Kapitel 12

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Hunter drehte sich nicht mehr um. Er lief mit schnellen Schritten den Gang entlang. Ich konnte ihm nur hinterher starren. Seine Worte hatten mich verwirrt und nun ließ er mich hier alleine. Allein die Tatsache, dass er mich, wie Aaron, Tochter des Alphas genannt hatte, ließ mich stutzen.
Aaron...
Er war derjenige, den ich nicht sehen wollte. Ich drehte mich um, schloss die Tür und schmiss mich auf mein Bett. Was fand Moon nur an Aaron so toll? Hunter und Lion waren in jedem Fall besser, als er. In dem Moment fiel mir etwas auf: Moon hatte nichts mehr gesagt.

Moon? Bist du da?, fragte ich ängstlich.

Niemand antwortete mir. Ich wiederholte Moons Namen, während ich mir eine Shorts und ein Top anzog, doch abermals bekam ich keine Antwort. War sie etwa eingeschnappt, weil ich in einem zu harten Ton mit ihr gesprochen hatte?

Moon, das ist banal, sagte ich ehrlich.

Erneut bekam ich keine Antwort. Was war nur los? Panik brach in mir aus und meine Gedanken kreisten nur noch um Moon. Irgendetwas musste passiert sein! Ich rief Moons Namen wieder und wieder uns bekam keine Antwort. Irgendwann klopfte es zarghaft an meiner Zimmertür und ich knurrte. Es klopfte erneut, dieses Mal lauter und bestimmter.

"Aaron! Verzieh dich!", rief ich wütend.

"Hier ist nicht Aaron", antwortete eine mir fremde Stimme.

"Wer bist du?", erkundigte ich mich.

"Ich bin Mika. Magst du die Tür aufmachen?" Seine Stimme war ruhig und freundlich. Ich stand auf, öffnete die Tür und starrte eine Brust an. Mir ist am Morgen nicht aufgefallen, dass Mika so groß gewesen war.  Ich hob den Kopf, um ihn anzusehen. Er grinste und fuhr mit seiner Hand durch die kurzen Haare. Allein äußerlich wirkte er arrogant. Seine Haltung, das Grinsen, alles an ihm passte zum Bild arroganter Schnösel.

"Hi", sagte ich kühl.

"Schön, dass du auf machst, Luna. Ich habe Hunter getroffen. Er meinte, dass du vielleicht reden möchtest, deswegen bin ich hier", erklärte Mika.

"Ah ja..." Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen und musterte derweil seine kantigen Gesichtszüge. 

"Darf ich rein kommen?", fragte Mika. Er strich sich erneut durch das seidige Haar und sein Grinsen wurde weniger arrogant.

"Was hält dich davon ab?", fragte ich rhetorisch.

"In der Theorie hält mich nichts davon ab, aber praktisch stehst du im Weg und dein Zimmer ist deine
private Ebene", meinte Mika ruhig.

"Wahre Worte, wahre Worte", murmelte ich, während ich zur Seite trat.

Mika betrat das Zimmer, sah sich um, ließ sich auf einen Sessel in der Ecke fallen und betrachtete mich mit hungrigen Augen.

"Ist was?", fragte ich.

"Nein, alles gut", sagte Mika wie aus der Pistole geschossen. Schnell sah er in eine andere Richtung.

"Hast du noch nie ein Mädchen in Shorts gesehen?", fragte ich grinsend. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Mika noch nie ein Mädchen im Sommer gesehen hatte.

"Nein. Ja. Weißt du, wir sind im Sommer oft im Wald und genießen das darsein als Wolf", erklärte er, während sein Blick wieder auf meinem Körper fiel.

"Und deswegen musst du mich so anstarren?", fragte ich genervt.

"Tut mir leid, Luna...", fing er an.

"Keine Entschuldigungen!", unterbrach ich ihn. "Es ist schon okay."

Mika nickte und sah in mein Gesicht. Ich betrachtete seine blauen Augen und entdeckte silberne Sprenkel in ihnen.

"Schon besser", meinte ich ehrlich.

"Willst du mir etwas über dich erzählen?", fragte Mika.

"Nur, wenn du auch etwas über dich erzählst", verkündete ich. "Wir spielen nach meinen Regeln."

"Du bist sehr bestimmend" stellte er fest.

"Das hast du aber früh mitbekommen", entgegnete ich.

"Also, deine Regeln. Du fängst an." Mika sah mich unverwandt an.

"Meine Regeln, Mika. Du fängst an", verkündete ich.

"Okay... Okay. Ich fange an. Ich bin von Zuhause abgehauen, weil ich mit meinem Rudel nicht klar gekommen bin. Dann traf ich auf Aaron und schloss mich seinem Rudel an. Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe, auch wenn Aaron nicht immer einfach ist. Jetzt bist du dran", erzählte er.

"Okay. Ich glaube, dass ich niemals in einem Rudel leben kann. Es ist einfach nichts für mich. Ich überlege schon lange, wie ich am besten fliehen kann, doch jetzt wurde mor die Chance genommen, denn sobald ich gehe, wird alles in sich zusammenbrechen", erklärte ich stockend. "Mehr sage ich dir dazu nicht."

"Ich kann dich verstehen, weißt du das?", fragte Mika.

"Ich glaube nicht, dass du das kannst", antwortete ich. Ich dachte wieder an Moon. Sie war weg. Alle hatten mich verlassen und nun war ich auf mich allein gestellt. Natürlich konnte ich zu Kyla gehen, aber sie würde mir nicht glauben. Sie war von unserem Rudel fest überzeugt und könnte sich nicht vorstellen, dass jemand rebellieren würde. Eine Träne stahl sich aus meinem Auge und eine weitere folgte. Ich sah Mika nur noch verschwommen. Er stand auf und nahm mich in den Arm. Ich konnte nicht verhindern, dass die Tränen kamen und durchnässte dadurch sein ganzes Shirt.

"Was ist los?", fragte er sanft.

"Gar nichts", antwortete ich schniefend.

"Ich glaube dir nicht", erwiderte Mika streng. "Leugnen geht nicht."

"O...Okay", stammelte ich. "I...Ich bin vollkommen auf mich alleine gestellt. Meine beste Freundin würde mir alles nicht glauben, ihr tut nichts für mich und meine innere Wölfin ist verschwunden!", rief ich vor lauter Frust.

Mika schob mich von sich weg und starrte mich stirnrunzelnd an.

"Du hast eine innere Wölfin?!", fragte er erstaunt.

"Natürlich habe ich eine! Denkst du ich wäre so schwach, dass ich keine hätte?!", rief ich. Meine Emotionen ließen sich nicht mehr kontrollieren, ich stand vollkommen neben mir.

"Luna, ich traue dir zu, eine innere Wölfin zu besitzen, es wundert mich nur, da ja nur noch sehr wenig über einen inneren Wolf verfügen", meinte Mika beschwichtigend.

"Hast du einen inneren Wolf?", fragte ich.

Mika schwieg einen Moment, bevor das arrogante Grinsen wieder auf seinen Lippen lag und er sagte: "Ja, ich besitze einen."

Am liebsten hätte ich ihn geschlagen. "Hör auf so arrogant zu tun!", rief ich.

"Das mache ich doch gar nicht", widersprach Mika, un sich selbst zu verteidigen. 

"Neeiiinnn. Du doch nicht", sagte ich sarkastisch.

"Meinst du dieses Grinsen?", fragte Mika, während er so arrogant guckte, wie es eben möglich war.

"Genau das", antwortete ich.

"Dann unterlasse ich das ab so fort. Nur für dich", meinte er lächelnd. Er sah keineswegs arrogant aus, als er lächelte und ich nickte bestimmt. Wir schwiegen einen Moment und ich dachte daran, dass auch Mika einen inneren Wolf besaß.

"War dein innerer Wolf jemals nicht da?", fragte ich mit bebender Stimme.

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Hallo.
Ab heute gibt es zweimal in der Woche ein Kapitel, sofern ich es zeitlich einrichten kann. Ihr könnt also jeden Mittwoch und Samstag ein Kapitel erwarten.-.
Eine Frage hätte ich noch:
Was haltet ihr von Mika?

Die Göttin der WölfeWhere stories live. Discover now