~ Sιηηℓιcнкєιт ~

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"Ich habe dich schon wieder vermisst",
lehnte er bereits gegenüber an der Tür, während ich gerade aus dem Aufzug stieg.
Freys Familie schien wohlhabend zu sein. Das moderne Hochhaus protzte zumindest vor Reichtum.
Ich hätte über ihn herfallen können, so lässig, wie er da stand, schick in einer Anzughose und einem weißen Hemd. Ohje, gleich fühlte ich mich in meinem grauen Jumpsuit und der braunen Jacke etwas underdressed.
"Gut siehst du aus",
zupfte ich an seinem Hemd.
"Kann ich nur zurück geben",
nahm er mir die Jacke ab und hängte sie auf.
Die riesige Eingangshalle schüchterte mich etwas ein, was Frey schnell merkte.
Er drückte mir einen Kuss auf die Wange, während er schützend, wie immer nach meiner Hand griff.
"Nehm sie nicht so ernst und bleib locker",
flüsterte er mir ins Ohr.
Das machte es nur sowas von gar nicht besser. Wieso sollte ich sie nicht ernst nehmen? Waren sie so schlimm? Ach du scheiße...
Nur seine Hand ließ mich nicht in fürchterliches Zittern ausbrechen.
Auf diese starrte ich auch ununterbrochen. Unsere Hände sahen so perfekt ineinander verflochten aus.
'faith' stand auf seiner Hand und das war er, meine Hoffnung.
Ein paar Schritte weiter kamen wir plötzlich zum Stehen.
Der große Raum war offen aufgeteilt in Küche, Ess- und Wohnzimmer.
Alles war in einem milchigen weiß und Holz-Tönen gehalten.
Wie Frey, mochten seine Eltern, oder wer auch immer mich gleich erwartet, es auch stilvoll.
Mitten im Raum standen sie auch.
Eine Frau mittleren Alters, blonde Haare und ein nettes Lächeln auf den Lippen. Sie hätte mit ihren langen, blonden Haaren glatt einem Modemagazin entspringen können. Der moderne Hosenanzug, das Makeup, alles passte zu einander.
Freys Gesicht ähnelte ihrem sehr. Lediglich die Größe und Statur hatte er von seinem Vater. Er war einer dieser Männer, welche man sich ohne einen Anzug nicht vorstellen konnte... Höchst professionell. Meine Eltern hätten geschwärmt, oder würden alles dafür tun, dass ich Frey wähle. Auf jeden Fall, wenn sie die Folge schauen.
Ich persönlich mochte es lieber einfacher, kleiner, enger, gemütlicher... Erst dann konnte ich mich wohl fühlen und sein, wer ich bin.
"Wilma, Süße",
kam seine Mutter auf mich zu.
Sein Vater blieb stehen, ich spürte jedoch seinen abschätzenden Blick stets auf mir.
Nachdem seine Mutter mich umarmte, ging ich auch auf ihn zu.
"Ludwig, freut mich."
Seine Stimme war tief und rau, keines Wegs so angenehm, wie die von Frey. Alles an ihm schüchterte mich ein.
Ich übergab ihm die Schachtel Pralinen, welche er gleich an die Haushälterin weiter gab.
Diese raste bisher zwischen Küche und Esstisch hin und her.
"Setzen wir uns doch",
schnappte seine Mutter mich unter dem Arm und schleppte mich zum gedeckten Tisch.
Eine fein hergerichtet Tomatensuppe dampfte dort noch. Ein Blick in die Küche verriet mir, dass Haupt- und Nachspeise noch folgten.
Das war alles sowas von gar nicht mein Ding, hoffentlich auch nicht Freys.
Als wir saßen, lagen wieder alle Augen auf mir. Hallo?! Wie sollte ich so essen... Ein paar Minuten später stellte ich jedoch fest, dass ich mir darüber gar keine Gedanken hätte machen müssen.
"Maelle, das war doch dein Name?",
begann sein Vater ein endloses Vehör.
Ich nickte einfach.
"Du bist also L'Oréal Vertreterin?"
- "mmh Ja. Seit einem Jahr."
Nun nickte er.
"Wilma kooperiert mit Dior."
Diese lächelte bestätigend.
"Was hast du vorher gemacht?"
Frey nahm wieder meine Hand.
Seine Finger drückten sich fest an meine.
"Ich habe mein Abitur beendet und habe angefangen meine Bilder zu verkaufen, davon habe ich mir meine Model-Karriere finanziert."
Wieder nickte er einfach und ich hatte das Gefühl, begeistert war er von dem ganzen nicht, vor allem von mir.
"Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Willst du Kinder haben?"
Über solche Fragen hatte ich mir selbst noch nie Gedanken gemacht.
"Dad, lass sie doch erstmal ess... ."
- "Dieses Date ist doch zum Kennenlernen da."
Und von da an war die Stimmung absolut im Keller.
Er unterbrach ihn einfach, harsch und kalt. Es tat mir beinahe weh.
"Frey hat Recht... Man sollte in Ruhe essen... Ist sonst ungesund..."
Damit hatte ich es mir wohl komplett verkackt, aber hey, Frey sagte mir, ich solle niemals wieder jemandem was vorspielen.
Sein Vater schaute mich an, als ob ich die gesamte Wahrheit rausgelassen hätte und zwar das er unsympathisch, überheblich, arrogant und unhöflich ist.
Jetzt aßen wir vier leise vor uns hin und ich hoffte, dass es so schnell wie möglich vorbei war.
Wir waren nichtmal bei der Nachspeise angekommen, da erhörte Frey meine Gebete.
"Mama, Papa... Der Sender hat ein Aufnahmelimit pro Folge und ich würde gerne noch Zeit mit Mae alleine verbringen. Entschuldigt uns, bitte."
Es gab noch nie ein Aufnahmelimit, aber mir sollte es recht sein.
"Ich danke Ihnen",
nickte ich seinen Eltern zu, welche sich nicht mal vom Tisch erhoben, um sich zu verabschieden.
Im Flur angekommen, half Frey mir in die Jacke zu kommen und wir gingen einfach.
Mit seinem Mercedes fuhren wir etwas aus der Stadtmitte raus, um zu seiner Wohnung zu gelangen.
Die Fahrt über blieben wir beide ruhig. Ihm war es unangenehm und mir irgendwie auch.
Er konnte ja nichts dafür...
Erst als er seine Wohnung betrat, redete er wieder.
"Das war ja mal sowas von beschissen."
Ich musste lachen. Die ganze Anspannung, ich habe nicht mal gespürt, wie sie vorhin in ihm stieg, schien nun abzufallen.
Seine Augen schlossen sich kurz und er rieb sich über das Gesicht.
Seine Wohnung war zum Glück kleiner, aber keines Falls weniger modern eingerichtet.
Ausblenden und das wichtigste im Auge behalten, ihn!
"Es war gar nicht so schlimm",
legte ich meine Arme um seinen Nacken.
Er legte seine Hände um meine Hüfte und zog mich an seinen Körper.
Eine Augenbraue ragte in die Höhe. War klar, dass er mir nicht glaubte... Es war ja auch gelogen.
"Ich entschuldige mich auf jeden Fall für ihn."
Wieder half er mir aus der Jacke, doch schmiss er sie diesmal achtlos auf seine graue Couch.
Er lief in die Küche, während ich neugierig sein Heim musterte.
Auf einem Regal an seiner Wohnwand standen Fotos.
"Willst du auch ein Bier?"
Bier trank der Herr also, schmunzelte ich. Mit Bierbauch würde er ganz schön an seiner Sexiness verlieren.
"Ja gerne."
Endlich mal was gewöhnliches.
Als ich Schritte hinter mir wahrnahm, fragte ich ihn nach dem Foto.
"Ist das deine Schwester?"
Eine wunderschöne Blondine... Meine Güte, diese Familie erfüllte die gesamte Blonden-Quote Schwedens.
Über meine Schulter hinweg erreichte mich mein Bier. Es lag eiskalt in meiner Hand.
"Pauli...",
erklang seine Stimme seidig-weich im Raum. Da liebte wohl jemand seine kleine Schwester.
Wir setzten uns gemeinsam auf das Sofa, welches nebenbei bemerkt mega bequem war.
"Wieso sind sie so?"
- "Wer?"
Seine Frage kam ihm plötzlich selbst blöd vor.
"Achso... Ja... Papa will einfach, dass alles perfekt ist und Mama, naja Mama ist eben Mama, eine willenlose Puppe von Vater."
- "Sehr nette Beschreibung."
Ich legte meine Beine hoch und lehnte mich an eines der XXL-Kissen.
"Ich habe oft gehofft, dass sie auch ihre Meinung sagt. Zum Beispiel heute, da hat man genau gesehen, dass ihr das alles unangenehm war. Sie hätte doch auch was sagen können."
- "Sie wollte kein Drama veranstalten."
Er dachte nach.
"Aber eine Beziehung muss doch vertragen, dass jeder dem anderen sagen kann, was er denkt."
Das war mein Frey und genau deswegen habe ich auch gerade ihm mein dunkelstes Geheimnis anvertraut.
"Naja, dafür hast du es ihm ja ganz schön gegeben",
lächelte er mich stolz an.
"Jetzt wird er mich für immer hassen",
drückte ich meine Hände vor mein Gesicht, bis ich die seinen auf meinen spürte.
"Und ich werde genau das, deine Offenheit immer an dir schätzen."
Ich umschloss seine Finger und drückte zu. Er sollte mich nicht loslassen.
"Du hörst immer zu..."

"Hast du noch was von Sancho gehört?"
Dieser Name passte hier definitiv nicht rein. Das war etwas, dass abgeschlossen werden musste, denn ich würde ihn sowieso nie wieder sehen.
"Nein."
- "Empfindest du immer noch was für ihn?"
"Ich werde die gemeinsame Zeit nie vergessen."
Es war jedesmal so, als wären wir die zwei Komponenten in einem Gehäuse, welche eine Bombe zum explodieren brachten. Zumindest war es für mich so. Meine Kontrolle ging in seiner Gegenwart verloren, aber das erwähnte ich doch lieber nicht.
"Was empfindest du für mich, Frey?"
Er zog meinen Arm sachte zu sich.
Ich stieg über seine Beine, so daß ich rittlinks auf seinem Schoß saß.
"Jeder Zentimeter deines Körpers ist begehrenswert und ich will ihn mit jedem Zentimeter meines Körpers erkunden. Ich liebe deine Stimme, dein Vertrauen in mich und dein Lachen. Du bist so schön, von innen, wie von außen."
Oh Gott, er benutzte das L-Wort, noch nicht so richtig, aber so halb irgendwie.
Mir wurde warm, nein heiß...
Ich wollte nicht wissen, wie meine Wangen aussahen, aber sie glühten.
"Und ich habe für dich ein paar Sachen besorgt."
Er riss mich aus dieser peinlichen Trance und die Neugierde war geweckt, als er zu einem seiner Schränke ging.
"Umdrehen und Augen zu!",
wies er mich streng an und ich tat, was er sagte.
Irgendwas stellte er auf den Tisch hinter mir, bevor er mich auf die Beine stellte.
Das Licht verlor auf einmal an Kraft und leuchtete so nur noch gedemmt.
Seine Hände fanden meinen Rücken und öffneten den Reißverschluss.
Als ob er es mit einer Feder machen würde strich er den oberen Teil des Jumpsuits von meinen Schultern.
Meine Atmung verschnellerte sich, nahm ich das starke heben und senken meiner nun freien Brust wahr.
Nur der BH zierte sie noch.
Freys Lippen folgten dem Reißverschluss und er verteilte zarte Küsse entlang meines Rückens.
Eine Gänsehaut überzog mich von außen, indessen es von innen ganz schön kribbelte.
Er machte mich wahnsinnig, weil er mich eben nicht packte, aber immer mehr das Bedürfnis danach entfachte.
Ich glaube dies wusste er ganz genau, denn ich spürte, wie seine Lippen sich abermals zu einem Grinsen verzogen.
"Leg dich auf den Bauch",
flüsterte er mir zu, bevor seine Lippen ein letztes Mal meinen Hals berührten.
Langsam ließ ich mich nieder, die Augen immer noch geschlossen.
Ich genoss in jenem Moment einfach das unbekannte, jede Berührung, die plötzlich auf meiner erhitzten Haut passierte.
Eine warme Flüssigkeit tropfte mitten auf meinen Rücken und floss die Form meiner Wirbelsäule nach.
Der Duft von Vanille und Kokos lag in der Luft und versetzte mich in andere Welten.
Dann lagen seine Hände wieder auf mir. Sie verschmierten das Öl widerstandslos. Es schaffte eine heiße Verbindung zwischen seiner und meiner Haut. Jegliche Kleidung empfand ich in jenem Moment als fehl am Platz. Jegliche Grenzen, welche ihn daran hinderten, mich dort zu berühren, wo ich für ihn brannte, sollten verschwinden.
Sein heißer Atem streifte meinen Hals und kurz darauf spürte ich wieder diese Lippen und wie sie mal sanft, mal stärker saugten.
Sanft nahm er meine Haut immer wieder zwischen seine Zähne. Der süße Schmerz, welcher dabei entstand brachte meinen ganzen Körper, welchen ich nun gegen seinen drückte zum beben.
Auch ihn ließen die Zärtlichkeiten nicht kalt, was ich deutlich unterhalb der Hüften spüren konnte.
"Frey, ich muss gehen",
stoppte ich ihn, bevor unsere Taten unüberlegte Formen annahmen.
Er akzeptierte es und hielt beinahe schlagartig in seiner Bewegung inne.
Genau dafür mochte ich ihn.
Fertig angezogen, machte ich mich auf den Weg. Vor der Tür blieben wir wieder stehen.
"Vielen Dank für die Massage. So entspannt habe ich mich schon lange nicht gefühlt."
- "nicht dafür",
kam er auf mich zu und drückte mir einen letzten Kuss auf die Wange.

#15 RosesWhere stories live. Discover now