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Um zu erkennen, dass der Mann, der mit einem lauten Wumms auf der Rampe des Jets landete, ein Gott war, war es nicht nötig, in seinen Kopf vorzudringen, oder überhaupt nur nachzufragen. Eine silberne Rüstung schmiegte sich an den muskulösen Körper, der etwa 1.90 m war. Ein gepflegter Dreitagebart, schulterlanges blondes Haar, ein kantiges Kinn und blaue Augen zeichneten ihn aus. Ab den Schultern hing ein roter Umhang bis zu den Knöcheln, in der Hand hielt der Mann einen Hammer. Ich kannte ihn, er war auf einen der Bildschirme zu sehen. ,,Dad", fing ich warnend an, doch dieser richtete bereits seine schussbereite Hand auf den Gott. Dieser beförderte ihn leichtfertig mit einem Hammerschlag gegen die nächste Wand des Jets. Dann ging alles ganz schnell: Thor packte Loki grob, riss ihn gewaltsam von den Sicherheitsgurten los und flog mit ihm aus dem Jet. Yayyy, jetzt gab es zwei Götter, mit denen sich dich Avengers anlegen durften. Zwei sind immer besser als einer ... hehehe ... ,,Noch so einer", merkte nun auch mein Vater, der sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte, und Nat rief laut von ihrem Sitz neben dem Hauptpiloten aus, um den Lärm des Gewitters zu übertönen: ,,Noch einer aus Asgard?" ,,Ist das ein Verbündeter?", erkundigte sich Steve. ,,Unwichtig. Wenn er Loki befreit oder tötet, ist der Tesseract verloren." Mit diesen Worten ging mein Dad wieder über die Rampe. Was war ein Tesseract? ,,Wir brauchen einen Angriffsplan, Stark!" ,,Ich habe einen Plan: Angriff." Dann ging Tony in der stürmischen Nacht verloren - das Licht seines Antriebs wurde von der Dunkelheit verschluckt. Ich runzelte die Stirn. ,,Ist er gerade wirklich daraus geflogen, um es mit zwei Göttern aufzunehmen?" ,,Ja, ist er", sagte Nat', während Steve sich tatsächlich einen Fallschirmrucksack nahm und ihn aufsetzte. ,,Ich würd' den Tanz auslassen, Captain", riet Natasha Steve, wobei sie ganz klar die Einzige war, die nicht völlig lebensmüde war. ,,Ich glaube, das kann ich nicht", entgegnete Steve. ,,Diese Typen kommen aus ner anderen Welt, das sind im Grunde genommen Götter." ,,Es gibt nur einen Gott, Mam'", Steve nahm sich seinen Schild, ,,Und ich bin mir sicher, er zieht sich nicht so an." Daraufhin sprang er von der Rampe.

Plötzlich hörte ich ein Klingeln. ,,Ist das deins?", fragte Nat' mit lauter Stimme, weil der Sturm keine Lust hatte, seine Fresse zu halten. ,,Ja", erwiderte ich knapp und nahm den Anruf an. ,,Wer ist das?!", schrie ich das Handy praktisch an. ,,Warum schreist du so?!", schrie eine Stimme zurück. Eindeutig Cara. ,,Ich bin gerade auf ner Party", log ich, wissend, dass ich ihr nicht die Wahrheit erzählen durfte, auch wenn es in mir danach verlangte. Ich hasste es, zu lügen. ,,Auf einer Party? Wo?" ,,In Washington, mit Pepsi!" ,,Du bist mit Pepper auf einer Party?!" ,,Nein, ich bin mit ihr in Washington, auf der Party bin ich allein!" ,,Achso!"-,,Wann kommst du wieder nach New York?!" ,,Kann ich noch nicht genau sagen!" ,,Okay, dann schreib mir einfach, wenn du zurück bist!" ,,Mache ich!" Damit war das Telefongespräch zu Ende und ich schaltete mein Handy aus. ,,Du nennst Pepper Pepsi?", fragte Natasha und man konnte die Anstrengung in ihrer Stimme hören. Wenn wir danach nicht heiser sein würden ... ,,Ab und zu!", rief ich schulterzuckend zurück. Ich schloss kurz die Augen und spürte, wie Nervosiät in meinem Magen zu kribbeln anfing. Ich zweifelte nicht an meinen Dad, dennoch dauerte das ganze ziemlich lange ... Ich senkte den Blick auf den Boden, versuchte alle negativen Gedanken und Sorgen aus meinem Kopf zu verdrängen, doch das war schwieriger, als gedacht. ,,Hey, es geht den beiden sicher gut", redete Nat auf mich ein, die meine Trübnis bemerkt haben musste. ,,Du hast sicher Recht." Und sie sollte Recht behalten. Loki, der Gott vom Bildschirm, Steve und meid Dad kamen unverletzt in den Jet zurück und wir kehrten ohne weitere Zwischenfällezum Helicarrier zurück.

Von meinem Vater erfuhr ich, dass Loki in ein sicheres Glasgefängnis gebracht wurde und von dort aus unmöglich entkommen konnte, es sei denn, er wollte dreißigtausend Fuß nach unten fallen. Keine Ahnung ob es mich beruhigen sollte oder nicht, denn das tat es nicht. Viel mehr ließ mir etwas an Loki keine Ruhe, was ich nicht definieren konnte. Es war dasselbe Gefühl, dass ich beim betrachten meiner Gemälde hatte, nur viel stärker. Das Gefühl von Verbundenheit. Müde tapste ich unter die Dusche und genoss das heiß prickelnde Wasser auf meiner Haut, schrieb meinen Namen an die angeschlagene Duschwand. Nicht lange, und die durchsichtige Wand aus Kunststoff war wieder vollkommen angeschlagen. Als ich fertig mit Duschen war, stellte ich das Wasser ab und nahm dieses Abwischding, um die Duschwände sauber zu machen. Eigentlich machte ich das nie, aber es gab für alles ein erstes Mal. Als ich setztes ich dieses Abwischding oben an, zog es runter und hob meinen Blick, um zu betrachten, wie sauber die durchsichtige Kunststoffwand war. Ich erstarrte. Mit einem lauten Plomp  fiel das Abwaschding aus Plastik auf den weißen Boden der Dusche. Wo eigentlich der Rest des Badezimmers hinter der Duschwand sein sollte, erstreckte sich nun eine dunkle Waldlandschaft. Das Säuseln von Wind und das Zwitschern der Vögel drang in meine Ohren, mein Atem ging schneller. Vorsichtig streckte ich eine Hand nach der polierten Stelle der Duschwand aus, um sie zu berühren, doch meine Hand ging einfach durch sie hindurch. Angst schwor sich in meiner Brust zusammen, aber ich hob die zweite Hand. Diesmal legte ich sie and die unpolierte Stelle und diesmal konnte meine Hand die wand berührern, sie spüren. Ich hob zittrig das Plastikding auf, mit dem ich den Dunst von der ganzen Wand entfernte. Mit jedem Stück war der Wald mehr zu sehen. Ich nahm einen langen Atemzug, bevor ich einen Fuß nach dem anderen durch die aufgelöste Duschwand trat. Unter meinen nackten Füßen fühlte sich das saftig grüne Moos weich an, wie ein Teppich. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah hoch in den Himmel, der sich hinter den dichten prächtigen Baumkronen verbarg, wie ich sie noch nie gesehen hatte.

