Stille Wasser

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Malfoys Gesicht verlor sein letztes bisschen Farbe. „Du wagst es -"

„Das war eine Drohung", erklärte Harry gelassen. „Nur, damit du den Unterschied lernst"

„Du hältst dich für ziemlich toll, was, Potter?", spottete Malfoy, „Erster Auror ohne Ausbildung und ohne Lizenz. Deine kleinen Freunde müssen mächtig stolz auf dich sein!"

Harry zuckte mit den Schultern. „Genau genommen ist Ron auch ein Auror"

Malfoy schnaubte. „Und Hermine ist ziemlich stolz, ja", ergänzte Harry grinsend.

„Ich wette Granger ist zurück nach Hogwarts, wenn sie nicht hier ist", vermutete Malfoy.

„Stimmt. Soll ich sie von dir grüßen?"

Malfoy entschied sich dafür, Harry zu ignorieren und versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben. Harry packte ihn an der Schulter.

„Bleib hier, Malfoy!", sagte er erneut. Er wollte ihn partout nicht gehen lassen, damit er Mrs. Tonks nicht den Abend vermiesen konnte.

„Wozu?", schnappte Malfoy. Sein Blick schien Harry fast schon körperlich zu durchbohren.

„Für Andromeda. Gib ihr ein kleines Gefühl von Familie. Du bist Teddys Cousin!"

„Großcousin", korrigierte Malfoy.

„Wie auch immer", sagte Harry, „Bleib wenigstens, bis sie die Torte angeschnitten haben!"

„Ach, eine Torte gibt's auch noch? Als ob ein Kleinkind in dem Alter schon Zähne zum kauen hätte", brummte Malfoy grimmig, doch er ließ sich von Harry zurück in die hintere Ecke des Zimmers schieben und sank in seinen Sessel. Anscheinend hatte er keine Lust, zu streiten.

Harry setzte sich ihm erleichtert gegenüber. Er hatte zwar auch keine besondere Lust darauf, sich mit Malfoy zu unterhalten, doch Harrys Anwesenheit würde ihn zumindest vom Gehen abhalten.

Malfoy sah angeschlagen aus. Er wirkte dünner und müder, als bei der Anhörung im Ministerium. Sein Anzug war knittrig und um sein Kinn waren die Ansätze einiger Bartstoppeln zu erkennen.

„Meine Eltern wollten nicht kommen", murmelte Malfoy. Er schien an Harry vorbei ins Leere zu sprechen. „Sie würden eher nach Askaban gehen, als unter die Leute. Vor allem -"

„Zu den Weasleys?"

„Seitdem sie uns unseren Namen genommen haben, ist es anders, als früher"

Harry versuchte so gut, wie möglich, den Mund zu halten. Es war so ziemlich das erste Mal, dass Malfoy mit ihm redete, ohne ihm einen Fluch aufhalsen zu wollen.

Malfoy starrte seine Füße an. „Wahrscheinlich wird es ab jetzt immer anders sein"

Harry dachte an den Moment zurück, als Narzissa Malfoy ihn im Verbotenen Wald nach Dracos Befinden gefragt hatte, anstatt ihn an Voldemort zu verraten. Zum ersten Mal fühlte er einen Hauch von Sympathie für die Malfoys.

„Deine Eltern sind keine schlechten Menschen, Draco"

„Was weißt du schon über meine Familie", schnappte Malfoy und rutschte in seinem Sessel herum, als würde er sich ziemlich unwohl fühlen.

„Wahrscheinlich mehr, als du denkst"

Draco verzog das Gesicht. „Du weißt gar nichts"

„Ich weiß, dass dein Vater immer dein Vorbild war, Draco", sagte Harry bestimmt. „Und das deine Mutter immer tat, was er wollte" Er wusste nicht wirklich, ob das, was er sagte, stimmte, doch Harry redete weiter. „Dafür akzeptierte sie sogar, dass er ein Todesser war und sein Leben Lord Voldemort verschrieb. Aber sie wollte dich immer schützen, selbst vor Voldemort, vor dem es unmöglich war, dich zu beschützen"

Harry Potter and The Breaking DawnWhere stories live. Discover now