Kapitel 9.

3.3K 227 20
                                    

JUNGKOOK

In meinem ganzen Leben war mir noch niemand begegnet, der so war, wie Taehyung. Zwar saß er nur still am Steuer und konzentrierte sich darauf, das Auto zu fahren, aber er musste ja auch nichts sagen. Er hatte alles gesagt, was er mir in dem Moment sagen wollte und ich, ich saß auch nur stumm neben ihm und musterte ihn von der Seite.

Er war gerade mal einen einzigen Tag hier und behandelte mich, wie mich noch niemand behandelt hatte. Zwar wusste ich, dass er den Fakt hasste, dass ich so lebte, wie ich es tat, aber so war mein Leben eben. Ich hatte damals die Chance gehabt, mir auszusuchen, ob ich mein einsames Leben vor Jimin lieber wollte, oder ob ich ein wenig Abenteuer haben wollen würde und nicht für ewig einsam sein müsste.

Und einsam sein war scheisse. Die einzige Person zu sein, die gemieden wurde. Auf die die Leute gespuckt hatten, weil sie mich nicht mochten, diese Person hasste ich. Ich hasste die Person, die ich damals war. Ich weiß jeden Tag ganz genau wie es sich angefühlt hatte. Sich jeden Tag etwas Neues anhören zu müssen, dass sie irgendetwas neues fanden, was sie an mir aussetzen konnten. Etwas Neues, womit sie auf mir rumhacken konnten.

Und ihre Blicke, jedes Mal, wenn ich gelobt wurde. Oder alleine, wenn ich das Schulgebäude betrat. Sofort wurde ich angesehen, als gehörte ich nicht hier her. Als wäre ich jemand, der nicht dazu gehören sollte. Auch Jimin hatte mich damals immer mal wieder so angesehen, hatte halt das getan, was all die anderen getan hatten. Weil ich eben unbeliebt war. Und weil man gut auf mir rum hacken konnte...

Und diese Person wollte ich nie wieder sein. Dort wollte ich nie wieder zurück. Und ich hatte das Gefühl, dass ich diese Person nur nicht war, wenn ich bei Jimin oder seinen Freunden war. Dass ich nur diese Person meiden könnte, wenn ich Drogen nahm und Alkohol trank, bis ich mich davon übergeben musste.

Aber Taehyung... Taehyung war anders. Er war so verdammt anders.

"Ist das hier richtig?" fragte mich Taehyung auf einmal und riss mich so aus meinen Gedanken, weshalb ich etwas aufschreckte und aus dem Fenster sah, nur um seufzend das Haus zu sehen, worin ich eigentlich wohnte. Ich hatte keine Ahnung wie meine Eltern reagieren würden, ob sie sich wieder streiten würden oder ob meine Mutter so tun würde, als ob sie sich Sorgen um mich gemacht hatte.

"Ja... Ist es... Danke, dass du mich gefahren hast..." murmelte ich leise und wollte gerade aussteigen, da griff Taehyung aber nur wieder nach meinem Handgelenk und so drehte ich meinen Kopf dann auch wieder zu ihm, um ihm in die Augen sehen zu können. Und er sah immer noch so verdammt besorgt aus...

"Sicher... Dass du naja also... Du meintest, dass deine Eltern... Gott, wenn du willst, dass ich gehe, gehe ich natürlich. Ich weiß nur nicht, ob du alleine sein möchtest. Du bist krank und ich helfe dir gerne" schlug er vor und ich wollte ja sagen, wollte ich wirklich, aber es war doch absurd. Sein Angebot, bei mir zu bleiben, wie ich eine, anscheinend ganz schön starke Grippe oder sowas hatte, war ja wirklich verdammt nett... Und süß und so verdammt toll, aber es war absurd.

Ich kannte ihn nicht. Ich wusste rein Garnichts über ihn und auf jeden Fall nicht genug, um ihn zu bitten, bei mir zu bleiben, während ich krank bin und mir immer wieder die Seele aus dem Leib kotze. Auch wenn ich wusste, dass es meinen Eltern egal sein würde und ich mal wieder alles alleine machen müsste, konnte ich doch nicht einfach ja sagen...

"Das ist wirklich nett von dir, Taehyung aber... Ich also... Wieso überhaupt? Wir kennen uns kaum, wieso willst du dann bei mir bleiben?" fragte ich ihn also und spürte schon wieder, wie es anfing in meinem Bauch zu grummeln und dieses komische Gefühl von vorhin wiederkam. So wie es aussah, würde ich mich noch einmal übergeben müssen.

"Na, weil du, wie du gesagt hast, sonst alleine wärst. Ich weiß nicht, ob du es mir unbedingt sagen wolltest, dennoch weiß ich, dass, wenn ich dich dort rein gehen lasse, du genauso alleine wärst mit deiner Krankheit, wie hier. Also, wenn du möchtest, bleibe ich bei dir" erklärte er mir, weshalb ich wieder nur seufzte und schwer schluckte. Und dennoch spürte ich, wie mein Herz nach seinen Worten etwas schneller schlug.

Und auch wenn ich ihn kaum kannte, fühlte ich mich ja sicher und gut bei ihm. Es hatte sich kein einziges Mal komisch angefühlt, auch als ich mich im Krankenhaus übergeben musste. Und er klang nicht so, als würde er es aus Mitleid machen. Ganz im Gegenteil. Er schien mich gar nicht erst gehen lassen zu wollen.

"Gut... Aber bitte... Achte nicht zu arg auf meine Eltern. Es kann sein... Dass sie sich streiten oder irgendwas in der Art... Vielleicht bemerken sie uns nicht einmal..." murmelte ich leise und auch etwas beschämt, da es das schlimmste daran war, Taehyung mit mir zu meinen Eltern zu nehmen. Denn ich hasste es. Dass meine Eltern solche Menschen waren, die sich nicht einfach trennen konnten, obwohl sie wussten, dass ihre Ehe sowieso schon lange vorbei war.

Und zu sagen, es wäre für mich, könnten sie sich in den Arsch schieben. Denn das war der letzte Grund, wieso sie zusammenblieben.

"Gut. Dann lass uns mal in dein Zimmer gehen, so wie du aussiehst, musst du dich gleich wieder übergeben"

~

I love them
Already

Wie findet ihr die Beziehung der beiden bis jetzt eigentlich?


Play Me // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Where stories live. Discover now