Kapitel 43

2.3K 101 3
                                    

Nach einiger Zeit ist die Stimmung lockerer geworden. Obwohl ich anfangs schüchtern war, haben sie angefangen Witze zu reißen und sich über einander lustig zu machen. Schmunzelnd lausche ich ihren Scherzen, sodass mir nicht auffällt, wie Jonathan mich von der Seite mustert. Verwirrt wende ich mich zu ihm.

,,Du wohnst also bei den Pevensies."; fragt er neugierig, worauf ich erneut nicke. ,,Wieso?" Innerlich verdrehe ich die Augen von seiner Neugierde, obwohl er eigentlich ziemlich in Ordnung ist. Höflich antworte ich ihm: ,,Familienangelegenheit." Noch immer verwirrt sieht er mich an: ,,Also seit ihr verwandt?" Prustend schüttle ich den Kopf: ,,Nein. Sind wir nicht." 

Jonathan will schon weiter fragen, als er von einem Hupen hinter uns unterbrochen wird. Innerlich atme ich auf und drehe mich überrascht um. Erleichtert entdecke ich Peter an der Straße stehen. Auf dem Beifahrersitz daneben sitzt Edmund, worauf ein Grinsen auf meine Lippen kommt. 

,,Ich bin dan mal weg. Bis morgen!", rufe ich den anderen zu, während Joe mich in eine flüchtige Umarmung zieht. Glücklich, dass mein Tag doch besser verlaufen ist als erwartet, strahle ich die beiden Jungs an. Bei ihnen angekommen springe ich ins Auto und nehme meine Tasche auf den Schoß. Kurz beuge ich mich nach vorne, um Ed einen Kuss auf den Mund zu geben, doch er wendet sich ab, sodass ich nur seine Wange treffe. Verwirrt lasse ich mich wieder auf die Rückbank fallen.

,,Na? Wie war dein erster Schultag?", fragt Peter neugierig. Zuerst bin ich noch zu verdattert, um zu antworten, doch dann strahle ich wieder: ,,Meine Lehrerinnen sind zwar streng, aber nett. Aus der Klasse kenne ich bis jetzt nur Joanne, das Mädchen das mich umarmt hat. Wir hatten eine Freistunde und ihr Bruder und seine Freunde sind spontan vorbeigekommen." 

,,Ist das nicht Jonathan? Ihr wart doch befreundet, oder Ed?", fragt Peter, worauf Ed teilnahmslos nickt. Interessiert es ihn nicht, ob ich Freunde habe? 

,,Ich habe ihn gekannt, ja, aber wir waren nicht befreundet.", meint er nur und scheint damit die Unterhaltung enden zu wollen. Peter und ich sehen uns unschlüssig an, doch wir kommen zu keinem Entschluss, da Lucy die Tür öffnet und neben mir auf den Sitz rutscht. Aufgeregt  fängt sie schon an sich über ihre Lehrerinnen zu beschweren. Schmunzelnd lausche ich, während Peter öfters einen Kommentar abgibt. 

Wieder bei den Pevensies angekommen erwartet uns schon Lucys Mutter und fragt uns aus. Sie führt uns hinein in das Esszimmer, wo schon der Tisch fertig für das Essen gedeckt ist. Ich will mich schon zu Edmund umdrehen, doch er ist schon wieder verschwunden. Besorgt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. 

,,Könntest du Ed bitte zum Essen holen, Angie? Es wäre unhöflich von ihm das Essen auszulassen.", meint Mrs. Pevensie streng. Sofort nicke ich und gehe die hölzernen Stufen hinauf zu seinem Zimmer. Vorsichtig klopfe ich, worauf ein Brummen aus dem Zimmer ertönt. Sachte öffne ich die Tür, worauf ich Ed auf seinem Bett vorfinde, der Löcher in die Luft starrt. Als er mich entdeckt, schleicht ihm ein Grinsen aufs Gesicht. Ich setze mich neben ihm und nehme seine Hand in meine. 

,,Was ist los, Ed? Du weißt, dass du mit mir über deine Probleme reden kannst.", versuche ich ihm weiszumachen. Ed schüttelt nur peinlich berührt den Kopf und drückt einen Kuss auf meine Hand, worauf ich rot anlaufe. 

,,Mach dir keine Sorgen um mich. Ich denke nur wieder zu viel nach. Versprich mir eins: Bleib bei mir.", meint er schmunzelnd und streicht mir eine Strähne hinters Ohr. Verwirrt lächle ich ihn an. 

,,Du weißt, dass ich dich liebe. Es gäbe keinen Grund für mich dich zu verlassen.", antworte ich ihm verwirrt. 

,,Siehst du? Du hast es geschafft, meine schlechte Laune zu vertreiben. Deswegen bist du mir wichtiger als ich selbst.", meint er flüsternd und zieht mich auf seinen Schoß und schlingt die Arme um mich, sodass ich mein Gesicht in seinem Hemd verstecke. 

Für den Moment genieße ich seine Nähe. Seinen unverwechselbaren Geruch, gemischt mit dem vertrauten Geruch von Wald. Die vertraute Art wie er mich berührt und zu seinem macht. 


Später am Abend sitzen wir draußen und machen ein Lagerfeuer. Ich kann mich nicht einmal mehr an mein letztes Lagerfeuer erinnern, da es schon so lange her ist. Mrs. und Mr. Pevensie sind schon ins Haus gegangen und wollen uns ein wenig Zeit allein geben. Wir lachen viel, da Peter immer wieder lustige Geschichten ihrer Kindheit erzählt. Auch Susan erzählt viele Geschichten, wodurch ich überrascht bin. Edmund und ich sitzen auf einer Bank, während ich meinen Kopf auf seinen Schoß gelegt habe und den anderen schmunzelnd zusehe. Ed fährt währenddessen immer wieder über meine Haare, worauf ich zu lächeln anfange. 

So fühlt es sich also an, geliebt zu werden.

Nachdem Peter wieder Holz nachgelegt hat, sodass es nicht ausgeht, entsteht eine angenehme Stille zwischen uns. Jeder hängt in seinen Gedanken. Den Moment genießend, während das Feuer neben mir klackert, schließe ich meine Augen, ein Lächeln noch immer auf dem Gesicht. 

,,Du hast wirklich einen Glücksgriff gemacht, Ed.", meint Lucy plötzlich flüsternd, da sie dachte ich schlafe schon. Ehrlich gesagt bin ich schläfrig, aber ihre Stimmen verstehe ich einwandfrei. Ich spüre wie Ed kurz damit aufhört mit meinen Haaren zu spielen und dann wie er meine Haare aus meinem Gesicht streicht, um mich besser ansehen zu können. Ed antwortet nicht, doch ich bin mir stark sicher, dass er nickt, da Peter meint: ,,So blöd brauchst du gar nicht zu grinsen, nur weil wir noch keinen Partner haben." 

,,Ich habe das Gefühl, dass ich sie unterschätzt habe. Anfangs dachte ich, sie wäre eingebildet und arrogant.", meinte Susan plötzlich mit trauriger Stimme, ,,Ihre permanente fröhliche Art begann mir auf den Geist zu gehen, aber irgendwann in den letzten Tagen wurde mir klar, wie sehr du sie liebst, Ed. Also habe ich ihr noch eine Chance gegeben. Ich sollte mich wirklich entschuldigen, dass ich so ignorant gegenüber ihr war. Sie hat das nicht verdient." 

Susans Worte rühren mich. Ich will ihr antworten, ihr sagen was ich fühle, doch ich drifte schon langsam in den Schlaf ab. 


Lost Souls/Edmund PevensieDonde viven las historias. Descúbrelo ahora