Kapitel 3

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Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meine Gestalt als Wolf. Das ich immer aus der Reihe tanzen musste. Wieso passierte so etwas immer mir. Irgendetwas tobte in meinem Inneren und schon bald war ich wieder ein Wolf. Mein Vater sah mich an und sagte: Gut gemacht, Kleine

Ich bedankte mich, lief zu einem Baum und legte mich darunter. Kyla kam auf mich zu und fragte mich, was passiert war, doch ich schüttelte nur den Kopf. Darüber reden konnte ich im Moment nicht. Meine beste Freundin legte sich neben mich und schloss ihre Augen. Ich betrachtete das Rudel, in dem ich nie sein wollte und unterdrückte ein innerliches Stöhnen. Eine Müdigkeit übermannte mich, meine Augen schlossen sich wie von allein und ich träumte von einem entscheidenden Moment in meinem Leben. 

Am Abend meines fünfzehnten Geburtstags lief ich durch den Wald, auf der Suche nach etwas Ruhe. Die Sterne funkelten schon am Himmel und ich atmete die kühle Herbstluft ein. Ich liebte es draußen zu sein und in der Natur zu sein. Mein Orientierungssinn meinte es gut mit mir und so erreichte ich schon bald eine kleine Lichtung, auf der ein umgekippter Baumstamm lag. Das war der perfekte Ort. Ich ließ mich auf den Baumstamm fallen und lauschte den nächtlichen Geräuschen des Waldes.  Irgendwann erstrahlte alles um mich herum in einem gleißenden Licht und ich sah mich ehrfürchtig um. Was passierte hier? Angst breitete sich in meinem Körper aus, als auf einmal eine Gestalt vor mir stand. Ich konnte sie nicht zuordnen und die Stimme erkannte ich nicht.

"Luna Night. Ich bin hier um zu verkünden, dass du zu Großem bestimmt bist. Du wirst deine Gabe finden und du bist nicht damit allein. Sage niemanden etwas von dieser Begegnung und vertraue nicht den falschen", sagte die glockenklare Stimme. 

Ich wollte etwas antworten, doch die Gestalt löste sich vor meinen Augen in Luft auf und das Licht verlisch. Du Dunkelheit, die auf einmal um mich herum war, bedrückte mich und ich wünschte mir das Licht zurück. 

Feuer wäre eine gute Idee, dachte ich. 

Ich stand auf und wollte Holz suchen gehen, doch in meinem Inneren wurde es immer wärmer. Mein Körper begann zu brennen und ich biss auf meine Lippe um nicht zu schreien. Was sollte ich nur tun? Das Brennen breitete sich aus, bis es meine Hände erreichte. Die Erde unter meinen Füßen bebte und auf einmal standen meine Hände in Flammen. Es schmerzte nicht und auch sonst fühlten sich meine Hände normal an. Wie sollte ich das nur wieder rückgängig machen? Ich dachte daran, dass das Feuer wieder verschwand und tatsächlich verließ es meine Hände. Cool. Magie gibt es also wirklich, dachte ich grinsend.

 Mir war klar, dass diese Fähigkeit Vorteile haben könnte. Ich ließ das Feuer wieder entstehen, berührte einen Stock und machte mir somit eine Fackel. Zugegeben, ich wollte wissen, was ich sonst noch konnte. Hatte Kyla nicht irgendetwas von einem See in der Nähe erzählt? Ich streifte durch den Wald, doch nach einiger Zeit wusste ich nicht mehr, wohin ich sollte. Ich erreichte einen Bachlauf und hielt meine Hand in das kühle Wasser. Eine schillernde Kugel bildete sich auf meiner Haut und ich hob diese, um mir die Kugel genau anzusehen. Es war einfaches Wasser, das zu einer Kugel geformt war. Ich versuchte es zu verändern und spürte, wie widerstandslos  sich die Kugel formen ließ. Ich bildete ein Herz, einen Ball, vergrößerte und verkleinerte die Kugel und warf sie von einer Hand in die andere.

"Das ist einfach nur abgefahren", flüsterte ich, als ich die Kugel ins Wasser war und diese Problemlos damit verschmolz. Wenn die Gestalt diese Magie meinte, als sie mir sagte, dass ich besonders war, dann war mir ihr Auftauchen mehr als recht. Ein breites Grinsen lag auf meinen Lippen, denn eines wurde mir in diesem Moment bewusst. Ich war wohl aus gutem Grund die Tochter des Alphas, doch schon bald wurde mir bewusst, dass ich nicht mehr wusste, wo ich war. Ich streifte eine Stunde durch den Wald und fand keinen Ausweg. 

"Hilfe! Hilfeee! Wo bin ich?!", schrie ich, doch niemand antwortete mir. 

Ich wachte auf und wälzte mich über harten Boden. Wo war ich? Meine Beine verhakten sich und ich fiel längs auf meine Schnauze. Moment mal... Ich hatte eine Schnauze?! Ein brauner Wolf lag neben mir und ich erkannte, dass auch ich ein Wolf war. Ich setzte mich hin und sah mich um. Weitere Wölfe lagen um mich herum und schliefen friedlich. Etwas weiter entfernt war ein wunderschöner, riesiger See, mit Wasser, das so klar war wie Kristall. Die Erinnerungen an die letzte Nacht überfluteten mich. Oh man, der Traum hatte mich ganz schön aus der Bahn geworfen. Ich hatte doch tatsächlich vergessen, dass ich gestern Teil dieses Rudels geworden war. Außerdem erinnerte ich mich an meine Zurückverwandlung in einen Menschen. Was wäre, wenn es noch einmal funktionierte? Aufgeregt nährte ich mich dem See und berührte das Wasser, doch nichts geschah. Ich konzentrierte mich auf den Wunsch wieder menschlich zu sein und spürte bereits eine Veränderung meiner Knochen, als ich ein Knurren hinter mir hörte. Ich drehte mich um und sah einen schwarzen Wolf. 

Das lässt du schön bleiben, Luna. Ich weiß, was du vor hast, aber trotz der Tatsache, dass dein Vater Alpha ist, kannst du so etwas nicht tun, knurrte der Wolf. 

Und wenn ich es doch tue?  Ich benahm mich wie ein trotziges Kind und das,  obwohl mein Gegenüber recht hatte. 

Du beherrschst das Element Wasser. Eine Hexe in unserem Rudel wäre für das Klima hier nicht gerade gut. Es gibt viele, die nicht mit dir hier einverstanden sind. Ich könnte jeder Zeit eine Revolution anzetteln, auch wenn ich deinen Vater mag und sein Beta bin, drohte der Wolf vor mir.

Arman, das wäre meinem Vater gegenüber nicht fair. Er vertraut dir sein Leben an. Ich wollte und will noch immer kein Teil dieses Rudels sein, fauchte ich durch die Verbindung. 

Ich ihm auch und ich werde ihn auch immer mögen, aber DU bist ein Wolf und das Rudel ist deine Familie. Denke einfach an deine Familie bei den Entscheidungen, die du triffst, meinte Arman. 

Du kannst mich mal, fauchte ich und drehte mich um. 

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Hallo, 

das war mal ein Kapitel, das hoffentlich alle Fragen klärt. Jetzt wisst ihr, was in Lunas Vergangenheit vorgefallen ist und versteht hoffentlich auch ihr Problem und warum sie nie mit anderen darüber sprach.

Fragen an euch: 

1. Wie findet ihr dieses Kapitel? 

2. Was denkt ihr, wer die Gestalt ist und was es mit ihr auf sich hat? 



Die Göttin der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt