28

65 15 10
                                    

Vinicius will mich zu Felipes Haus begleiten, aber ich meine, dass ich es alleine machen kann. Doch er weicht nicht aus meiner Seite. Er sagt, dass es gefährlich für ein Mädchen ist in den Favelas alleine rum zu laufen. Was kann in den Favelas gefährlicher sein, als das, was es im Dschungel gibt?

Nach ein paar Minuten kommen wir an Felipes Haus an. Ich starre die Tür ein paar Minuten schweigend an und ich traue mich nicht zu klopfen. Vinicius schaut mich ungeduldig an.

„Sie werden dir nicht die Hand abhacken, wenn du klopfst", sagt Vinicius ironisch, der hastig gegen die Tür klopft.

„Ich muss jetzt gehen. Felipes Eltern haben es nicht so gern, wenn sie erfahren, dass Felipe mit Leuten aus den Favelas herumtreibt und er dich sogar mal mitgenommen hat. Also, viel Glück! Sieh zu, dass du nicht wieder abhaust", sagt er, indem er mich frech zuzwinkert und geht.

Ich spüre, wie mein Herz fast aus meiner Brust raus schlägt und mein Adrenalinspiegel sich erhöht. Wieso bin ich so nervös? Es ist ja nicht so, als ob Felipe mich für immer hassen würde und mich nicht mehr hier haben wollen würde.

Plötzlich öffnet sich die Tür und Felipes Mutter schaut mich erleichtert an und umarmt mich.

„Wo warst du Thay? Du kannst doch nicht einfach so abhauen!", schimpft sie mich an. Obwohl ich es hasse, wenn man mich an schimpft, klingt sie sehr besorgt. Ich zucke mit den Schultern und schaue auf den Boden, „Ich bei Mama Sara sein. In den Favelas"

Ich merke, wie Felipes Mutter die Farbe im Gesicht verliert. Sie packt mich am Arm und zieht mich in das Haus rein. Dann schlägt sie die Tür hinter sich zu und ruft wütend nach Felipe. Felipe, der auf dem Sofa sitzt, schaut seine Mutter eingeschüchtert an.

„Was hast du dir dabei gedacht, Thay die Favelas zu zeigen? Du hast sie dort mitgenommen?! Weißt du, wie gefährlich es dort ist? Ich habe dir doch ausdrücklich verboten dort hinzugehen! Und jetzt schleppst du noch das arme Mädchen dort hin", schreit Felipes Mutter ihn wütend an. Ich merke, wie die Mutter rot anläuft. Felipe schluckt schwer und steht hastig auf, „Mama, du weiß doch, dass ich dort Freunde habe. Das kannst du mir nicht verbieten!"

„Oh doch! Das kann ich!"

Ich merke, wie Felipe seine Stirn runzelt und mich verärgert anschaut. Dann richtet er sein Blick wieder auf seine Mutter.

„Ich verstehe dich nicht Mutter! Gerade wir sollten doch zu den Favelas gehen! Uns geht es doch gut. Wir haben genug zum Essen, ein riesiges Haus und genug Geld. Wir sollten doch diesen Menschen helfen!"
„Ich werde mit dir darüber nicht diskutieren Felipe!"

Felipes Gesicht läuft rot an, „Denn wie kann Gottes Liebe in einem Menschen sein, wenn dieser die Not seines Bruders vor Augen hat, sie ihm aber gleichgültig ist? Und das, obwohl er selbst alles hat, was er zum Leben braucht! 1. Johannes 3:17", zitiert Felipe, indem er nervös seine Haare nach hinten streichelt.

„Das ist was anderes Felipe!", versucht die Mutter zu erklären, indem sie laut seufzt.

„Ist es eben nicht und..."

