Kapitel 2

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Es ist alles gut, Luna. Es passiert, weil es passieren soll, sagte die Stimme in meinem Kopf.
Lass mich bitte in Ruhe, antwortete ich.
Oh man, ich wurde wirklich verrückt. Nun antwortete ich schon Stimmen, die ich mir ausdachte. Ich war ein wirklicher Freak.
Du wirst nicht verrückt und ein Freak bist du auch nicht, entgegnete die Stimme gereizt.
Und warum höre ich dann komische Stimmen, so wie deine?, fragte ich ebenso gereizt.
Nach meiner Frage versuchte ich die Stimme auszublenden und unterdrückte es, vor Schmerz aufzuschreien.  Eigentlich war diese Stimme eine gute Ablenkung gewesen, auch wenn ich verrückt wurde. Plötzlich war der Schmerz vorbei und ich hatte Pfoten. Und einen SCHWANZ.
Oh nein, ich war nun wirklich ein Wolf.  

Ich nahm mein Umfeld viel klarer wahr und sah, dass ich von einigen angestarrt wurde. Meine Befürchtung hatte sich bestätigt, ich tanzte mal wieder aus der Reihe. Ich sah an mir hinunter und erkannte silbernes Fell. Es war so silbern, wie der volle Mond über mir. Ich hatte noch nie einen Wolf mit silbernem Fell gesehen und die anderen ganz bestimmt auch nicht. Ihren Blicken nach zu urteilen, fanden sie die Situation mehr als merkwürdig. Ich blickte zu meinen Vater, der ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug. Kurz nachdem ich ihn ansah, verwandelten sich auch die anderen. Ich hörte ihre Stimmen in meinem Kopf, aber die meines Vaters war am klarsten. 

Gut gemacht, Luna. So muss mein Mädchen sein, dachte er und ich hörte den Stolz in seiner Stimme. Ein anderer Wolf sandte mir ein Bild meines Aussehens und mir stockte der Atem. Ich war groß und hatte seidiges, silbernes Fell. Trotz meiner Größe war ich zierlich und sah sogar ziemlich athletisch aus. Meine Augen funkelten in einem strahlenden Blau und passten perfekt in das Bild. Ich versuchte zu grinsen, denn das hatte ich nicht erwartet. 

Als alle anderen ebenfalls in Wölfe verwandelt waren, lief mein Vater los. Ich preschte seinem schwarzem Fell hinterher und lief schließlich neben ihm. Er sah mich mit seinen braunen Augen an. Moment mal... Er hatte doch normalerweise blaue Augen, so wie ich. 

Nachdenken Luna. Irgendetwas musst du doch in der Schule gelernt haben, sagte ich zu mir selbst. Mein Vater, der wohl meinen Inneren Konflikt mitbekam erklärte seufzend: Du hast wirklich nicht in der Schule aufgepasst. Wir wechseln eigentlich unsere Augenfarbe, wenn wir uns verwandeln, damit wir wie normale Wölfe aussehen. Du springst ein bisschen aus der Reihe. 

Wie immer, dachte ich seufzend. 

Mein Vater lachte jedoch nur. Du bist eben meine Tochter und die Tochter des Alphas ist immer besonders, vor allem in deinen Fall. 

Ich nickte und verdrehte innerlich die Augen. Da ich keine Geschwister und vor allem keinen Bruder hatte, würde es nach meinem Vater einen Alpha geben, der nicht aus meiner Familie kam. Mein Vater hatte jedoch entschieden, dass mein Gefährte zum Alpha werden würde und ich somit eine tragende Rolle für das Rudel wäre. Die Luna Luna, so gesehen. Die Luna hielt das ganze Rudel zusammen und war von größerer Bedeutung, als der Alpha. Klar, der Alpha führte das Rudel, doch die Luna ließ es zum Rudel zusammen wachsen. Ich wollte diesen Stand im Rudel nicht, denn ich hatte Angst, zu versagen. Die Angst, dass ich mal wieder etwas falsch machte, war tief in meinem Inneren verwurzelt, auch wenn es immer hieß, wie besonders ich war. Eine hellbraune Wölfin nährte sich mir. Sie hatte ihre Ohren aufgestellt und ihre Augen funkelten. Meine beste Freundin war eben überall wieder zu erkennen. 

Es ist toll, oder?, fragte sie unverwandt. 

Eigentlich schon, antwortete ich zögernd. 

Warte erst mal, bis du den See gesehen hast, erwiderte Kyla und ich meinte, dass ich sie grinsen sah. 

Wir liefen weiter durch den Wald und schon bald erreichten wir den See. Er war gigantisch und sein kristallklares Wasser funkelte im Mondschein. Ich blieb stehen und starrte diesen Anblick einfach nur an. Mein Vater, der sich neben mir hielt sah mich an und auch seine Mundwinkel hoben sich. Einige Wölfe legten sich unter Bäume an den Rand des Sees, doch ich nährte mich dem Wasser und berührte es mit meinen Pfoten. Ein Schmerz durch zuckte meinen Körper und ich sprang nach hinten. Was war das? Wieso war das Wasser wie elektrisiert? Nur eines hatte ich nicht mit bekommen: Ich war kein Wolf mehr. 

Geschockt starrte ich das Wasser an und fragte mich, warum ich einen Stromstoß bekommen hatte. Doch ein sich nährender Wolf hielt mich von meinen Gedanken ab. 

Wie machst du das Mädchen? , fragte er knurrend. 

Ich wollte schon fragen, was er meinte, sah dann jedoch an mir herunter und entdeckte meine menschliche Gestalt. Ich trug ein silbernes Kleid, das mir bis zu den Knien ging und welches ich noch nie gesehen hatte. Verzweifelt deutete ich auf dem See, in dem inzwischen zwei Werwölfe schwammen. 

Lüg mich nicht an, knurrte mein Gegenüber. 

Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte und sah verzweifelt in Richtung meines Vaters, doch dieser war mit zwei anderen Wölfen beschäftigt. Aus meiner Not heraus sah ich das Wasser an und begann seine Bewegungen zu fühlen. Ich wollte niemanden etwas von dem zeigen, was ich konnte, aber im Notfall musste es eben sein. Das Wasser ließ sich mit meinen Gedanken formen und ich spürte, wie es unter meinen imaginären Händen nachgab. 

"Ich lüge nicht", hauchte ich in dem Gewissen, dass der Wolf mich hörte. 

Dieser knurrte erneut und setzte zum Sprung an, doch er hatte die Rechnung ohne mich gemacht. Wasser schoss aus dem See und bildete eine Mauer um mich herum. Der Wolf prallte daran ab und knurrte mich an. 

 Du miese, kleine Ratte, knurrte er wütend, aber ich grinste nur. 

Ich hatte gewonnen. Wenn auch nur für den Moment, aber ich hatte gewonnen. Das Wasser blieb in seiner schützenden Gestalt, als ich nach meinem Vater rief. Dieser drehte sich um und starrte mich an. Ich hörte seine Stimme laut und deutlich in meinem Kopf: Luna, was machst du da? Wie wurdest du wieder zum Menschen?

Ich zuckte nur mit den Schultern und antwortete in Gedanken: Magie?

Es gibt keine Magie, antwortete mein Vater. 

Und wie erklärst du dir das Wasser, welches mich schützt?

Wir  reden später, Luna. Verwandele dich nur bitte wieder in einen Wolf, meinte mein Vater. Er klang verzweifelt, aber es war ja nicht meine Schuld, dass ich kein Wolf mehr war, oder etwa doch? 

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Hellö,

ich bin gerade irgendwie motiviert hier weiter zu schreiben, deswegen gibt es jetzt noch ein Kapitel. Wie gefällt es euch bisher? Und die für mich persönlich wichtigste Frage: Was denkt ihr wozu Luna noch fähig ist und was das alles miteinander auf sich hat? 

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und freue mich über Kommentare eurerseits (auch Verbesserungen und Wünsche). 



Die Göttin der WölfeWhere stories live. Discover now