Kapitel 30

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Zylra

Die Schlacht war gnadenlos. Sie ließ viele Leben. Unschuldige sowie Schuldige. Sie konnte jeden das Leben kosten. Elben, Zwerge, Menschen und auch unseren Hobbit Bilbo. Ich versuchte nicht getötet zu werden. Aber es war schwer. Mein Körper schmerzte sehr. Es fühlte sich so an, als würde ich von innen aufgefressen werden. Ich spüre wie etwas heißes durch meine Adern fließt und mir meine Kräfte raubt. Langsam schwinden sie und ich werde immer schwächer. Ich kann nicht mehr gerade stehen. Und schließlich brach ich zusammen. 

,,Zylra!", hörte ich jemanden rufen. Eine vertraute Stimme, doch ich konnte sie nirgends einordnen.

,,Zylra, geht's... geht's dir gut?" Ich sah hoch und erkannte Kilis Gesicht. Er schien besorgt zu sein. Gerade als ich etwas sagen wollte, wurde meine Sicht wieder schärfer und ich erkannte seinen besorgten Gesichtsausdruck.

,,Ja, es ist alles in Ordnung", log ich. Wieso? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich ihn in dieser Schlacht nicht unnötig Sorgen bereiten wollte. Oder weil ich nicht zugeben wollte, dass ich schwach war.

Ich rappelte mich langsam auf, spürte jedoch wie die Schmerzen an meiner Kraft zerrten. Langsam verließ die Kraft meinen Körper und ich wurde immer schwächer. Ich konnte bald nicht einmal meinen Dolch richtig halten. Keuchend versuchte ich mich zu verteidigen und schlug mit der Waffe um mich. Doch einer starken Zwergin sah es eher nach einem kleinen Kind aus, was zu schwach ich um den Dolch zu schwingen. 

Mir wurde schwarz vor Augen. Ein furchtbarer Schmerz durchzog meinen Körper. Verzweifelt versuchte ich einen Schrei zu unterdrücken. Ich wusste nicht was um mich herum geschah. Ich sah nichts und hörte nur gedämpfte Schreie. Ich wusste nicht wo ich war oder was ich tat. Ich bemerkte nur wie mich jemand zog. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch es wollte mir nicht gelingen. 

Nun hörte ich wieder etwas. Ich konnte nur die Worte ,,Zylra", ,,Sicherheit" und ,,wieder komme" hören. Jedoch wusste ich nicht sicher zu wen diese Stimme gehörte. In diesen Moment konnte ich nicht mehr klar denken.

Langsam konnte ich wieder Umrisse erkennen. Ich lag in einer kleinen Höhle. Noch konnte ich nicht sehen, was da draußen vor sich ging, jedoch konnte ich es hören. Es ertöte ein schrecklicher Schrei. Es lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Dieser Schrei ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich wollte wissen, was da draußen geschah, konnte jedoch nur Silhouetten erkennen. Silhouetten von einem Ork und einem Zwerg!

Panik kam in mir hoch. Mein Herz schlug mir bis zum Hals hoch. Schweiß rann meine Stirn hinunter. Der Ork hatte den Zwerg gepackt und hielt bedrohlich seine Waffe über ihn. Der Zwerg zappelte, konnte sich jedoch nicht befreien.

Langsam konnte ich mehr erkennen. Der Ork hatte einen Art Armpanzer aus dem sich Stacheln bildeten. Es sah so aus als wären sie aus Eisen oder Stahl. Sie glänzten im Sonnenlicht. Er war blass und man konnte Narben auf seinen Körper erkennen. 

Und der Zwerg war jung. Er trug ein goldenes Kettenhemd. Er versuchte sich zu befreien, doch das gelang im nicht. Der Ork hielt ihn nur noch mehr fest. Der Zwerg sah zu mir. Nun konnte ich sein Gesicht sehen. Es war Kili!

Ich wollte aufspringen und zu ihm hasten um ihn zu retten, wäre da nicht die eine Sache mit dem Schwinden meiner Kräfte gewesen. Langsam richtete ich mich auf. Doch Kili sah mir in die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Er wusste, dass er in wenigen Augenblicke sterben würde. 

Ich versuchte nicht laut los zu weinen. Leise begann ich zu schluchzten. Eine Träne suchte sich ihren Weg aus meinem Auge. Ich sah Kili ein letztes Mal in die Augen. Er vergoss ebenfalls eine Träne. Bevor die Lanze des Orks ihn durchbohrte, tropfte sie auf den Boden in den Schnee. 

Mein Herz zerbrach in tausend Teile. Ich konnte in diesen Moment nichts als Trauer, Schmerz und Schuldgefühle fühlen. Mein Körper fühlte sich leer an. Ich wollte zu Kili, aber dieser Ork war noch da und blickte zu den toten Zwerg hinunter. Innerlich schrie ich mir die Seele aus dem Leib. Doch ich hockte nur in dieser kleinen Höhle und hoffte, dass der Ork bald verschwinden würde. Ich wollte zu Kili. Ich wollte ihn in den Arm nehmen.

Und endlich ging er. Der Ork ging in Richtung Abgrund. Ich zitterte. Ich hatte erwartet, dass er jederzeit wiederkommen und mich aus der Höhle zerren würde, um mich umzubringen. Doch er kam nicht. 

Vorsichtig streckte ich meinen Kopf aus der Höhle und vergewisserte mich. Er war weg. 

Ich kroch so schnell ich nur konnte zu Kili. Mit jeden Meter, den ich mich fortbewegte, kamen furchtbare Schmerzen in mir hoch. Ich versuchte einen Schmerzensschrei zu unterdrücken und so stöhnte ich auf. 

Endlich bei Kili angekommen sah ich ihn an. Seine Augen starrten leer in den Himmel. Sie spiegelten nichts wieder. Weder Furcht noch Schmerz. Nur den Tod. Ich sah zu seiner Wunde, aus der das Blut trat. Sein Kettenhemd war mit seinem Blut getränkt worden. Innerlich hoffte ich so sehr, dass sich seine Brust heben und senken würde. Doch so war es nicht. Es lag da nur sein lebloser Körper vor mir. 

Ich blendete alles um mich herum aus. Ich konzentrierte mich nur noch auf Kili. Der nun tot vor mir auf den Boden lag. Wegen mir. Wäre ich nicht so schwach gewesen, wäre es niemals soweit gekommen. Es würden vermutlich noch alle leben. Fili, Naira und Kili. 

Da saß ich nun. Neben den Leichnam meines Liebsten. Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn an mich. Nun kamen mir die Tränen. Ich schluchzte. Ich weinte mir meinen Schmerz aus. Obwohl ich wusste, dass ich niemals diesen Verlust verkraften könnte. Weder heute, noch irgendwann in meinem Leben. 

Ich legte ihn langsam auf den Boden ab und betrachtete ihn. Ich schloss seine Augen und drückte ihn ein letztes Mal einen Kuss auf die Stirn. Ich konnte es nicht fassen, dass es das letzte Mal sein würde. 

Gerade als ich mich aufrichten wollte, spürte ich einen unvorstellbaren Schmerz in meinem Rücken. Es war aber nicht der übliche Schmerz den ich hatte. Nein. Es fühlte sich an als würde ich von hinten erstochen werden. 

Ich spürte wie mich meine Kräfte verließen. 

Ich spürte wie mir langsam schwindelig wurde. 

Ich spürte wie mein Blut von Sekunde zu Sekunde weniger wurde.

Mir wurde kalt und ich kippte um. Ich landete auf den Bauch und versuchte mich so zu drehen, dass ich sehen konnte, wer mich erstochen hatte.

Als ich auf den Rücken lag, sah ich in Bolgs hässliches Gesicht. Er grinste mich vergnügt an und sah auf seine Lanze. 

Mir wurde langsam schwarz vor Augen. Langsam aber sicher schloss ich sie. Ich wusste, dass es vorbei war. Wie Kili es wusste. 

Mein Atem wurde immer flacher und ich immer schwächer. 

Ich dachte noch ein letztes Mal an die besten Momente in meinem Leben. 

Nun war es vorbei. Mein Leben, einfach alles.

Meine Kräfte verließen mich endgültig.

Ich atmete ein letztes Mal aus, als ich aus der Welt der Lebenden trat und ein Teil der Geschichte Erebors wurde. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 28, 2020 ⏰

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Eine unerwartete GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt