine Ahnung wie viele Zigarette es heute schon ist.

»Ich wusste gar, nicht dass du der Party-Typ bist«, stellt Jason fest und schiebt sich den Filter zwischen den Lippen.
Nur diese eine Geste sieht scharf an ihm aus.

»Bin ich auch nicht wirklich«.

Die Jungs haben mich früher oft in irgendwelchen Nachtclubs mitgenommen obwohl ich nach meinem ersten Besuch wusste das diese Art von Party machen nicht meinem Geschmack entspricht.
Ich genieße eher die Gesellschaft von Freunden, um mit ihnen durch die Pups der Stadt zu ziehen.

»Dann bin ich erfreut, dass du gekommen bist, wenn sowas nicht deinem Geschmack entspricht«.

Jason zwinkert mir erneut zu, was er in Laufe des Abends schon öfters gemacht hat.
Er ist charmant, aber ob das von langer Dauer ist muss ich noch herausfinden.
Jason lehnt lässig an seinem Wagen, raucht seine Zigarette und schaut über das Gelände.

»Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragt er und schwenkt sein Augenpaar auf mich.

Es ist spät geworden als ich dachte, eigentlich hätte ich verneint und wäre gelaufen jedoch würde ich viel länger brauchen durch die Promille in meinem Blut.

»Bitte, sonst muss ich den ganzen Weg laufen«.

Jason schubst sich vom Wagen ab, um mir die Beifahrertür zu öffnen und mir mit einer knappen Geste deutet: das ich einsteigen soll.

Jason schließt die Tür, sobald ich im Wagen sitze, joggt auf die andere Seite währenddessen er seine Zigarette auf den Boden schmeißt und auf den Fahrersitz sich niederlässt.

Eine Stille kehrt ein, an die ich mich erst gewöhnen muss.
Sie ist auf keine Weise angespannt oder unangenehm, es fühlt sich vertraut an ob wir uns eine Ewigkeit kennen und kein Redebedarf benötigen.
Mein Kopf möchte den ganzen Tag Revue passieren wenn der Alkohol nicht mit ausgestreckter Zunge ihm einen Strich durch die Rechnung zieht.

GangbattleWhere stories live. Discover now