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Tristans Wohnraum erwies sich als unverhofft liebevoll eingerichtet und bestach durch ein eher spärliches Mobiliar, welches im modernen Sprachgebrauch als absolut 'minimalistisch' aufgefasst werden konnte

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Tristans Wohnraum erwies sich als unverhofft liebevoll eingerichtet und bestach durch ein eher spärliches Mobiliar, welches im modernen Sprachgebrauch als absolut 'minimalistisch' aufgefasst werden konnte. Es schien, als hätte jedes Objekt, jeder noch so winzige Artikel, seinen festen Platz und ebenso seine radikale Bestimmung.

Aufgrund der Einrichtung und den zahlreichen Bandpostern an den Wänden vollkommen überfordert und gleichzeitig beeindruckt, hatte ich mich ohne Weiteres rasch neben den Anderen auf dem kahlen Boden niedergelassen, jedoch nicht ohne scharenweise aufmerksame Blicke gen Decke und Türen zu richten. Stückchenweise überschlug ich meine trägen Beine und ließ in aller Stille, vollkommen unbeobachtet meine Hand in meine Hosentasche wandern, bis ich befreit mein Smartphone ertastet hatte und sogleich geringfügig in mein Sichtfeld bewegte.

22:03

Du fehlst mir. Erhalte ich keine Nachricht von dir, komme ich höchstpersönlich vorbei. - A

Aufgebracht befeuchtete ich meine zusehends feuchten Lippen und ließ schließlich, mit einem kleinlauten Schlucken, meine zittrig zuckenden Fingerspitzen rasant über die einladende Tastatur fliegen.

'Bin angekommen, da wo du mich keineswegs finden wirst.', lautete meine bedingt kurz angebundene Antwort, welche ein durchaus bedenkliches Gefühl in mir rapide entstehen ließ und mich urplötzlich unsagbar bedrückt machte.

Vielleicht ist meine Zeit hier doch signifikant gezählt, kam es mir in den unübersehbar betroffenen Sinn als ich mir völlig gedankenverloren eine verirrte Haarsträhne gemächlich aus dem angespannten Gesicht strich, bevor meine brandneue Mitbewohnerin mich glücklicherweise zurück in die Realität katapultierte.

„Ich bin keinesfalls die, die Sachen genau bewerten und kritisieren sollte, jedoch habe ich aus einer absolut sicheren Quelle erfahren, dass sie sich höchstwahrscheinlich Chlamydien eingefangen hat.", zischte mir Sage nun aufgebracht zu, bevor sie erneut einen zaghaften Schluck aus der kristallklaren Bierflasche in ihrer schlanken Hand nahm und ihre Fingerspitzen wiederholt gemächlich am Flaschenhals auf und ab wandern ließ.

Bedenklich schüttelte sie den puppenhaften Kopf und wippte ein paar mal leidenschaftslos mit den ausgestreckten Fußsohlen, bevor sie erneut ihre Lippen quicklebendig und voller Tatendrang an mein nachhaltig tyrannisiertes Ohr wandern ließ:„Und das außerordentlich Überraschende daran ist, dass das Semester noch nicht einmal begonnen hat, Cassandra-Schatz!"

Sich selbst nachträglich und ohne jeglichen Zweifel zustimmend, nickte Sage erneut euphorisch kichernd und offenbarte somit ihre bereits leicht rötlich gefärbten Wangen, welche wohl ein Symbol ihres reichlich fortgeschrittenen Alkoholkonsums darstellten.

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