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Schweißgebadet wache ich auf. Mein Herz klopft sehr schnell und ich versuche mein Atem zu kontrollieren. Mein Adrenalinspiegel ist so sehr gestiegen, dass ich im ganzen Körper zittere und ich nach den Speer meines Vaters greife. Das passiert mir sehr oft. Einfach mitten in der Nacht vor Panik aufzuwachen. Ich habe Angst, dass man unseren Stamm angreifen wird. Das passiert nämlich sehr oft. Und das ist nicht schön! Es ist immer sehr blutrünstig... Männer, Frauen und Kinder werden umgebracht. Ressourcen werden geklaut und unsere Hütten werden verbrannt. Gefangene werden gemacht. Wir haben viele Feinde! Und jede Nacht besteht die Gefahr darin, dass wir angegriffen werden. Das raubt mir einfach den Schlaf! Doch ich versuche stark zu bleiben. Ich bin nämlich die Tochter des Häuptlings und darf keine Angst zeigen. Ich muss stark sein, rede ich mir ein, als ich leise aufstehe und schnell aus der Hütte raus renne. Eigentlich muss ich doch gewohnt sein, ich meine, mit den ganzen Angriffen und Morde...
Es ist nämlich nicht selten, dass man hier umgebracht wird. Ständig stirbt jemand! Es ist auch nicht selten, dass man sich im Stamm untereinander umbringt. Eigentlich ist das ganz normal! Doch trotzdem raubt mir das immer mehr den Schlaf. Aber es ist nicht nur der Tod, der mir Angst macht, sondern auch etwas anderes. Ich weiß nicht genau was, aber immer wenn ich daran denke, muss ich fast vor Angst kotzen. Ich habe immer das Gefühl, dass jemand mich verfolgt, mich bewacht und mich auf irgendeiner Weise gefangen hält. Ich habe das Gefühl, dass meine Seele von einen bösen Geist bewacht wird. Ich habe das Gefühl, dass ein großer böser Geist unseren Stamm immer mehr und mehr verschlingt.

Ich greife den Speer meines Vaters fester an mir ran und setze mich aufs Grass. Ich fühle den kühlen Wind auf meinem Gesicht und höre, wie die Grillen im Dschungel musizieren. Fledermäuse fliegen durch die Lüfte, auf der Suche nach Früchten in den Baumkronen. Hässliche aggressiven Moskitos summen in meinem Ohr und suchen nach frischen Blut. Die Nacht ist sehr dunkel, man kann kaum seine eigene Hand sehen, doch leuchtende Glühwürmer erhellen ein bisschen die Nacht.

Dann schau ich hoch auf den Himmel. Mein Vater erzählte mir oft Geschichten über unsere Vorfahren, die nach dem Tod den langen Weg bis zum Paradies in der Nähe von Rantanga (Sonne) geschafft haben und nun fröhlich in den großen grünen Weiden jagen können. Nicht alle haben den Weg bis zum Paradies geschafft. Denn der Weg nach dem Tod bis dort hin ist sehr schwer. Nur die stärksten schaffen es bis dort hin.
Und unsere Vorfahren, die den Weg bis zum Paradies geschafft haben, kann man Abends im Himmel sehen, wie sie über uns wachen und hell leuchten.

Ich kann mir ein Seufzer nicht unterdrücken und schaue den Speer mit Tränen an: „Bitte liebe Vorfahren, ich weiß nicht was mit mir los ist! Ich kann niemandem hier erzählen, was mit mir los ist, sonst könnten sie mich umbringen, weil ich vielleicht von einen bösen Geist verfolgt werde und das Unglück für unseren Stamm heißen könnte. Aber ich will nicht sterben! Ich bin die zukünftige Häuptling! Ihr müsst mich beschützen! Bitte lasst mich nicht in Stich!"

Ich schaue verzweifelt zum Himmel hinauf und erhoffe, dass sie mir antworten würden. Doch es herrscht wie immer eine Todesstille. Ich fühle mich auch nicht wirklich sicher. Ich stehe dann wütend auf. Diese blöden Vorfahren hören mich eh nicht! Die beschützen doch keinen! Sie sind doch eh viel zu beschäftigt im Paradies. Diese dummen Vorfahren! Plötzlich erstarre ich und erschrecke mich über meine Gedanken. Das war nicht gerade sehr nett, was ich gedacht habe. Ich hoffe unsere Vorfahren können keine Gedanken lesen. Ein kalter Schauer verläuft meinen Rücken runter und ich bekomme Gänsehaut. Ich fange wieder an zu zittern.

Ich beschließe zu meinen Amo (Opa) zu gehen. Leise schleiche ich durch den Stamm. Manche Indianer schlafen auf dem Boden, andere auf Hängematten und andere haben kleine Hütten aus Bambustämme, Stroh und Blätter.

(Indianerhütten)

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(Indianerhütten)

Manchmal verstehe ich nicht, wie manche so fest schlafen können. Doch ich weiß ganz genau, dass manche genau so wie ich, abends vor Angst aufwachen. Doch keiner gibt das zu. Wieso auch? Das kann ein Todesurteil sein!

 Wieso auch? Das kann ein Todesurteil sein!

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Ein Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt