Plötzlich

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Es war 10:32 als die Morgensonne bei ihrem Frühstück auf der Terrasse strahlte.

„Cora ich wollte noch über Vorges-.", Marco hatte seinen Satz noch nicht beendet, als Cora ihn unterbrach: „Spielt keine Rolle, vergessen wir einfach dass ich in euer „Ding" geplatzt bin."
Sie aß weiter ihr Brot mit Marmelade und mied den Blickkontakt mit ihm.
„Ich glaube es ist wichtig, dass wir über die Situation reden.", entgegnete Marco und Cora lehnte ab.
„Es hat nichts damit zu tun, was wir hier machen. Alles was zählt, ist dass wir die andere Cora finden, du sie küsst...und das war's."
Seufzend strich er sich durch die Haare.
„Ich kann das nicht fassen."
„Was kannst du nicht fassen Marco?!, dass ich nicht darüber reden will, wie du sie an deiner Wand gefickt hast, während du vielleicht zwei Tage vorher mit mir warst?!?", Cora hatte ihr Brot hingelegt und sah Marco mit funkelnden Augen an.
Die Wut war plötzlich in ihr aufgekommen und hatte die Kontrolle übernommen.
„Was erwartet du von mir?!", fragte Marco mit wütender Stimme.
Die Leute um sie herum guckten Cora and Marco an.
„Gestern hieß es noch: "Fass mich nie wieder an", aber jetzt bist du sauer auf mich, weil ich mit Doris war? Nebenbei habe ich nicht mit ihr geschlafen und, wenn du mir die Chance gegeben hättest, hätte ich dir auch erklären können, dass es nicht meine Absicht war dich zu verletzen."
„Ugh, können wir einfach über den Plan reden.", Cora zupfte ein Stück Käse von ihrem Brot ab.
„Ok, ok machen wir das.", entgegnete Marco gereizt.
„Wir gehen heute Abend zu ihr direkt nach dem Abendessen."
„Ich weiß."

—-—- ——— -—- -—
Es war 12:30 als ich beschloss mich auf die Reise zu machen. Ich hatte die Nase voll vom Hotel und dem ganzen Tourismus. Ich wollte etwas entdecken, was ich noch nicht gesehen hatte und so machte ich mich auf den Weg. Ich spazierte durch die leicht befahrenen Straßen. Es gab keine Fußgängerwege, die die Straßen von den nahezu vertrockneten Büschen trennten und so ging ich halb auf der Straße und halb im Dreck. Wie ich kurze Zeit später merkte, verborg sich hinter den vertrockneten Büschen das große weite Meer. Die ruhigen Wellen schimmerten im Licht der Sonne. Ich hörte das Rattern eines Mopeds und Sekunden später fuhr es an mir vorbei.
Am Steuer saß ein junger Mann, um die 30, hinter ihm saß eine junge Frau. Ihren Kopf hatte sie an den Rücken des Mannes gelehnt und ihre Arme umfassten mit einem lockern Griff seinen Oberkörper.
Der Helm auf ihrem Kopf konnte ihre braunen Locken kaum halten. Sie lächelte nicht und dennoch schien sie glücklich zu sein. Es dauerte eine Weile bis ich endlich wieder ein paar Gebäude sah.
Das Erste, an dem ich ankam, war noch weit von den anderen entfernt. Es handelte sich um eine kleine abgelegene Buchhandlung.
Ich öffnete die Tür.
Das Geschäft war so groß wie ein circa 20 m² großes Zimmer, dessen überfüllte Regale bis zur Decke gingen. Am Eingang saß ein älterer Herr an einem Tisch mit einer alten Kasse und einem Ventilator. Er hatte seine Beine hoch gelegt, die Arme verschränkt und die Augen geschlossen. Erst bei meinem Eintritt öffnete er eins seiner Augen. Ohne seine Körperhaltung auch ein kleines bisschen zu ändern grüßte er mich und ich nickte.
„Buenos Dias"
Ich machte ein paar Schritte durch das Geschäft, um mich besser umzusehen, währenddessen hatte der Mann seine Augen wieder geschlossen.
Leise hörte ich das Radio laufen. Ein spanisches Lied gab dem Raum ein angenehmes Ambiente.
Während ich mich weiter umsah, fand ich zwischen den ganzen Büchern, am anderen Ende des Raumes ein großes Fenster mit Ausblick auf die bewachsene Küste und hinter ihr das Meer. Vor dem Fenster stand ein kleiner verstaubter Tisch mit zwei Stühlen und lauter alten Büchern. Ich ging weiter durch die Regale, als ein kleines rotes Buch, nicht viel größer als meine Faust, meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es ähnelte einem der gelben Reclam Bücher, die ich in der Schule so oft hatte lesen müssen.
„todos mentimos"
(Wir alle Lügen)
Ich blätterte durch das Buch.
In Mitten der ganzen Seiten, fand ich eine leere Seite auf der nur ein Lippenstift-Abdruck zu erkennen war, als hätte jemand die Seite geküsst.
Unter dem Abdruck stand in Schönschrift ein kleiner Absatz:
(Auf Spanisch)
Lügen begleiten uns Menschen unser Leben lang.
Wir benutzen Sie, um uns selbst oder andere Menschen zu schützen.
Unsere Lippen sind der Schlüssel zu unseren Gedanken.
Wir können durch Sie die Wahrheit entblößen oder sie durch unsere Lügen verbergen.
-—-—

19:27

Zusammen standen sie vor der Tür.
Zimmer 309.
Linker Flügel.

„Ok du bist also wieder Jess und ich bin Tristan, wir haben dieses Zimmer auch gebucht und sprechen sie deshalb drauf an.", ging Marco noch einmal sicher.
Cora nickte, woraufhin Marco an der Tür klopfte.
Es dauerte einige Sekunden bis die Tür sich öffnete.
Coras Herz blieb stehen.

Vor ihr stand eine junge Frau, bezaubernd, dachte Cora.
Atemberaubend.
Sie konnte nicht fassen, wer vor ihr stand.
Dieses Mal hatte die junge Frau ihre blonden Haare die Schultern runter hängen lassen. Sie lächelte bis ihre Augen sich trafen und beide einander verwundert ansahen.
„Hey, du...", sagte die junge Frau und lächelte Cora überrascht an.

Es war die junge Frau vom gestrigen Abend am Strand.

„Hi,- eh ich ehm..", Cora wurde rot, „ich hab dich vorhin hier reingehen sehen und wollte hallo sagen, sorry ich hätte nicht kommen sollen es tut mir leid ich wollte nicht stören, komm wir gehen."
Schnell nahm sie Marco (welcher verblüfft da stand) an die Hand und zog ihn von der Tür weg."
„Warte, nein es freut mich dich wiederzusehen!", erwiderte die junge Frau und Cora blieb stehen.
„Also ist Dir das hier alles nicht zu komisch?"
„Nein...ich finds süß. Das einzige, was komisch ist, ist dass ich immer noch nicht weiß, wie du heißt.", kicherte die junge Frau und ein kleines Grübchen kam auf ihrer rechten Wange zum Vorschein und machte ihr Lächeln um einen Ticken schöner.
„Ich bin Cora", antworte Cora und Marco stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Rippe.
„Und das ist mein...mein Bruder Marco."
„Dein Bruder?!?", sagte Marco erstaunt und entsetzt zu gleich.
„Entschuldige...er ist mein LieBlinGs bRudEr.
Weißt du ich hab 5, da ist Marco schon echt der bEsTe.", alberte Cora rum und die junge Frau lachte.
"Was ein Zufall. Ich heiße auch Cora!"
"Nein ernsthaft?", sagte Cora und versuchte überrascht zu wirken (scheiterte aber fürchterlich).

Sun kissedWhere stories live. Discover now