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„Wärst du so nett und würdest das Mördergerät von meinem Fuß wuchten?", presste Sage mit sichtbar angespanntem Kiefer hervor und stöhnte derart theatralisch, dass ich Mühe hatte zu unterscheiden, ob sie nun tatsächlich Schmerzen hatte oder sich le...

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„Wärst du so nett und würdest das Mördergerät von meinem Fuß wuchten?", presste Sage mit sichtbar angespanntem Kiefer hervor und stöhnte derart theatralisch, dass ich Mühe hatte zu unterscheiden, ob sie nun tatsächlich Schmerzen hatte oder sich lediglich über meine absurde Situation lustig machte.

Gemächlich verlagerte ich den stämmigen Schwerpunkt des Kühlschranks in Richtung meines Körpers, nicht ohne ein paar mal pressend ein- und auszuatmen und insgeheim meine deutlich ungeschickten Haare zu verfluchen: „Sorry, Mitbewohnerin. Lass ihn uns zuerst an die gegenüberliegende Wand lehnen, ich pack das sonst nicht.", schmunzelte ich dennoch angestrengt und versuchte einhändig meine hochgerutschte, schneeweiße Bluse zu richten, welche unbemerkt und ebenfalls ungewollt meinen Oberkörper entblößt hatte und mich peinlich berührt zurück ließ.

Sage, welche sich gänzlich für eine kurze Zeit vom Geschehen abgewendet hatte um ihre fein säuberlich manikürten Nägel alarmiert nach Brüchen abzusuchen, pfiff leise durch die Zähne und schüttelte bestürzt ihren leicht rötlich angelaufen Kopf, wand sich aber trotzdem erneut der trägen Masse zu.

Nicht ohne verwundert zu seufzen half sie mir, die nächste Abstellmöglichkeit wahrzunehmen. In klassischer Sage-Manier wurde das Nerven aufreibende Geschehen dennoch von mehreren hellklingenden 'warum tue ich mir so etwas grauenhaftes überhaupt an?' ihrerseits begleitet.

Als der Prozess des Tragens und Schiebens vorerst ein jähes, aber freudiges Ende genommen hatte, wagte ich mich neugierig an ein paar forsche Blicke in Bezug auf mein neues Zuhause.

Wie es sich herausgestellt hatte, gab es in diesem noch so renommierten und futuristischen Universitätstrakt keinen installierten Fahrstuhl, weshalb das Schleppen von Möbelstücken die erste Herausforderung für angehende Studenten darstellte. Neben, seitlich, unter und vor mir konnte ich zahlreiche von Meinesgleichen beim Auspacken und Umhertragen von Wohnutensilien beobachten. Der Großteil machte diesbezüglich glücklicherweise genau dieselbe erstaunlich schlechte und geschlagene Figur wie meine Wenigkeit.

Unser Zimmer, namentlich 'A 68', stellte sich katastrophal als achter Wohnraum im finalen sechsten Stock heraus. Schier verzweifelt und nachhaltig erschöpft aber trotzdem befreit bemerkte ich, dass ich auf den täglichen Gang ins Fitnessstudio wohl verzichten konnte, dank der ellenlangen Flure und breiten Treppenabsätze.

Ich warf meinem persönlichen Schneewittchen, dessen Erscheinung sich trotz der Anstrengung und den gefühlt zigtausend Zimmergängen überraschend kaum auffallend verändert hatte im Gegensatz zu mir, einen fragenden Blick zu. Diese hatte sich jedoch ebenfalls galant an der gegenüberliegende Wand positioniert und ihre schlankwüchsigen Finger huschten rapide über die Tastatur ihres knallroten iPhones.

Zum ersten Mal nahm ich bewusst ihre Kleidung ins Visier: schmale, pastelrosa Shorts sowie ein helles Oberteil mit blumenbesticktem Cardigan bildeten einen aufschlussreichen Kontrast zu ihren düsteren Haaren, stellte ich sprachlos fest.

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