Kapitel 10.

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JUNGKOOK

"Ach ja?! Ich bin mal wieder schuld an allem? Jemand anderem kannst du ja auch nicht die Schuld geben, was? Deinem Kind ja auch nicht, welches du ja so sehr liebst, dabei weißt du genau so wenig wie ich, wo er immer ist!" hörte man es schon aus der Küche, weshalb ich nur seufzte und mit den Augen rollte. Von der Küche konnte man nicht in den Flur sehen, weder noch zu den Treppen.

"Tut mir leid... Aber Gott... Wenn ich nicht gleich... Ins Bad komme... Kotze ich..." keuchte ich und Taehyung nickte nur, jedoch schien es wirklich ablenkend zu sein, meinen Eltern dabei zu zu hören, wie sie sich stritten. Also griff ich einfach, ohne nachzudenken seine Hand und zog ihn hinter mir her, die Treppe hoch, bis wir bei meinem Zimmer angekommen waren, wo ich seine Hand dann auch wieder los ließ um in das Bad zu rennen, mich vor das Klo zu setzen und mal wieder zu kotzen.

Und zu meinem Glück kam Taehyung dieses Mal auch nicht mit zu mir, denn das hier war wirklich ekelhaft. Also putze ich noch schnell meine Zähne, als ich fürs erste aufgehört hatte zu kotzen und torkelte fast wieder zurück in mein Zimmer, wo Taehyung am Bettrand saß und mich sofort musterte, als ich aus dem Bad kam.

"Ist... Alles okay? Wenn du willst mache ich dir einen Tee oder so etwas..." fragte Taehyung, doch ich schüttelte nur meinen Kopf und setzte mich erschöpft neben ihn, konnte meinen Kopf kaum noch aufrecht halten. "Dann musst du an meinen Eltern vorbei... Und hast einiges zu erklären... So jemanden wie dich... Erwarten sie sicher nicht bei mir" lachte ich etwas amüsiert und schloss müde meine Augen, versuchte meinen Kopf doch irgendwie aufrecht zu halten.

"Du solltest vielleicht... Doch wieder gehen... Ich bin krank und wahrscheinlich steckst du dich auch noch an..." murmelte ich leise und öffnete meine Augen ein wenig um Taehyung in die Augen zu sehen, der mich von der Seite musterte. Und das ziemlich... Intensiv.

"Na und. Wieso würden deine Eltern 'so jemanden wie mich' nicht bei dir erwarten, Jungkook?" fragte er aber nur, weshalb ich seufzte und einfach nicht mehr anders konnte. Ich war müde und fühlte mich vielleicht doch ein wenig zu wohl bei Taehyung und legte meinen Kopf müde auf seiner Schulter ab, schloss meine Augen wieder.

"Damals hatte ich sowieso keine Freunde... Den Jungen, den sie kennen. Der hat keine Freunde... Der hat niemanden... Der weint jeden Tag in seinem Bad, klammert sich an seine eigenen Beine, während er seinen Eltern auch noch zu hören muss, wie sie sich streiten... Den Jungen kennen sie. Also... Erwarten sie sicher keinen so gutaussehenden Kerl wie dich, der hier ist... Weil ich krank bin... Und weil ich mal einer Person nicht scheiss egal bin... Dabei kennst du mich ja nicht einmal..." redete ich vor mich her, aber ich wusste genau, was ich sagte.

Ich war weder high, noch benebelte mein Zustand meine Kontrolle über das, was ich sagte. Zwar hatte ich nicht damit gerechnet, ihm so viel über mich zu sagen, dabei wusste ich ja kaum etwas von ihm. Und dennoch tat ich genau das. Ich erzählte ihm eine Menge, die sonst keiner über mich wusste. Er war der einzige, der meine Gefühle kannte. Der wusste, wie ich mich gefühlt hatte.

"Und wieso. Wieso Jungkook, bist du dann mit dem Leben zufrieden, dass du gerade hast?" fragte er mich, doch ich konnte wieder nur amüsiert grinsen und kicherte etwas, während ich meinen Kopf mit geschlossenen Augen auf seiner Schulter gelehnt hatte. "Weil ich beachtet werde... Ich bin nicht mehr dauerhaft alleine... Ich sitze nicht mehr dauerhaft in meinem Bad und weine, weil ich gehasst werde. Ich werde gesehen, Taehyung... Mir ist klar, dass Jimin nicht die Person ist, mit der man eine wirkliche Zukunft hat... Aber ich bin nicht alleine... Nicht immer..." murmelte ich leise und spürte dann auch schon die Tränen in meinen Augen.

Super. Jetzt heulte ich tatsächlich noch vor Taehyung. Dem Cousin meines Freundes, den ich kaum kannte.

"Hey Jungkook... Das tut mir leid, ich wollte nicht... Ich wollte nicht zu viel... Gott es tut mir wirklich leid, ich wollte nicht, dass du weinst..." meinte er auf einmal etwas zu arg besorgt und dann spürte ich auch schon seine Hand an meiner Wange, weshalb ich sofort meine Augen öffnete. Ich konnte tief in seine sehen, spürte seinen Atem schon fast auf meinen Lippen und auch wenn mir gerade noch mehrere Tränen über die Wange geflossen waren, spürte ich gerade nichts, außer dieses angenehme Kribbeln in meinem Bauch, wenn er mich so ansah.

"Ich weiß... Dass du krank wirst, wenn du mir noch näher kommst... Aber kannst du hier bleiben... Kannst du die Nacht bei mir bleiben und... Mich nicht alleine lassen?" fragte ich mit gebrochener Stimme und so weitete Taehyung seine Augen, als hätte er mit allem gerechnet, nur damit nicht. Ich hatte kurz zuvor, nur weil ich an all die scheisse denken musste, die ich durchlebt hatte und durchlebte, geweint, woran er auch irgendwie schuld war, aber um ehrlich zu sein machte er mir ja nur klar, wie scheisse mein Leben eigentlich war.

Auch wenn es vor Jimin noch beschissener gewesen war. Wo ich noch ein gebrochener, kleiner Junge war. Jetzt war ich anders. Da war immer noch dieser Junge in mir, aber ich war nicht mehr so schwach wie damals.

Ich wollte doch nur gesehen werden...

Und dennoch nickte Taehyung, krabbelte mit mir in mein Bett und war trotzdem etwas vorsichtig, als er sich neben mich legte. Er traute sich nicht wirklich, etwas zu tun, was, von dem was ich bis jetzt von Tae kannte, nicht seine Art war. Also schloss ich nur wieder meine Augen, brummte müde und kuschelte mich selbst an Taehyung.

Ich klammerte mich an seinen Arm und warf ein Bein über seine, legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab, während er in der Matratze lag und kurz zuvor noch an die Decke gesehen hatte, bis ich mich einfach an ihn gekuschelt hatte. Und gerade war mir einfach alles scheiss egal.

Weil ich es verdammt sehr genoss, einfach so neben Taehyung zu liegen.

Es war perfekt. Auch wenn es mir elend ging.

~

Uwu


Play Me // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt