Windstille

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Zu hören war das Rauschen des Meeres. Langsam wurde das Wasser immer schneller und bewegte sich in ihre Richtung, bis es mit ihren Zehen in Berührung kam.
Es fühlte sich kalt an und dennoch war es erfrischend, das Wasser zu spüren. Die Sonne war fast vollständig untergegangen und der Sand kühlte ab. Die Menschen gingen an ihr vorbei. Weit entfernt von ihr lag die dunkle Silhouette einer Küste. Helle Lichter strahlten in der Ferne und zogen Coras Aufmerksamkeit zu sich. An der Küste stand ein Leuchtturm, der zu regelmäßigen Abständen sein Licht in Coras Richtung schien.
Es wirkte beruhigend.
Außer einem älteren Mann, der ruhig für sich hin und her schwamm, konnte Cora niemandem im Wasser erkennen.
Es war bereits zu kalt, doch den älteren Mann schien dies nicht zu stören. Ein kleiner Junge lief an Cora vorbei. Seine Mutter lief ihm hinter her: „Hey, komm her kleiner Mann, du müsstest schon längst im Bett sein!"
Sie streckte ihre Arme aus, als würde sie versuchen ihn einzufangen.
Amüsiert schrie er mit glücklicher Stimme:
„Fang mich doch wenn du kannst."
Er lief weiter und die Mutter lachte.

Sie waren jetzt etwas weiter und Cora sah Ihnen nach. Die Mutter hatte den Jungen inzwischen gefangen und in den Arm genommen. Sie lachten und mit ihrem Sohn im Arm ging sie den Strand entlang. Der Wind wehte und die Nacht brach an.
„Darf ich?"
Cora drehte sich zur Stimme und neben ihr stand eine junge Frau, sie war ungefähr so alt wie Cora. Ihre Haare waren blond und zu einem Dutt gebunden. Sie trug ein rotes luftiges Kleid mit einem Blumenmuster. Sie zeigte neben Cora auf den Sand.
„Eh, ja..klar.", sagte Cora und rückte ein Stückchen, sodass sie sich setzen konnte.
Und das tat sie. Still saßen sie nebeneinander im Sand und betrachteten das Meer und den Himmel.
„Ich dachte ich setze mich dazu, ich hoffe ich störe nicht.", sie sah zu Cora rüber und diese bekam die Gelegenheit sie genauer zu betrachten.
Die Frau hatte eine kleine Narbe auf der linken Wange.
„Nein, nein du störst nicht. Ich denke nur nach.", sagte Cora ruhig.
„Ich normalerweise auch.", sagte sie und wandte den Blick wieder zum Meer.
Sie hatten sich beide mit den Händen im Sand abgestützt und ihre Knie angewinkelt.
„Aber heute wollte ich nicht alleine sein.", erwähnte die junge Frau nach einer langen Pause und Cora schenkte ihr ein schwaches Lächeln.
„Ich seh schon, es scheint als hättest auch du vieles im Kopf."
Cora lachte kurz: „Das kann man so sagen."
Das Wasser reichte ein weiteres Mal bis zu ihren Zehen.
„Darf ich fragen, was denn los ist?", fragte die junge Frau mit einem sanften Ton.
Cora sah sie an.
„Zu viele Gefühle.", seufzte sie und die junge Frau kicherte.
„Es gibt diesen Typen, den ich wirklich wirklich mag, aber es kommt immer etwas zwischen uns. Gestern habe ich ihn mit einer anderen gefunden und ich kann mich nicht einmal beschweren, denn wir sind nicht zusammen. Und als wäre das nicht genug hat meine beste Freundin mir gestern gestandnen, dass sie mich liebt und ich saß wie blöd da und hab die abserviert.", Cora stöhnte erneut und legte sich in den Sand. Ihr Blick war jetzt zum Nachthimmel gerichtet und es war ruhig.
Langsam legte auch die junge Frau neben ihr sich hin.
„Das klingt...", sie machte eine kleine Pause, „das klingt so, als hättest du viel zum Nachdenken."
„Wenigstes weißt du, dass dich jemand liebt. Von so etwas kann ich nur träumen."
Cora schaute zu ihr: „ Ich kenne dich zwar nicht, aber ich finde du wirkst ziemlich nett."
„Du auch.", antwortete sie und die beiden lächelten sich an.
„Darf ich dich was fragen?", flüstere Cora woraufhin die junge Frau nickte.
„Was ist passiert?", mit ihrem Finger berührte Cora die Narbe auf der Wange der jungen Frau.
Diese hob ihre Hand zu ihrer Wange wobei sich die Finger der beiden kurz streiften.
„Oh das..", sie zögerte, „als ich klein war bin ich Mal ausgerutscht und mit dem Gesicht gegen die Tischkante geknallt."
Cora versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen.
„Tut mir leid, ich weiß auch nicht wieso ich lachen muss."
„Ist ok, es ist ziemlich witzig, ich mein' wem passiert sowas schon?", sie lachten zusammen bis sie beide nach einer Weile wieder verstummten und einander einfach in die Augen sahen. Cora setze sich wieder hin und und steckte sich eine Strähne hinters Ohr.
„Ich glaube ich sollte jetzt gehen.", sagte sie und betrachtete wieder das Meer.
Der ältere Mann war verschwunden und die Wellen waren ruhiger geworden. Die Sonne war lange untergegangen und von der Küste aus strahlten nur noch einige wenige Lichter.
Auch die junge Frau neben Cora hatte sich hingesetzt.
„Ich glaube ich sollte auch gehen.", sie betrachte ihr Kleid.
„Es hat mich gefreut.", sagte Cora und stand auf.
„Mich auch.", die junge Frau sah zu ihr hoch.

Sun kissedWhere stories live. Discover now