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Jeden Tag, der vergeht, scheint es, dass ich ihn mehr und mehr mag. Es ist ein komisches Gefühl! Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, auch schon aus der Ferne, fühle ich "was". Aber ich kann dieses "was" nicht genau beschreiben. Meine Hände schwitzen, mein Herz rast, scharf, unkontrolliert und leidenschaftlich. Wieso werde ich so nervös, wenn er auftaucht? Wieso steigt mir die Wärme in die Backen? Wieso fühlt es sich so schlecht an, aber gleichzeitig so gut?

Plötzlich reißt mich Felipe aus meiner Gedankenwelt.

„Hey... geht's dir gut? Freust du dich auf deinen ersten Schultag? Muss bestimmt aufregend für dich sein"

„Ähm... j-ja", schaue ich schüchtern auf den Boden.

Nach eine Weile hält der Bus an und die ganzen Jugendlichen, die sich im Bus befinden, rennen aus dem Bus heraus, als ob ein Jaguar hinter ihnen her wäre. Ich werde geschubst, eingequetscht und geschlagen. „Diese Jugendliche benehmen sich ja wie wilde Affen", schimpfe ich leise. Total orientierungslos suche in nach Felipe. Doch ich sehe ihn nicht. Mir wird es mulmig. Im Dschungel würde ich wissen, was ich machen könnte, wenn ich von meinen Leuten verloren gehen würde, aber hier...

Das ist eine komplett fremde Welt! Ich würde hier sterben, wenn ich Felipe nicht wieder finden würde. Ich reiße mich zusammen und schubse die Leute aggressiv zur Seite. Diese fallen dann hin und schauen mich wütend an. Anscheinend soll man nur kleine Schubse geben und nicht so, dass sie hinfallen.

„Felipe!", ruf ich laut. Ich spüre, wie jemand mich am Arm packt. Reflexartig schlag ich der Person in den Magen. Ich sehe, wie Felipe sich stöhnend nach vorne beugt.

„Ent-schul-digung", total verschämt, versuche ich ihn zu helfen.

„Alles gut", lächelt mich Felipe zwanghaft an, „Du b-bist wirklich eine Wilderin"

Plötzlich höre ich, wie jemand Felipes Name ruft. Es ist eine weibliche Stimme. Ich drehe mich ruckartig um und entdecke ein großes hübsches Mädchen, weiß wie die Wolken mit feuerfarbigem lockigem Haare. Dieser Stamm hat echt eine Vielfalt an unterschiedlich farbige Menschen. Schwarze, weiße, braune, gelbe... ob es auch grüne oder blaue gibt? Ich merke, wie sich ein breites Grinsen um Felipes Mund bildet. Er geht auf das Mädchen zu und umarmt sie. Meine Gesichtszüge zeigen es nicht, aber ein unbekanntes, unangenehmes Gefühl geht durch meinen Körper. Als ob ich eifersüchtig wäre. Dann taucht plötzlich ein weiteres Mädchen auf, die genauso aussieht, wie das andere Mädchen. Sie ist bloß ein bisschen größer, als die andere, aber sonst sind sie identisch. Wie kann das sein? Das ist ja verrückt! Als Felipe mich sieht, lacht er laut. Erst jetzt bemerke ich, dass mein Mund offen steht.

„Sie sind Zwillinge. So was wie Geschwister. Sie sind am gleichen Tag geboren", erklärt Felipe scherzhaft.

Was??? Am gleichen Tag?? Ich verliere die Farbe im Gesicht und das kleine Baby beziehungsweise der böse Geist, den ich vor ein paar Wochen getötet habe, erscheint mir vor meinen Augen. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Mein Herz fängt an schneller zu klopfen. Wieso lassen sie einfach so einen bösen Geist frei rum laufen? Wissen sie denn nicht, was solche Geister antun können? Sie können süß und friedlich aussehen, aber in Wirklichkeit sind sie schlimmer als der Tod. Ich merke, wie Schweißperlen mir über die Stirn laufen und ich die kleinere von den zwei anschaue. Sie, sie ist es, die von einen Geist besessen ist. Sie ist kleiner und schwächer. Ich muss was tun. Bevor es zu spät sein kann. Ich muss Felipe beschützen. Ich habe schon vorher einen bösen Geist aus dieser Welt vertrieben. Ich kann es nochmal tun. Natürlich würde es schwerer werden, da sie kein Baby ist und sich wehren kann, aber ich wurde ausgebildet um eine Schamanin zu werden. Ich kann es machen! Ohne viel mehr zu überlegen, greife ich nach einen Stein auf den Boden und springe auf das Mädchen drauf. Erschrocken fällt sie zu Boden. Schnell schlag ich mit dem Stein gegen ihren Kopf. Blut fließt ihr die Stirn herunter. Ich merke, wie Felipe mich vom Mädchen weg wirft und sich beschützend über sie legt. Er schaut mich total entgeistert an, „Spinnst du? Was machst du?", fragt er mich erschrocken, indem er versucht die Blutung des Mädchens zu stoppen. Wütend versuche ich Felipe vom Geist weg zu ziehen. Doch Felipe ist stärker und schubst mich weg.

„Ruf den Krankenwagen. Rebeca ist ohnmächtig", befehlt Felipe der Schwester des besessenen Mädchen.

 Rebeca ist ohnmächtig", befehlt Felipe der Schwester des besessenen Mädchen

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(Rebeca)

Die Schwester schaut ihre blutende Schwester ängstlich an. Sie holt zitternd ein viereckiger glatter Stein aus ihrer Hosentasche und fängt an wild mit ihm zu reden. Komische Menschen!

„Mädchen... böser Geist", versuche ich in Panik und wütend zu erklären. Ich versuche mich das Mädchen nochmal zu nähern, doch ich bleibe abrupt stehen, als ich Felipes ängstliches und verzweifeltes Gesicht sehe. „Bleib da wo du bist! Komm nicht näher!", befehlt er mir streng. Ich schlucke schwer. Diesen Gesichtsausdruck hatte ich immer, wenn ich in der Nähe des Schamanen war. Voller Angst, Zweifel, Wut und Panik. Was habe ich getan? Ich verstehe einfach gar nichts mehr! Ein Chaos der Gefühle breitet sich in mir aus. Ich wollte ihn doch nur beschützen. Aber was, wenn ich ihn gar nicht beschützen musste? Was wenn sie gar nicht von einen Geist besessen war? Aber das würde heißen, dass der Schamane in seiner Ideologie falsch lag. Nein! Das konnte nicht sein! Ich... weiß nicht, was ich tun soll. Ich unterdrücke mir die Tränen und renne davon.

 Ich unterdrücke mir die Tränen und renne davon

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Ein Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt