Kapitel 11

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Kili

Nachdem ich in mein Fass gestiegen war, schmerzte mein Bein noch mehr. Da mich niemand sehen konnte, verzog ich mein Gesicht und sah mir die Wunde vorsichtig an. Sie  sah so aus als hätte mir der widerliche Ork gerade eben den Pfeil in den Oberschenkel geschossen. Nun mit dem Unterschied, dass es schlimmer aussah. Viel schlimmer. Ich traute mir sie gar nicht zu berühren, da ich Angst hatte, dass die Schmerzen noch schlimmer werden. Ohne eine Vorwarnung durchzog mich ein schrecklicher Schmerz. Ich versuchte so gut es ging meine Klappe zu halten. Ich fluchte lautlos auf Khuzdul was mich ein wenig beruhigte. Ich war so sehr mit den Schmerzen beschäftigt, dass ich es gar nicht merkte wie Thorin Bilbo über die Lage ausfragte. Erst als Dwalin irgendetwas von Verräter meinte wurde ich hellhörig. Ich wollte gerade nachfragen, da ergoss sich ein Regen aus Fischen über mich. 
,,Jetzt werde ich wohl nie wieder Äpfel und Fische essen können ohne dabei an die Flucht vor den Elben zu denken", dachte ich mir nur.  In den Fass neben mir fluchte jemand aber Bard schlug dagegen was das Fluchen ein Ende setzte. Fürs Erste. 

Ich hörte Stimmen die lautstark etwas diskutierten. Vermutlich versuchte Bard irgendjemanden davon zu überzeugen ihn in die Seestadt zu lassen. Plötzlich wurde mein Fass bewegt und ein paar Fische vielen in den Fluss. Ich hatte Angst, dass ich entdeckt werde und hielt mich so gut es ging an der Wand vom Fass fest. Ich machte mich schon bereit ins Wasser zu fallen. Doch Bard rettete die Situation indem er sagte:,, Und wenn die Bürger erfahren, dass der Bürgermeister Fisch in den See werfen lässt dann wird es einen Aufstand geben. Ist dann das auch Euer Anliegen?" Mein Fass wurde sofort wieder normal hingestellt und Bard durfte passieren. Nach einigen Minuten wurde mein Fass erneut umgeworfen aber diesmal von Bard. Ich stand so schnell wie möglich auf. Ich blickte auf und sah mich um. Die Seestadt war schön. Zwar auf ihre eigene Art aber sie war schön. Ich war so sehr auf die Stadt fixiert, dass ich nicht merkte wie ein Junge auf Bard zugelaufen kam.
,,Vater, unser Haus wird beobachtet", sprach er zu Bard. Dieser schien kurz zu überlegen, dann meinte er:,, Bain, bringt Naira ins Haus. Und ihr, folgt mir." Wir nickten stumm und folgten ihn. Der Weg war zwar nicht lang, aber mein Bein schmerzte so sehr, dass es sich wie mehrere Meilen Fußmarsch anfühlte. Wir hielten vor einem Haus an und Bard starrte ins Wasser. 
,,Springt ins Wasser und schwimmt unter das Haus. Ihr müsst durch das Klosett ins Haus." Bard wusste, dass es uns nicht gefallen würde und kaum hatte er seine Worte gesprochen, ertönten schon die ersten Proteste.
,,Seid endlich still und tut was der Mann sagt!", meinte Thorin wütend zu den Zwerge welche ihr Gemeckere sofort einstellten. Bard nickte ihn dankbar zu was Thorin nur kurz mit einem leichten Nicken erwiderte.

Zylra

 Die ersten Zwerge stiegen ins Wasser und schwammen Richtung Klosett. Ich stieg als Letzte ins Wasser und schwamm der Gruppe nach. Als ich ins Wasser stieg durchzog mich ein Schmerz. Dieser war aber kalt. Ich versuchte es so gut es ging zu ignorieren und schwamm den anderen hinterher. Nach einer Weile schwamm ich neben Kili und blickte ihn an. Sein Gesicht wirkte schmerzverzerrt. Vermutlich schmerzte sein Bein noch immer noch. Ich versuchte aber nicht zu ertrinken und so sparte ich meine Kraft für das Schwimmen. Als ich beim Klosett ankam half mir Bofur raus. 
,,Geht die Treppen rauf und du bekommst etwas warmes zu anziehen", meinte er nur flüchtig zu mir. Ich nickte ihn dankbar zu und ging rauf. Oben angekommen staunte ich nicht schlecht. Es war zwar ein kleines Haus aber es wirkte gemütlich. Ein großer Tisch stand in der Mitte des Raumes und ein kleines Feuer brannte im Kamin. Ich sah mich um und bemerkte Bard wie er auf mich zukam und meinte:,, Geh mit Sigrid. Sie wird dir etwas warmes und trockenes zum anziehen geben." Ich nickte und erblickte ein junges Mädchen. Sie war vermutlich siebzehn Jahre alt. Ich merkte wie Sigrid mich musterte.
,,Komm mit", meinte sie mit einer fröhlichen Stimme zu mir und nahm mich am Arm. Ich folgte ihr zu einem kleinen Raum, welcher vermutlich ihr Gemach war.
,,Setzt dich aufs Bett! Ich hol nur schnell etwas zu anziehen, einen Kamm und einen Spiegel." Ehe ich etwas sagen konnte war sie schon in einer kleinen Nebenkammer verschwunden. Ich sah durch den Raum und schritt zum Fenster. Ich blickte raus und genoss den Ausblick denn man mir bot. Es ist zwar eine mickrige Seestadt aber sie hatte trotzdem ihren eigenen Zauber. Ich war so sehr damit beschäftigt aus dem Fenster zu sehen, dass ich gar nicht bemerkte wie Sigrid zurückkam.
,,Gefällt dir der Ausblick?", fragte sie mich ruhig. Ich drehte mich zu ihr um und sprach:,, Ja. Es ist wunderschön."
,,Ich weiß. Esgaroth ist zwar eine trostlose Stadt aber sie hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Es ist als wäre Magie im Spiel." Sie war bis zum Fenster vorgetreten und blickte hinaus. Ich sah ebenfalls raus und es herrschte eine Stille im Raum.
,,Willst du mal sehen was ich für dich rausgesucht habe? Ich hoffe, dass es dir gefällt", unterbrach Sigrid die Stille. Ich nickte ihr zu und setzte mich aufs Bett. Sigrid holte ein wunderschönes blaues Kleid hervor. Es war mit kleinen Runen an den Ärmel verziert, aber sie waren so klein, dass ich sie nicht entziffern konnte. 
,,Es... es ist wunderschön", brachte ich heraus. Das Kleid hatte mir wirklich die Sprache verschlagen. 
,,Soll ich dir beim anlegen helfen oder schaffst du es alleine?", fragte Sigrid mich. 
,,Nun ja... ich bräuchte eine helfende Hand, da es schon lange her ist, dass ich ein Kleid anhatte und beim zuschnüren brauche ich ganz sicher Hilfe", meinte ich verlegen und blickte auf den Boden. Sigrid fing an leise zu Lachen. 
,,Ich helfe dir gerne und es muss dir nicht peinlich sein, dass du lange kein Kleid mehr anhattest." Ich nickte ihr dankbar zu und Sigrid führte mich vor einem großen Spiegel. 

Als ich hineinsah war ich erstaunt wie sehr die Reise mich verändert hatte. Ich war abgemagert und meine pechschwarzen Haare hatte auch schon bessere Tage gesehen. Außerdem hatte ich tiefe Augenringe und sah mehr tot als lebendig aus.
,,Keine Angst, deine Haare bekommen wir schon in Griff", meinte Sigrid zu mir. Ich hatte mich ganz kurz erschrocken, da es mich wunderte, dass sie meine Haare ansprach als ich gerade daran dachte.
,,Es war doch nur ein Zufall. Deine Haare sehen schrecklich aus und sie wird sich eh gedacht haben, dass du dir denkst wie schrecklich deine Haare aussehen", sprach ich in Gedanken zu mir. 

Es dauerte nicht lange, da hatte ich das Kleid an und Sigrid half mir meine Haare wieder in den Griff zu kriegen. 
,,Woher kennst du eigentlich die Zwerge und warum bist du mit ihnen auf Reisen?", fragte Sigrid mich neugierig. Diese Frage schien sie schon länger zu beschäftigen und ich antwortete:,, Ich kenne zwei der Zwerge seit meiner Kindheit als ich noch ein kleiner Zwergling war. Ich verlobte mich mit einem der beiden und als ich erfuhr, dass er auf eine gefährliche Reise geht packte ich ohne zu Zögern meine Sachen und folgte ihnen."
,,Aber warum?"
,,Weil ich meinen Verlobten über alles liebe und ich es nicht ertragen konnte ihn wegziehen zu sehen und zu hoffen, dass er wieder zu mir zurückkommt." Sigrid schien noch mehr wissen zu wollen und ich fragte sie:,, Was ist los? Du kannst mich alles fragen, Sigrid." 
,,Gut, wenn ich fragen darf: Mit welchen der Zwerge bist du verlobt?" Ich musste lächeln.
,,Mit dem größten Holzkopf der Truppe", meinte ich lachend. Sigrid stimmte mit ein und fragte:,, Wer ist der größte Holzkopf der Truppe?" Ich musste erneut lachen aber als ich mich wieder gefangen hatte erklärte ich ihr sein Aussehen. Sie nickte nur. 
,,So ich bin fertig. Wie findest du es?", meinte Sigrid schließlich zu mir. Ich konnte nur einen wunderschönen Flechtzopf erkennen der meine Schulter runter ragte.
,,Er ist wunderschön. Vielen Dank Sigrid." 
,,Kein Ding mache ich doch gerne", meinte sie nur. Ich konnte einfach nicht anders und schloss sie in meinen Armen. Sie erwiderte die Umarmung. Dann lösten wir uns und gingen zur Stube. Die Zwerge waren in einem Gespräch vertieft doch als sie mich sahen, hörten sie abrupt auf zu reden und sahen zu mir. 

Ich lächelte verlegen und blickte auf den Boden. Doch nach einiger Zeit sah ich mich um und suchte Kili. Er sahs am Fenster und blickte raus. Langsam ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn.
,,Wie geht es deinem Bein?", fragte ich vorsichtig.
,,Meinem Bein geht es gut." Ich wusste, dass Kili mich anlog. Man erkannte es an seinen Augen.
,,Jetzt lüg mich nicht an! Du weißt genau, dass es deinem Bein nicht gut geht und glaubst du ernsthaft, dass die Wunde heilt wenn du vor lauter Stolz nichts sagst?", fuhr ich ihn an. Es reichte mir. Ich wollte ihn nur helfen und als Dank konnte ich mich anlügen lassen. Kili sah traurig zu Boden. 
,,Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren bin", meinte ich schnell. Dieser schüttelte nur den Kopf und meinte:,, Du hast ja recht. Es muss mir leidtun, da ich dich angelogen hatte." Ich sah ich  erstaunt an und umarmte ihn. Er nahm mich auch in den Arm und wir verweilten einige Zeit so. Nach einigen Minuten ließ er mich los und flüsterte mir ins Ohr:,, Menu tessu, Amrâlimê." Ich musste lächeln und sah ihn in seine Augen. Dann drückte ich meine Lippen auf seine was er auch erwiderte.
,,Du mir auch mein Liebster", hauchte ich in sein Ohr. Er sah mich mit seinem liebevollen Lächeln an. Dann nahm er mich erneut in den Arm und streichelte mit seiner Hand meinen Hinterkopf. Ich schloss nur die Augen und legte behutsam meinen Kopf auf seine Schulter. Ich bekam nicht viel mit, da ich in einen Art Tagtraum schweifte aber ich merkte wie Thorin und die anderen Zwerge sauer wurden. Ich sah mich um und bemerkte, dass die Zwerge die Waffen, wofür sie bezahlt hatten, nicht toll finden und somit in die Waffenkammer einbrechen wollten. Bard schien das nicht zu gefallen und er stampfte wütend aus den Raum. Völlig verwundert blickte ich Kili in die Augen, der nur meinte:,, Heute Abend holen wir unsere Waffen." Ich nickte und kuschelte mich in Kili. Er legte beschützend seine Arme um mich. So verweilten wir ohne auch nur ein Wort zu sagen bis wir zur Waffenkammer aufbrachen. 


Eine unerwartete GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt