Kapitel 1

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16 Jahre später:

Es war mitten in der Nacht  und ich lief direkt durch den Wald, der an unser Dorf grenzte. Ich war irgendwo im Nirgendwo und fragte mich, ob ich den richtigen Weg noch finden würde. 
 Warum findet so etwas immer Nachts im Wald statt?, fragte ich mich selbst genervt. 
Ich war trotz meiner Gene als Werwolf ziemlich aufgeschmissen, wenn es um Orientierung ging, aber die letzten Male hatte es mir ungemein geholfen.
Der Sternenhimmel funkelte über mir und ich betrachtete den Vollmond. Ich musste die Lichtung schnell finden, sonst erreichte der Mond seinen höchsten Stand und ich hatte es schon wieder nicht rechtzeitig geschafft. Flink sprang ich über einen Baumstamm. Ich hatte die Besonderheit, dass ich auch im dunkeln so gut sah, wie im hellen, wenn nicht sogar noch besser. Die meisten Werwölfe besaßen diese Fähigkeit nicht ganz so weit ausgeprägt. Ich lief weiter durch den Wald und hörte eine Eule schreien. Eine Gänsehaut zog sich über meine Arme, aber ich lief weiter. Ich war eine Night, ich liebte die Nacht. Eigentlich.
Und beim Eigentlich lag das Problem. Kaum war Vollmond änderte sich alles. Nach einiger Zeit erreichte ich einen Trampelpfad.
Ich musste auf dem richtigen Weg sein. Leises Gemurmel bestätigte meine Vermutung und schon bald erkannte ich ein rötliches Licht zwischen den Bäumen. Ich rannte los und erreichte schnell die Lichtung, auf der schon das Feuer brannte. Ich war gerade noch pünktlich. 
Mein Vater, der Alpha, knurrte, als er mich sah. "Luna Night, du bist schon wieder fast zu spät", sagte er streng. 
Ich entschuldigte mich bei meinem Vater und stellte mich schließlich zu meiner besten Freundin Kyla. Wie immer standen alle im Kreis um das Feuer, in der Mitte der Lichtung. Kyla sah mich mit funkelnden Augen an und flüsterte, damit mein Vater uns nicht hörte: "Du hast es gerade noch rechtzeitig geschafft. Heute ist dein großer Tag." 
"Ich weiß", antwortete ich ebenso leise, dennoch konnte man hören, dass ich nicht sonderlich begeistert war. 
"Du freust dich noch immer nicht, oder?"
"Nein", knurrte ich frustriert. 
Meine Lederjacke klebte an meinen Armen und ich versuchte das Verlangen zu ignorieren, diese Lichtung so schnell wieder zu verlassen, wie ich sie betreten hatte. Ich wollte das alles nicht.
Wie ich diese Rituale hasste. Sie waren normalerweise langweilig, aber heute hatte ich Angst. Ich war die letzten Male nicht umsonst immer zu spät gekommen. Mein Vater wollte, dass ich mich das erste Mal in einen Werwolf verwandelte, das Tier in meinem Inneren heraus ließ, aber das wollte und konnte ich noch nicht. Natürlich wusste ich, dass ich im Rudel eine niedere Position hatte, obwohl mein Vater der Alpha war, denn ich war einfach anders. Wenn ich mich an diesem Abend verwandelte, würde sich alles ändern. Ich wäre ein vollwertiger Wolf und nicht mehr in der niederen Position. Alle Augen würden auf mir liegen.
Das wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte ihnen nicht zeigen, wer ich wirklich war und ich wollte mich nicht meinen Eltern und anderen Rudelmitgliedern unterwerfen. Kurz gesagt: Ich wollte kein Wolf sein.
Die Gänsehaut verschwand nicht, als mein Vater in die Mitte des Kreises trat und verkündete: "Herzlich Willkommen zum Vollmond Ritual. Auch dieses Mal wird ein junges Mädchen in unserem Kreis aufgenommen und sich das erste Mal verwandeln. Heute ist es meine wunderbare Tochter Luna Night."
Mein Herzschlag verdoppelte sich, als mein Vater auf mich zukam und meine Hand nahm. Er zog mich zu dem kleinen Feuer in der Mitte der Lichtung. Ich wusste, was jetzt kommen würde und setzte mich brav vor das Feuer. Jetzt war es so weit. Ich war dieses Mal Auserwählte. Ängstlich sah ich mich um. Die Männer meines Rudels stellten sich in einem engen Kreis um mich herum auf und ich knurrte, als einer zu nah kam. 
"Luna!", knurrte mein Vater, der mitbekommen hatte, was ich getan hatte. 
"Was?", fauchte ich ihn an.
"Benim dich wie die Tochter des Alphas und sei froh, dass du dich heute verwandeln darfst", tadelte er mich.
"Was ist, wenn ich es nicht will?", fragte ich trotzig.
"Es gibt hierbei keine Wahl. Du musst es tun, ob du willst oder nicht", verkündete mein Vater mit seiner Alpha Stimme, die lauter, mächtiger und härter war.
Ich zuckte jedoch nicht mal zusammen und fragte: "Kann das nicht noch ein bisschen warten?"
"Nein! Du wirst dich heute verwandeln. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und jetzt lass uns beginnen", knurrte mein Vater.
Ich entschuldigte mich, da mir bewusst wurde, wie ernst er es meinte und senkte unterwürfig meinen Kopf. Das alles hier war falsch. Ich wollte und konnte es nicht. Diese Verwandlung durfte nicht passieren. Meine innere Rebellin blockierte das typische Rudelverhalten. 
Beruhige dich Luna. Es ist halb so schlimm, sagte eine Stimme in meinem Kopf. 
Wer bist du?, fragte ich in Gedanken. Ich wusste nicht, ob ich mir die Stimme nur eingebildet hatte, oder nicht, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen, weswegen ich nachfragte. 
Ein Lachen erschallte in meinen Kopf. 
Okay, jetzt drehte ich vollkommen durch. Ich schloss meine Augen für einen kurzen Moment und schon spürte ich es. Etwas wildes war in meinem Inneren, etwas, was ich nicht kontrollieren konnte, etwas, das mir Angst machte. 
Was ist das?, fragte ich in Gedanken.
Du wirst zum Wolf, schoss eine Antwort durch meinen Kopf.
Wer bist du?, fragte ich erneut, doch die Stimme lachte erneut.
Ich konnte nicht mehr weiter fragen, denn ein Schmerz raste durch meinen Körper und Knochen knackten. Tränen schossen in meine Augen. Was sollte ich nur tun? Ich konnte die Verwandlung nicht mehr aufhalten.

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Heyho,
Ich hatte gerade irgendwie Lust auf ein freies Projekt nur für Wattpad und hier ist es: Mein erstes Kapitel meines neuem Fantasy-Projektes.
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Die Göttin der WölfeWhere stories live. Discover now