~ Ƙєιη єηткσммєη ~

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Schon lange war ich nicht mehr so aufgeregt. Das Sam und Dany neben mir standen nahm ich überhaupt nicht wahr. Ich war schon einmal in einem Horror-Labyrinth, doch da konnte man einfach durchrennen und musste nicht erst den Ausweg suchen. Außerdem war mein großer Bruder bei mir und ich wich ihm nie von der Seite. Genauso dienten mir seine übergroßen Jacken immer als perfekter Sichtschutz. Kaum erwähnte ich ihn und das nicht mal laut, schon stieg mir der Duft seines Parfums in die Nase... Dieser vertraute Duft.
"Wenn Sie dann alle soweit sind, würde ich Ihnen den ersten Raum aufschließen und den Countdown starten."
Ich suchte hinter den Kameras ein letztes Mal nach Leo, doch egal wohin ich schaute, überall waren nur Fremde.
Als wir uns im ersten Zimmer befanden, fühlte ich das Adrenalin wortwörtlich durch meine Venen fließen. Meine Instinkte waren auf überscharf gestellt.
Jeder Raum musste verlassen werden, bevor der Countdown abläuft, ansonsten...Darüber wollte ich ehrlich gesagt, gar nicht nachdenken.
Wir standen in einer Art Büro und hatten nur zehn Minuten Zeit.
Die Wände waren grau gemustert, mir gegenüber hing ein Gemälde der Monalisa, auf welches ich als erstes zustürmte, um es abzuhängen und zu durchsuchen, doch auch auf der Rückseite war keine Spur von etwas nützlichem.
Links von mir durchsuchte Sam das Bücherregal und rechts von mir hatte Dany sich auf die Grün gestreifte Couch geschmissen und wippte nun auf ihr, als müsste er testen, ob sie auch wirklich weich genug war.
Facepalm, bitte.
Ich rannte weiter zum Schreibtisch und wirbelte alle Unterlagen durcheinander, riss alle Schubladen heraus, doch nichts.
Beim Griff zur Blumenvase hörte ich es bereits untypisch klimpern.
Ein Schlüssel fiel heraus, als ich sie auf den Kopf stellte.
"Leute!",
schrie ich panisch.
Sie eilten zu mir und starrten das kleine silberne Ding an, als hätten sie noch nie so eins gesehen.
"Der ist zu klein für die Tür.",
nahm Sam ihn mir aus der Hand und inspizierte anschließend mit ihm den Raum.
Er hatte scheinbar vorher schon etwas auffälliges im Bücherregal gefunden, denn er ging wieder auf es zu.
Tatsächlich war dort ein Buch aus welchem jeglicher Inhalt entnommen wurde, um dort eine schwarze Box verstecken zu können.
Wir lächelten uns siegessicher an, als wir das Schloss entdeckten und der Schlüssel tatsächlich passte.
"Ja!",
Sam zuckte zusammen von meinem heftigen Ausbruch, doch ich hielt ihm nur die Hand flach ausgestreckt hin.
Er schlug ein und wir setzten fort.
In der metallischen Box lag ein blutiges Messer. Natürlich kein echtes Blut... hoffentlich.
"Die Couch!",
schrie Dany. Meine Güte, was hatte er mit dieser Couch. Aber gesagt, getan. Sam durchschnitt den Stoff und wir anderen beiden stöberten uns durch das weiße Futter.
Nichts...
Sam schlitzte mittlerweile alles auf, was keinen Widerstand zuließ.
Nur noch drei Minuten und mir stand der Schweiß wieder auf der Stirn.
Das Messer wollte ich danach glaube ich einfach nur mitnehmen, um Leo umzubringen.
"Los, raus hier."
Sam hielt zur einen den vermutlichen Türschlüssel und zur anderen ein zerstörtes Kissen.
Gott sei Dank, der Schlüssel passte und im nächsten Zimmer ging alles von vorne los.
"Ich bleibe hier",
kaum waren wir drinnen verkroch ich mich in die Ecke des Raumes.
Da waren Ritterrüstungen, allerlei Tierköpfe an der Wand und ich könnte schwören, dass sich das alles bewegen konnte, wenn da nicht sogar jemand drin steckte.
"Ist okay, bleib hier. Wir machen das."
Sam lächelte aufmunternd und hielt sein Wort.
Er suchte und das in zügiger Geschwindigkeit, während Dany zögernd anfing, allerdings auch Abstand von der Rüstung hielt.
Sie suchten und suchten, beide mittlerweile so ziemlich hektisch und auch ich überlegte beim Blick auf die Zeit, welche in zwei Minuten ablief, nochmal mitzusuchen.
Ein Zettel mit einem Code wurde bereits unter einer knarrenden Diele gefunden, ansonsten nichts.
Zwei Minuten später war die Zeit abgelaufen und wir immer noch nicht weiter.
Ich quetschte mich weiter in die Ecke, Sam suchte weiter, als wäre ihm gar nicht aufgefallen, dass der Countdown gelaufen war und Dany drehte sich nun schon das dritte Mal verunsichert, um seine eigene Achse.
"Dany, geh zu Maelle",
gab Sam es beinahe schon als Befehl wieder.
Aufeinmal konnte ich ihn mir sehr gut bei der Armee vorstellen und wie gerne ich doch Krankenschwester dort gewesen wäre.
Seine autoritäre, aber dennoch ruhige Art hatte etwas. So lenkte sein Anblick mich mehr ab, als Dany, welcher neben mir stand und seinen Arm um meine Schultern gelegt hat.
"Du, Krasaviza, was ist, wenn da gleich irgend ein Hundesohn durch die Tür kommt?",
flüsterte Dany mir zu.
Die Tür, welche ich nachdenklich musterte war etwa zwei Meter links von uns und er hatte Recht.
"Lass uns in die Mitte vom Zimmer."
Ich nickte und ließ mich führen.
Plötzlich rannte eine Maus oder sowas mitten durch den Raum und ich schrie und Dany schrie  noch lauter.
Bevor ich realisieren konnte, was passiert war, bemerkte ich, dass ich alleine in der Mitte stand.
Dany war auf irgendeinen Sessel gesprungen und Sam schien das Rätsel langsam zu lösen.
Meine Arme um meinen Körper geschlungen blieb ich in der Mitte stehen.
Die Angst betäubte meine Gliedmaßen und die Wut, welche ich für eine Sekunde wegen Dany verspürte.
Sam kam kurz auf mich zu und sah mir in die Augen.
Seine leuchteten blau, voll im Kontrast zu seinen dunklen, aber rot schimmernden Haaren.
Als ältester brachte er eine hübsche Reife mit ins Haus.
"Willst du das das aufhört?",
flüsterte er unter mein offenes Haar, direkt an mein Ohr und ich nickte zaghaft, bevor wir uns wieder ansahen.
Der Moment dauerte jedoch nur einen Wimpernschlag, dann wurde es schlagartig dunkel.
Sam zog mich an seine Brust und drückte meinen Kopf in sein schwarzes Shirt. Es war wie damals und ich zog seinen Duft ein und fühlte mich, wie vor neun Jahren einfach in Sicherheit, komme jetzt was wolle.
Als es wieder hell wurde, ging alles viel zu schnell.
Da wollte uns wohl so eine junge Dame, welche als ermodete Geister-Braut verkleidet war erschrecken und ich wäre unter anderen Umständen wohl gestorben, aber ich war einfach nur erstaunt.
Sam hatte ihre Arme hinter ihren Rücken geklemmt und wie sie da so rumzappelte und um Hilfe schrie, war sie nicht wirklich Angst einflößend.
Dann kam auch schon ganz schnell die Frau, welche uns am Anfang alles erklärt hat.
"Lassen sie die Frau. Ich habe ihnen allen doch erklärt, die Artisten werden nicht angefasst."
Sie war wütend und ich immer noch erstaunt.
Sam ließ sie langsam los.
"Wir brechen hier ab!",
verschwand sie wieder und ließ uns die Türen offen, worüber ich heil froh war.
An der frischen Luft, wollte ich den Boden küssen. Es war vorbei!
Mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen begann ich mich zu drehen und den Wind zu genießen.
"Sam, Bratan, wenn du so nervös warst, hättest du doch nur was sagen müssen, ich hätte das schon gemacht",
lief Dany mindestens genauso erleichtert wie ich heraus.
Sam und ich sahen uns nur noch an und begannen dann gleichzeitig zu lachen.

#15 RosesWhere stories live. Discover now