Rot wie Blut [Kapitel 11]

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PoV. Manuel
Ja, ich bin schwul. Ja, ich mag Maurice. Vielleicht mehr als ich sollte. Wieso nur fühlte ich mich dabei so schlecht. Als ob ich gerade in ein tiefes, dunkles Loch getreten wurde. So lehr. War Liebe nicht was schönes. Sagt man das nicht immer? Wahrscheinlich nur wenn der andere die Liebe auch erwidert. Mir kamen wieder die Tränen. Das würde Maurice niemals tun. Ich fühlte mich so verloren. Diese Liebe ist kein bisschen schön. Sie zerstört mich. Sie bringt mich um. Ich will das nicht. Ich muss all diesen Schmerz doch irgendwie loswerden! „Ahhhh!" schrie ich, so laut ich konnte. Als ob es etwas bringen würde. Was erhoffte ich mir daraus? Es gibt nichts was mir hilft. Diese Leere in mir füllte sich immer mehr mit Schmerz. Der Gedanke dass Maurice meine Liebe nie erwidern würde war der pure Schmerz. Ich hatte doch sonst niemanden. Ich war komplett allein mit dieser schweren Last. Ich lag auf meinem Bett und starrte an die Decke. Ich konnte sie kaum durch meine vor Tränen verschleierten Augen sehen. Es war alles verschwommen. Ich setzte mich hin und lehnte mich an die Wand. Ich starrte einfach nur geradeaus. Auf meinen Schreibtisch. Mein Blick schweifte an den Schubladen hinunter und bleib an einer stehen. Ich wusste genau was sich darin befand. Ich und niemand sonst. Ich schloss die Augen. Ich wollte nicht daran denken. Doch ich konnte diesen Gedanken nicht vertreiben. Die Klingen. Große, kleine, in meiner Sammlung war alles dabei. Ich hatte mir eigentlich abgewöhnt sie zu benutzen, aber jetzt spürte ich den großen Drang wieder. Ich stand auf und schlürfte zur Schublade. Ich öffnete sie und kramte eine der größten Klingen hinaus, die ich fand. Ich hielt sie fest, als wäre es die einzige Möglichkeit für mich, glücklich zu werden. Doch das war es nicht. Es war nur eine Möglichkeit, alles für einen Augenblick zu vergessen. Ich würde den Augenblick genießen. Ich setzte mich wieder und starrte die Klinge erst einige Sekunden an bevor ich meinen Ärmel hochzog. Ich starrte meine alten Narben an. So viele Erinnerungen, so viel Schmerz. Ich setzte zum Schnitt an. Die scharfe Klinge ging durch meine weiche Haut, wie Butter. Es tat so höllisch weh, aber fühlte sich gleichzeitig so gut an. Es bildete sich ein roter Teich auf meinem Arm, der größer wurde als der zweite Schnitt folgte. Ich sah kaum noch was. Alles war verschwommen. Ich konnte mich selber nicht mehr kontrollieren. Ich wollte mich doch von meinem Herzen steuern lassen. Tat ich das nicht gerade? War es das was mein Herz wollte? Ich setzte zum dritten Schnitt an. Wieder dieser höllische Schmerz und kurz danach, die Erlösung. Ich konnte mich selber nicht mehr stoppen. Aus drei wurden vier. Aus vier fünf. Sechs... Ich sah nur noch rot. Rot wie Blut.

„Das alles wegen mir?" [GermanLetsDado]Where stories live. Discover now