Das war ein Traum, dachte ich mir. Nur war es wieder so real ... ich ging weitere Schritte in den Wald hinein, der an paar Stellen von dem goldenen Licht der Sonne gesegnet wurde, wenn sie es schaffte, durch die dichten Äste den Waldboden zu erreichen. Sacht unf sanft streichelte mir der Wind über meinen splitterfasernackten Körper. Ich ging weiter. Immer tiefer, wobei es immer heller wurde, so weiter ich lief. Bis ich am Rande einer Lichtung stehen blieb. Erschrocken musste ich feststellen, dass ich nicht alleine war. Ich versteckte mich hinter einen der unfassbar gut riechenden Bäume - so abdurd das auch klingen mochte - und musterte die Personen auf der Lichtung. Es waren zwei Mädchen. Beide waren wunderschön, etwa gleichgroß und ungefähr in meinem Alter und trugen hübsche Kleider. Das eine hatte goldenes Haar trug ein himmelblaues Kleid, während die im türkisfarbenen Kleid besonders wegen ihren rotblonden Haaren auffiel, die meinen sehr stark ähnelten. Vor ihnen stand eine Puppe aus Mehlsäcken, die mit Seilen an einen Stock gebunden wurde. Die Goldhaarige trat einen Schritt vor, nahm sich einen Dolch und warf ihn präzise in die Stelle der Puppe, wo das Herz hätte sein sollen. Anstatt Blut, floss weißes Mehl heraus. Das Mädchen lächelte zufrieden und trat mit einem ,,Jetzt bist du dran", zurück. ,,Wie du willst." Die Rotblonde zückte weder einen Dolch oder sonst eine Waffe. Alles was sie tat, war, eine Hand zu heben und sie auf die Puppe zu richten. Gespannt beobachtete ich, wie sie die Hand zur Faust ballte - woraufhin die Puppe in Flammen aufging - und ihre Faust anschließend ruckartig zurück an ihren Körper riss. Augenblicklich - noch während sie die Hand zurückgezogen hatte - zerfetzten die Flammen die Puppe wie eine unsichtbare Macht. Staub rieselte zu Boden. Von der Puppe war nichts anderes übrig. Während mir entsetzt die Kinnlade runterfiel, verschränkte das goldhaarige Mädchen nur schnippisch die Arme voreinander. ,,Das ist unfair. Du weißt, dass ich sowas nicht kann." ,,Stimmt, ich bin die einzige die das kann", grinste die Rotblonde zurück und der Stolz in ihren grünblauen Augen flackerte wie die Flammen, mit der sie die Puppe in Staub verwandelt hatte. Ich kannte das Mädchen irgendwoher. Vielleicht hatte ich sie mal im Fernsehen oder auf der Straße gesehen? Auf einmal hörte ich eine Stimme neben mir. ,,Aria", flüsterte sie. Vor Schreck stolperte ich zurück, knickte dabei um und hämmerte meinen Hinterkopf gegen einen Baum.

Ich fühlte nichts außer Dunkelheit. Aber wie kann man Dunkelheit fühlen?, fragte ich mich verwirrt, und dabei war es, als würde ich meine eigene Stimme hören ... wie ein Echo aus der Ferne. Ein Klopfen riss mich aus der Bewusstlosigkeit. ,,Aria", hörte ich die Stimme meines Vaters durch die Tür. ,,Bist du wach?" ,,Ja, komm rein", sagte ich, wobei meine Kehle vor Trockenheit brannte. Tony ging meiner Aufforderung nach und trat ein in mein Zimmer. ,,Hey, hast du noch vor zu duschen? Deine Haare sind fettig." ,,Was?" Überrascht tastete ich nach meinen Ansatz und er fühlte sich tatsächlich leicht ölig an. Aber ich war doch ... ich blickte an mir herab. Ich trug die Sachen, die ich vor den Duschen anhatte. Wenn ich denn überhaupt duschen war ... ,,Alles in Ordnung? Du siehst durcheinander aus." Ich hörte wie Sorge ind Tonys Worten mitschwang und schüttelte den Kopf. ,,Ja, es ist alles gut. Ich bin nur kurz eingenickt und habe komisch geträumt." ,,Vielleicht solltest du in Zukunft deine Träume mitteilen, falls du mal Zukunfstvisionen vom Untergang der Welt oder so hast", scherzte Tony und ich lachte. ,,Ja, wahrscheinlich", erwiderte ich ironisch. Mein Dad hob unschuldig die Hände. ,,Was denn? Soweit ich gehört habe, hast du auch von Loki geträumt, bevor er gekommen ist." ,,Okay, Dad ...", fing ich an und nahm mir Sachen zum Duschen aus der Reisetasche, die ich noch nicht ganz ausgepackt hatte, ,,ich bin müde und werde jetzt duschen." ,,Ich meine ja nur", sagte Tony schulterzuckend und mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen. Bevor er ging, zog er mich noch in eine feste Umarmung und murmelte mir liebevoll: ,,Ich hab dich lieb, Kleine", in die Haare. ,,Ich dich auch, Dad." Dann trat er aus dem Zimmer und ich ging in das Badezimmer, enledigte mich meiner Kleidung und schluckte, als ich die furztrockene Dusche betrat.

Aria Stark - The beginningWhere stories live. Discover now