Epilog

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Zara hat mir nur zwei tiefere Sinne des Lebens gelehrt, doch mit der Zeit habe ich selbst dazu gelernt. Ich erkannte, dass das Leben manchmal mit einem etwas anderes vorhatte, als man es selbst geplant hatte.
Als es andere geplant haben.
Und ich erkannte auch, dass Zara einen tieferen Sinn nur für mich war.
Denn sie war mein Tsunami, hatte mich in ein Gefühlschaos nach dem anderen gestürzt.
Und mit ihrem Tod brach dieser Tsunami über mir zusammen.
Riss alles mit sich, was es finden konnte.
Denn genau sie war es, welche vom Risiko des Fallens geredet hatte.
Und sie war es, die mir gesagt hatte, dass man nicht so schnell vom Dach fiel.
Aber dennoch war sie gefallen.

Aber Zara war nicht nur das.
Denn sie war auch ein Halt. Auch wenn sie nicht mehr körperlich anwesend war, konnte sie mir Kraft spenden, damit ich mich wieder aufrichten konnte.
Es schien mir fast so, als hätte mein Leben dies geplant.
Als hätte meins mit Zaras unter einer Decke gesteckt und alles ausgeklügelt bis ins kleinste Detail.
Denn ich hatte Zara gebraucht, um Kraft für das Leben zu sammeln, aber vor allem auch dafür, um das Leben erst zu verstehen.
Und nun habe ich es verstanden und sah die Welt ein bisschen aus ihren Augen.

Auch wenn ich damals der Meinung gewesen war, dass sie ihr Versprechen nicht eingehalten hatte, musste ich jetzt einsehen, dass sie es doch getan hatte.

Denn sie hatte mich gelehrt mit meinen eigenen Augen die Welt zu betrachten und mir selbst eine Meinung von all den Sachen zu bilden.

Sie hatte ihr Versprechen eingehalten und ich würde meins einhalten, welches ich mir selbst gegeben hatte.

Ich würde nach ihr Ausschau halten, auch wenn es noch Jahre dauern könnte, bis ich Zara wieder begegnen würde.
Aber irgendwann würde der Moment kommen, indem sie plötzlich vor mir stehen würde.
Denn immerhin redeten wir von Zara.
Von Zara, welche wie alles und nichts war.
Von Zara, welche barfuß lief und mit einer gläsernen Statue redete.
Dem Mädchen aus Glas, die Ballerina.
Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass nicht die gläserne Statue das Mädchen aus Glas war, sondern Zara.
Zara war es, so zerbrechlich, so stolz, so wunderschön.
Und ich würde mein Mädchen aus Glas immer wieder finden. Sie würde die Zeit überstehen, wie es die gläserne Statue getan hatte.
Ich wusste einfach, dass es so war.
Denn das Puzzle musste noch zu Ende gepuzzelt werden.

- Ende -

Das Mädchen aus GlasWhere stories live. Discover now