Kapitel 25

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Kili

Ich ging die Treppen hinauf und ging zu den anderen. Oben angekommen, sah ich wie alle wie gebannt den Wall herunterstarrten. Langsam schritt ich zu ihnen und sah hinunter. Ich traute meinen Augen kaum. Mein Herz pochte schneller und in meinen Kopf taten sich viele Fragen auf. Ich blickte überrascht nach unten und sah auch kurz in die Runde. Die Zwerge waren genauso erstaunt wie ich, zu sehen, dass Bard und Thranduil den Arkenstein hatten. Aber wie? Wie kam er in ihren Besitz? Ich stand neben Thorin und ich merkte seine Anspannung. Die anderen schrien wie wild durcheinander. Verständlicherweise. Der dreckige Waldlandkobold hatte unser Geburtsrecht in seinen Händen. 
,,Diebe!", schrie ich wutentbrannt zu Bard und Thranduil runter. Diese schienen jedoch unbeeindruckt. Der Elb lächelte sogar belustigt.
,,Der Stein gehört den König unterm Berge!", schrie Dwalin wie verrückt. 
,,Der König soll ihn auch bekommen. Mit unserem Wohlwollen. Jedoch soll er sein Versprechen einlösen und den Menschen der Seestadt das Gold geben", meinte Bard überraschend ruhig. Mit diesen Worten steckte Thranduil den Stein in eine kleine Seitentasche, welche an seiner Linken angebracht war. 
,,Das ist ein Trick. Eine Lüge!", hörte ich Thorin sagen. ,,Der echte Arkenstein ist irgendwo in den Hallen", sprach er weiter. Ich hoffte nur, dass er recht hatte. Doch plötzlich hörte man ein "Nein, er ist echt."  Ich fuhr herum und traute meinen Augen kaum. Es war Bilbo. Er trat aus der Menge hervor und fuhr fort:,, Ich habe ihnen den Stein gebracht." 

Was? Bilbo hatte ihnen den Arkenstein gebracht? Wieso? 

,,Was?", fragte Thorin erzürnt. Ich sah ihn an und blickte in seine hasserfüllten Augen. 
,,Ich habe ihn als meinen vierzehten Anteil genommen", fuhr er fort. Er blieb dabei allerdings ganz ruhig, was mich sehr verwunderte.
,,Ich bin bereit auf meine Ansprüche zu verzichten", meinte Bilbo nur mehr. 
,,Deine Ansprüche?", fragte Thorin Bilbo erzürnt. Bei diesen Worten zuckte der Hobbit zusammen und schien für einen kurzen Augenblick zu überlegen, was er sagen sollte.

,,Du hast dich verändert, Thorin. Den Thorin den ich in Beutelsend kennengelernt habe würde nie an der Treue der Seinen gezweifelt", meinte Bilbo nach einer kurzen Weile. Thorin war nur noch wütender.
,,Erzähl du mir nichts von Treue!", brüllte er den Halbling an. Ich war ganz angespannt um jederzeit bereit einzugreifen. Thorins Augen funkelten gefährlich böse und er kam auf Bilbo zu.
,,Werft ihn den Wall herunter", meinte er schroff. Ich war überrascht. Den anderen Zwergen ging es anscheinend auch so. Keiner rührte sich. 
,,Habt ihr nicht gehört!", brüllte er uns wütend an. Thorin griff nach Fili und zerrte ihn zu Bilbo. Dieser riss sich jedoch los. Thorin sah ihn entgeistert an und schüttelte nur den Kopf. 
,,Na los!", schrie er uns an. Ich sah ihn nur wütend an und stellte mich schützend vor Bilbo. 
,,Dann mache ich es eben selbst." Mir diesen Worten stürmte Thorin auf mich zu und schubste mich zur Seite. Er stieß mich unsanft gegen die Mauer und griff nach Bilbo. Ich war kurz aus der Fassung, fing mich aber schnell wieder. Wie verrückt versuchte ich Bilbo von Thorin loszureißen, was sich jedoch als sehr schwer erwies. Thorin hatte sich an Bilbo gekrallt und drängte ihn zum Wall. Die anderen Zwerge halfen mir indem sie wie verrückt:,, Lass los!", oder ,,Hör auf, Thorin!", schrien. Fili und Bofur versuchten wie ich Bilbo loszureißen. Thorin hatte Bilbo schon bis zum Wall gedrängt. Nun droht er herunterzufallen. Gerade wollte ich Thorin anschreien, aber da ertönte eine alte und bekannte Stimme.

,,Wenn du mit meinem Meisterdieb nicht zufrieden bist, dann tu ihn gefälligst nichts! Gib ihn mir zurück!" Thorin hielt innen und sah den Wall hinunter. Ich atmete nur erleichtert aus und nickte Gandalf dankbar zu. Ich wusste nicht, ob er es überhaupt gemerkt hatte. 
,,Bis jetzt machst du als König unterm Berge keinen sonderlich guten Eindruck, Thorin Eichenschild", fuhr der Zauberer fort. Mittlerweile hatte mein Onkel Bilbo losgelassen. Er lag vor Thorin auf den Boden. Ich versuchte so schnell es ging ihn von meinem Onkel wegzubringen, doch Fili und Bofur kamen mir zuvor. Sie halfen ihn auf und Bofur führte Bilbo zu einem Seil, an dem er sich auch abseilte und hastig zu Gandalf lief. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als er sicher bei den Zauberer ankam.

,,Die Wahl liegt bei Euch. Wollt Ihr Frieden oder wollt Ihr Krieg?" fragte Bard Thorin nach einer Weile. Dieser lächelte jedoch nur vergnügt und sprach mit einer tiefen und furchterregenden Stimme:,, Ich will Krieg!" Ich war erstaunt. Ich war erstaunt, dass Thorin wirklich einen Krieg riskiert. Er muss doch nur den Menschen das versprochene Gold geben und die Sache war erledigt. Wir würden diesen Krieg niemals gewinnen. Schon gar nicht gegen ein ganzes Elbenheer und mehrere zorniger Fischer. Ich sah den Wall hinunter und blickte in Bilbos erschrockenes Gesicht. Thranduil wirkte wenig überrascht, wogegen Bard eher einen enttäuschten Gesichtsausdruck hatte. Gandalf blickte nur nach Süden. Fragend sah ich ihn an, er jedoch schien es nicht zu merken. Ich wollte gerade Thorin ins Gewissen reden, da landete ein Rabe neben ihn. Er sah ihn glücklich an und es schien als würde er mit ihn kommunizieren. Der Rabe schien zu lächeln und Thorin wandte seinen Blick gen Norden. 

Dann ertönten schwere Schritte. Sie kamen immer näher und wurden immer lauter. Man konnte einzelnen Köpfe über den Hügel hervorkommen sehen. Zwar blendete die Sonnen mich, aber ich meinte zu erkennen, dass es Zwerge waren. Außerdem, wenn ich mich nicht ganz irrte, kamen sie aus der Richtung der Eisenberge. Wir fingen alle an zu jubeln. Wenigstens hatte er daran gedacht, dass wir Verstärkung brauchten. Dain trottete auf seinen großen Schwein vor den Zwergenheer her und blieb auf einen eher kleinen Felsen stehen. Gandalf kam zusammen mit Bilbo aus der Menge und versuchte mit ihm zu reden. Was jedoch nicht sonderlich gut gelang. Dain blickte nur nach seinen Gespräch mit Gandalf auf und schrie:,, Ich hätte eine Bitte an euch. VERSCHWINDET VON HIER ODER WIR TRÄNKEN DIESES LAND MIT EUREN BLUT!" Die Menschen wichen zurück, während die Elben wie angewurzelt stehenblieben. Wir jubelten erneut vor Freude auf und als Dain seine Warnungen ausgesprochen hatte, brüllte ein Hauptmann einen Befehl auf Khuzdul. 

Gerade als sich die Elben ebenfalls in Kampfstellung begaben, ertönte ein Ruppeln. Die Erde bebte und urplötzlich schossen riesige Würmer aus der Erde. Genauso schnell wie sie kamen, verschwanden sie auch wieder und nach einer kurzen Stille ertönten Schreie. Diese Schreie würde ich überall wiedererkennen, da sie uns schon Monate verfolgten. Orks kamen in Scharren aus den Tunneln und rannte zielstrebig auf die Heere zu. Nur Dain befehligte seinem Heer die Orks anzugreifen, während Thranduil nur fassungslos auf die Orks starrten. Gandalf schrie Thranduil irgendetwas zu, was ich jedoch aufgrund des Kampflärms, oder besser gesagt das Gebrüll der Orks, verstand. Der Elbenkönig schien zu überlegen, brüllte dann aber etwas auf elbisch. Das Heer rannte auf die Zwerge zu und sprangen über sie drüber mitten in das Orkheer, Die Orks schienen etwas überrascht zu sein, fassten sich jedoch schnell wieder. Die Elben zückten sofort ihre Schwerter und töteten jeden Ork, welcher ihnen in die Quere kam. Als der letzte Elb über den Zwergenwall gesprungen war, lösten sie ihn auf und beteiligten sich ebenfalls an den Kampf.

,,Ich klettere den Wall hinunter. Wer kommt mit mir?", fragte Fili mit Naira in den Armen die Truppe. Wir alle bejahten diese Frage natürlich sofort, jedoch meinte Thorin nur:,, Nein!" Wir alle verstummten sofort. Man konnte eine große Anspannung fühlen, welche nun herrschte. Völlig wütend drüber, dass er von uns verlangte, dass wir unsere eigenen Leute da unten sterben lassen fragte ich ihn:,, Willst du ernsthaft die Unseren da unten sterben lassen, Thorin?" Mein Onkel sah mich wütend an, beantwortete diese Frage jedoch nicht. Er ging nur in den Berg hinein und die anderen Zwerge folgte ihn mit gesenktem Haupt. 

Ich verweilte noch eine Weile und beobachtete das Geschehen. Wie Zwerge und Elben abgeschlachtet werden, während wir sicher im Berg darauf warten, dass die Schlacht vorbei ist. In mir kochte die Wut. Ich wollte unbedingt da unten mitkämpfen, konnte aber nicht. Ich konnte nur hoffen, dass alles gut werden würde. Dass Zylra das alles überstehen würde. Gerade merkte ich wie die Orks Thal stürmten. Sofort kamen Trauer und Sorge in mir hoch. Zylra war doch in Thal. Aber, weshalb machte ich mir so große Sorgen? Immerhin war sie eine starke Zwergin. Sie würde es schon schaffen. 
Aber was wenn nicht? Dann konnte ich sie nicht beschützen oder retten und sie würde irgendwo in der Stadt sterben. Und ich würde es nicht merken. Eine warme Träne fand ihren Weg über meine Wange bis sie am Boden tropfte. Ich sah ein letztes Mal in Richtung Thal, bevor ich in den Berg zu den anderen Zwergen ging. Mit der Gewissheit, dass ich vermutlich meine Verlobte nicht mehr lebend zu Gesicht bekommen würde. 


Eine unerwartete GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt