Ein unglücklicher Blick [Kapitel 12]

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PoV. Maurice
Ich war vollkommen in Gedanken versunken. Ich dachte nach. Über ihn. Was bedeutete er mir eigentlich. Bei unserem letzten Treffen waren wir und irgendwie nahe gekommen. Es hatte sich so surreal angefühlt. So unwirklich. War das nur ein Traum gewesen? Nein, definitiv nicht. Es war wirklich passiert. Ich hatte ihn sogar umarmt. Ich hatte gespürt wie er die Tränen zurückgehalten hat. Das war irgendwie süß, aber gleichzeitig war ich etwas traurig dass er mir nicht vertraut. Naja, er ist halt besonders. Andere nannten ihn komisch oder ein Arschloch, ich nannte ihn besonders. Denn das war er wirklich. Er konnte so wütend sein, so gemein, doch gleichzeitig so süß. Süß? Dein Ernst, Maurice? fragte ich mich selber. Doch als ich nochmal darüber nachdachte, war das ein Wort was ihn nahezu perfekt beschrieb. Perfekt, ein anderes Wort was ihn beschrieb. Seine glitzernden, giftgrünen Augen. Seine weichen Haare. Eigentlich war alles an ihm perfekt. Alles außer eine Sache. Seine Verschlossenheit. Ich wusste dass sich unter seiner harten Schale ein weicher Kern befand. Es war als ob er eine Maske trug. Ich würde so gerne dass Gesicht unter dieser Maske sehen. Ob ich schaffen würde dass er die Maske ablegt? Ich würde es auf jeden Fall versuchen. Ich ging weiter durch den Park und atmete die frische Luft ein. Ich ging hier gerne spazieren und beobachtete die Gänse entweder auf der Wiese oder auf dem See. Dieses Mal waren sie auf dem See. Ich beobachtete sie ein paar Sekunden bevor ich meinen Blick auf die Bank richtete, wo ich gerne saß wenn ich die Gänse beobachtete. Sie war nicht, wie gewohnt leer. Es saß eine einsame Gestalt da. Ich erkannte sie sofort. Manuel. Plötzlich began mein Herz schneller zu schlagen. Er hatte seine Arme um die Knie geschlungen und blickte in die Ferne. Ich überlegte ob ich zu ihm gehen sollte, oder ihn doch lieber alleine lassen sollte. Ich war hin und hergerissen, bevor ich meinen Mut zusammen nahm und auf ihn zuging. Da er mit dem Rücken zu mir saß bemerkte er mich erst garnicht. Desto näher ich kam desto langsamer wurde ich. Sollte ich nicht doch umdrehen? Nein, jetzt bin ich einmal losgegangen, jetzt drehe ich nicht um! dachte ich. Und außerdem, was ist so schlimm daran sich neben einen Klassenkameraden zu setzen? Ich spürte wie mein Herz immer schneller klopfte als ich auf die Bank zusteuerte. Als ich mich hinsetze schreckte er auf. Er sah mich überrascht, mit einem unglücklichen Blick an. Es war nicht schwer zu erkennen dass er geweint hatte...

„Das alles wegen mir?" [GermanLetsDado]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt