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Mit quietschenden Reifen brachte ich meinen sichtlich mitgenommenen Wagen zum halten, was eine deutliche Schwierigkeit aufgrund der umherlaufenden, angehenden Studenten darstellte

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Mit quietschenden Reifen brachte ich meinen sichtlich mitgenommenen Wagen zum halten, was eine deutliche Schwierigkeit aufgrund der umherlaufenden, angehenden Studenten darstellte. Jeder von ihnen schien als Außenstehender betrachtet äußerst bepackt und orientierungslos, welches mir ein winziges Schmunzeln entlockte. Mein Lenkrad hielt ich immer noch erstaunlich fest umklammert, was jedoch an meiner deutlichen Erleichterung und dem immer noch hohen Adrenalinpegel musste.

„Ich habe es geschafft, finally.", murmelte ich glücklich zu mir selbst, alleinig um mich zum Antritt meines Weges und somit zum Verlassen meines Autos anzutreiben. Sobald ich jenen säuberlich gepflasterten Campus betreten werde, hatte ich mein Endziel erreicht und somit ebenfalls einen neuen, spannenden Lebensabschnitt zum Greifen nahe vor mir.

Obwohl dies schon seit einiger Zeit fester Bestandteil meiner Träume gewesen war, hatte dieser Neuanfang trotzdem etwas bedrohliches, Bedrängnis erregendes. Das Stipendium anzunehmen war nun gekoppelt an das essentielle Aufgeben des Ladens meiner Eltern und ein Lossagen von jeglichen Anforderungen, die meine Schwester für mich hegte. Enttäuschungen waren im Bezug darauf also definitiv unvermeidbar und selbst wenn ich mich heimlich damit abgefunden hatte - leicht war das Verhältnis zu meiner Familie keineswegs nach meinem plötzlichen Aufbruch.

Seufzend begann ich nach meiner Handtasche zu kramen, welche bei einigen aufwendigen Überholmanövern wohl das gesamte Auto durchquert hatte.

Als ich das cappucionobraune Leder zwischen meinen Fingerspitzen spürte, fischte ich meinen wichtigsten Gegenstand erleichtert von einem der Rücksitze.

Bereit, mein Gefährt zu verlassen kletterte ich wie zuvor über die umfunktionierte Ablagerungsstätte, die früher als Beifahrersitz gedient hatte. Dies geschah aber nicht ohne dass ich einen zweifelnden Blick auf die übrig gebliebenen Bücher warf, welche verräterisch zu wackeln begannen.

„Lass mich nicht erneut im Stich, Rowling.", wisperte ich den wertvollen Werken eindringlich zu und vollzog einen etwas größeren Schritt, welcher mich direkt auf die geordneten Pflastersteine brachte.

Als ich mir erleichtert durch die kastanienbraunen Enden meines langen Haares fuhr und eine Strähne energisch hinter eines meiner Ohren strich, hörte ich rund zwei Meter hinter mir eine glasklare Stimme: „Wenn du nicht jedes Lebewesen im Umkreis von einem Kilometer kaltblütig ermorden willst, solltest du deine Karre demnächst auf einer Mülldeponie parken.", witzelte diese argwöhnisch.

Überrascht und völlig überfordert aufgrund der feindseligen Worte drehte ich mich um. An einer grauschimmernden Laterne lehnend und das hektische Geschehen sichtlich amüsiert beobachtend, lehnte ein rabenschwarzhaariges Mädchen in meinem Alter, welches mit etwas Fantasie glatt die auferweckte Version eines modernen Schneewittchens verkörpern konnte.

In einer Hand hielt sie eine qualmende Zigarette, was sie jedoch keineswegs davon abhielt mich aufmerksam und ohne jegliches Zeichen von Scheu eindringlich zu mustern.

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