~ Տʋղʂɦíղҽ ~

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Das nächste Date fand am Abend statt. Die Sonne war kaum noch zu sehen.
Ich trug ein kurzes, fließendes, weißes Kleid mit tiefem Rücken- sowie Dekolleté-Ausschnitt. Meine Haare wurden geglättet und fielen locker über meine Schultern.
Eine wahrhaft sommerliche Erscheinung stellte ich dar. Ein paar Spritzer Parfum verfeinerten das Gesamtbild. Vielleicht schindete ich auch einfach nur Zeit. Zum ersten Mal war ich aufgeregt, obwohl ich es niemals zugeben würde.
Irgendwann musste ich letztendlich aus meinem Versteck.
Ich lief aus meinem Zimmer hinaus, bis zu den Stufen, an welchem Ende mich Sancho bereits erwartete.
Er trug eine enge, zerrissene Jeans. Darin steckte ein weißes Hemd, wessen Ärmel er hochgekrempelt hatte. Um seinen Kragen lag eine dezente schwarze Fliege und auf seinem Kopf saß die Kappe, rückwärts perfekt.
Mit gesenktem Blick lief ich die restlichen Stufen hinab, seinen Blick auf mir spürend.
"Schick",
erhob ich meine Hand zu seiner Fliege. Er schnappte sie mit seiner und drehte mich einmal.
"Wunderschön."
Gut, die ersten Worte waren gesprochen und wie alles an ihm, zog mich auch seine Stimme an.
Hand in Hand, die Finger sogar ineinander verschränkt liefen wir hinaus zur Limousine.
Seine Hand war warm und weder so groß, wie die von Cody, noch so klein, wie die von Adam.
Ich hielt schon lange nicht mehr so Händchen, bewunderte ich dabei unsere.
Mir wurde gar kalt im übergroßen Wagen als er sich von mir löste, um mir einen Sekt einzuschenken.
Nicht, wie die Männer dachten, suchte ich mir die Dates aus. Nein, dass war Sache der Produktion und ich war mehr als gespannt, was sie sich für dieses überlegt hatten.
Schnell erkannte ich auch, dass es der altbekannte Weg zum Strand war.
Wir stiegen aus und traten direkt auf den weichen Sand.
Ein Weg aus Fackeln zeigte uns unseren an.
Er führte auf einen kleinen Felsabsprung, welcher mit weiteren Kerzen hell beleuchtet wurde.
Auf dem Sandboden war eine gemütliche Sitzeecke aus Kissen eingerichetet worden. Davor brannte ein kleines Lagerfeuer vor sich hin.
Sowas schönes und zu gleich einfaches hatte ich noch nie gesehen.
Der Ausblick auf das weite Meer war der Wahnsinn.
Hinter mir hörte ich Metall klirren und wandte mich den Geräuschen zu.
Sancho hatte es sich bereits am Tisch gemütlich gemacht und inspizierte beide Menüs.
"Wow."
- "Was ist los?",
setzte ich mich zu ihm und versuchte auch einen Blick unter die silberne Haube zu erhaschen.
"Brasilianisches Hähnchen in Kokossoße... Das wäre doch nicht nötig gewesen."
Leider war das auch nicht meine Idee. Würde ich ein Traumdate organisieren, würde dabei nicht mehr als Pizza und Fernsehen rauskommen. Die romantische Ader kam bei mir nie zum Einsatz.
Für diesen Moment aber, freute ich mich nur über seine Freude und wir aßen gemeinsam.
"Lust auf Nachtisch?",
holte er neben seinem Kissen noch eine Packung mit Marshmellows hinaus.
"Gerne."
Er öffnete die Packung, reichte mir einen herüber und schob sich selbst einen in den Mund.
"Sind dort auch Spieße?",
fragte ich, auf den Marshmellow in meiner Hand starrend.
"Für was?",
schaute er nochmal an der Stelle nach, wo er die Packung fand und holte tatsächlich eine paar Holzspieße heraus.
"Nicht dein Ernst",
schaute ich ihn sprachlos an, indessen ich ihm die Spieße aus der Hand nahm.
Er zog eine Augenbraue hoch, als ich mein Marshmellow auf das Holz steckte und das ganze mit einem zweiten wiederholte.
Wir setzten uns näher ans Feuer und hielten unsere Spieße hinein, bis die weiße Süßigkeit, lecker gold - braun schimmerte.
Gleichzeitig steckten wir uns den fertigen Marshmellow in den Mund.
"Du Star-Köchin",
sprach er mit verklebten Lippen.
"Und stell dir vor, das habe ich mit zehn Jahren in der vierten Klasse bereits gelernt."
- "Okay, ich korrigiere. Du Wunder-Kind."
Kopfschüttelnd musste ich lachen, sowie er und er hatte ein tolles Lachen. So kindlich frech, irgendwie.
Wenn er sprach, war er das Gegenteil von dem einschüchternden Mann, als welchen ich ihn bis heute kannte.
"Wie viele Tattoos hast du eigentlich?"
Ich suchte, aber ich konnte keine reine Stelle an seiner Haut entdecken.
"Das kann ich dir so nicht sagen. Irgendwann habe ich die Grenze bei meiner Unterwäsche gesetzt."
Nun war ich dran.
"Wow."
- "Gefallen sie dir?"
Eifrig hob und senkte ich meinen Kopf.
"Wieso hast du dann nur zwei kleine?"
Darauf zuckte ich nur mit den Schultern.
"Würdest du gerne noch eins haben?"
- "Irgendwann vielleicht. Für mich muss es eine Bedeutung haben."
Er nickte verständlich, bevor er mich ansah mit einem über aus konzentrierten Blick.
Das Licht der Flammen unterdrückte das Grün in seinen Augen beinahe komplett. Dafür leuchtete das blasse braun heute in einem warmen Ton.
"Darf ich?",
hielt er mir den verkohlten Holzspieße vors Gesicht.
"mich abstechen?",
wich ich der Spitze aus.
"Nein.",
lächelte er und kletterte hinter mich.
"Vertrau mir",
saß er nun hinter mir. Es fiel mir zu leicht, mich in seiner Gegenwart fallen zu lassen.
Er strich alle meine Haare mit einer sanften Berührung über die rechte Schulter.
Mit dem kohligen Ende des Spießes begann er etwas auf meinen Hals zu malen.
Wie von selbst schlossen sich meine Augen und ich lehnte meinen Kopf zur Seite, um ihm möglichst viel Platz zu bieten.
Als er dies mitbekam, beugte er sich noch weiter zu mir und ich spürte seinen warmen Atem über meine empfindliche Haut streifen.
Eine Gänsehaut überfiel gefühlt meinen ganzen Körper.
Nachdem er fertig war, lehnte er sich hinter mir zurück, bis sein Oberkörper auf den Kissen lag.
Seine Beine streckte er jeweils links und rechts von meinem Körper aus.
Meine Atmung wurde schneller und ich war so aufgeregt, wie noch nie.
Ja, ich zitterte sogar und das nur, weil ich mich nicht traute, mich ebenfalls nach hinten an seinen Oberkörper zu lehnen.
Er entnahm mir die Entscheidung, indem er mich an meinen Schultern nach hinten zog.
"Ist dir kalt?"
Bevor ich antworten konnte, lag eine Decke über unseren Beinen und seine Arme über meinem Bauch.
Seinen Kopf legte er auf meine Schulter und ich genoss es unter geschlossenen Augen.
Wie viele Gefühle, menschliche Berührungen auslösen konnten, hatte ich beinahe schon vergessen.
Die Berührung der Haut, konnte das Herz berühren.
"Cut",
schrie jemand, doch ich schreckte nicht mal zusammen.
Sie würden jetzt erstmal eine halbe Stunde Pause machen, bevor sie das Set abräumen.
Als wir alleine waren zupfte ich mein Mikrofon aus dem Kleid, sowie seins aus seiner Fliege und warf beide ins Feuer.
"Das wird Leonardo nicht gefallen",
lachte er an mein Ohr.
Zum ersten mal in meinem Leben entschied ich mich gegen mich und für jemand anderen.
Ich drehte mich in seinen Armen, so dass ich in sein Gesicht schauen konnte.
Diese Wärme in seinen Augen bestärkt mich, es zu tun.
"Sancho, ich habe etwas gesehen, was ich vermutlich nicht hätte sehen sollen."
- "Von was redest du?"
"Du, Akim und Dany draußen. Bei der zweiten Entscheidung."
Nicht, dass es wieder irgendwie jemand mitbekam, redete ich bewusst in Rätseln, doch bei ihm schien es Klick gemacht zu haben.
"Das ist nicht meins",
sah er mir unverirrt in die Augen.
"Von wem dann?"
- "Das kann ich dir auch nicht sagen."
"Okay, aber du musst aufhören."
Irgendwie war es mir sogar lieber, so wenig wie nur möglich darüber zu wissen.
"Machst du dir Sorgen um mich?"
- "Keinem soll etwas passieren."
Er nickte und ich wusste, dass ihm eine andere Antwort lieber gewesen wäre.
"Ich lass es. War sowieso eine blöde Idee",
lehnte er seinen Kopf zurück und schaute in den Himmel.
"wirklich?"
Mir fehlte einfach die Gewissheit.
"wirklich",
schaute er mir nochmal in die Augen, bevor er meinen Kopf auf seine Brust drückte.
Neben den Wellen hörte ich nun noch seinen Herzschlag und das war in der Tat eine beruhigende Mischung.
"Wieso bist du nie zu mir gekommen?",
flüsterte ich fast schon in seine Brust hinein.
"Ich teile nicht gerne."
Das entlockte mir doch ein Schmunzeln.
"Und dann bewirbst du dich hier?"
Vielleicht fasste er meine Frage als einfache Aussage auf, jedenfalls antwortete er nicht, sondern zog weiter imaginäre Kreise auf der nackten Haut meines Rückens.
"Wieso bist du nie zu mir gekommen?",
stellte er mir nun die selbe Frage.
"Lach mich nicht aus, aber irgendwie hatte ich Angst vor dir."
Da sollte er mich nicht auslachen, aber selber konnte ich das Lachen kaum unterdrücken.
"Wieso?",
schien er doch sehr interessiert.
"Du hast doch eine verdammt krasse Ausstrahlung."
Jetzt musste er lachen.
"Hey!",
boxte ich ihm in die Brust.
"Nicht wegen dir. Zuhause hat meine Mutter mich Sunshine genannt, weil ich so 'ausgestrahlt' habe."
- "Gott, wie süüüß.",
wollte ich ihm beinahe die Wangen lang ziehen.
Nach einer Weile, ruhig, in seinen Armen, überkam mich die Müdigkeit.
"Das war das beste Date, welches ich bisher hatte."
-"Viele hattest du bisher ja auch zum Glück nicht."
"Ja, aber ich meine allgemein, auch außerhalb der Show."

#15 RosesOnde histórias criam vida. Descubra agora