„Felipe! Bitte! Natürlich weiß ich doch, dass die Menschen in den Favelas Hilfe brauchen. Aber du weiß doch, wie gefährlich es dort ist. Dort wimmelt es nur von Kriminellen und Prostituierten"

„Ja, vielleicht würde es nicht von Kriminellen und Prostituierten wimmeln, wenn man diesen Menschen helfen würde. Diese Menschen haben kein Geld! Die Kriminalität und die Prostitution ist für viele der einzige Weg um Geld zu verdienen"

„Geh jetzt in dein Zimmer!", befehlt die Mutter Felipes wütend. Felipe stampft wütend auf seinen Zimmer zu, „Gefahr, Mühe und Opfer gehen Hand in Hand!"

Dann schlägt er laut die Tür seines Zimmers zu. Die Mutter setzt sich erschöpft auf die Couch hin und beugt sich leicht nach vorne. Ich stehe hilflos mitten im Wohnzimmer und muss erst mal den Streit verarbeiten. Verwirrt schleiche ich mich vom Wohnzimmer heraus und lasse die Mutter von Felipe erst mal abdampfen. Leise öffne ich Felipes Schlafzimmertür und gehe zögernd in sein Zimmer rein. Felipe sitzt auf seinem Bett und spielt wütend mit einen kleinen Ball. Dann richtet er sein Blick auf mich. Er runzelt mit der Stirn und schaut mich böse an, „Weiß du Thay, ich verstehe weshalb meine Mutter nicht will, dass ich in den Favelas gehe. Sie will mich beschützen und hat Angst um mich. So sind halt eben Mütter! Aber wieso musstest du mich verpetzen?"

Ich merke, wie ich nervös werde. Es gefällt mir gar nicht, dass Felipe mich anschreit. So kenne ich Felipe gar nicht. Er ist sonst immer so freundlich und ruhig gewesen. Doch ich glaube, dass ich dieses Mal echt zu weit gegangen bin.

„Du mir nicht sagen, dass ich es nicht dürfen sagen", versuche ich mich zu verteidigen.

Felipe steht auf und kommt mir gefährlich nahe. Ich hebe meine Arme zur Verteidigung, da ich denke, dass er mich schlagen wird. Zumindest würden das die Männer bei uns im Stamm machen. Doch Felipe rührt mich nicht mal an.

„Also ist es jetzt meine Schuld? Ha! Ich könnte dich auch verpetzen! Weißt du, was du Rebeca angetan hast? Erinnerst du dich noch daran? Sie liegt im Krankenhaus. Du hast ihr eine Platzwunde verpasst. Aber Gott sei Dank wird sie morgen entlassen. Was ist denn dort eigentlich in dir gefahren? Wenn ich das meinen Eltern erzählen würde, dann würden sie..."

„Es tut mir Leid!", unterbreche ich Felipe mit Tränen in den Augen. Ich spüre, wie mein Hals kratzt und meine Lippen beben. Meine Lunge zieht sich zusammen und ich kann nicht richtig atmen. So ein Gefühl hatte ich noch nie. Noch nie tat mir irgendwas Leid. Obwohl ich dieses Mädchen gar nicht kenne, lässt es mein Herz vor Reue schmerzen. Ich kann meine Tränen nicht mehr unterdrücken und ich merke, wie eine salzige Träne nach der anderen runter rollt. Felipe schaut mich verwundert an. Sein wütender Gesichtsausdruck wird weicher. Ich fühle mich wie eine Idiotin, die nicht aufhören kann zu weinen. Das Schlimme ist, dass ich dann auch noch anfange laut zu schluchzen.

„Thay, du muss stark sein! Du darfst nicht heulen!", rede ich mir ein. Was würde wohl Felipe von mir denken?

Daraufhin geschieht etwas, was ich mir nie hätte denken können. Felipe umarmt mich.

Haha, doch noch geschafft ein Kapitel vor dem Wochenende zu posten! 😂😘

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Haha, doch noch geschafft ein Kapitel vor dem Wochenende zu posten! 😂😘

Ein Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt