Standing in the Light of Your Shadow (Fortsetzung Nobody Compares to Mo - 1D FF)

Kapitel 8

Raise a glass to everyone who thinks they'll never make it through this life to live a brand new start (Ingrid Michaelson - Afterlife)

Ich legte den Kopf schief und betrachtete mich prüfend im Spiegel. Um mich herum lagen verschieden große Türme von Klamotten und das Schlafzimmer sah wortwörtlich aus wie ein Schlachtfeld. Allerdings ging das ganze Chaos nicht auf meine Kappe, die Klamotten auf dem Boden gehörten Harry, der gerade dabei war seinen Koffer zu packen und sich nicht entscheiden konnte, was er mitnehmen würde.

"Verdammt," fluchte er laut, als er seinen Finger in den Reisverschluss seines Koffers einklemmte. Er fuchtelte wild mit der Hand herum und verzog das Gesicht.

Ich schmunzelte, "Was ist denn los mit dir? Du ziehst am Ende sowieso nur ein und dieselbe Hose an und musst ungefähr 5 Shirts mitnehmen, das sollte reichen für eine Woche." Ich stand zwar mit dem Rücken zu ihm, doch ich konnte ihn im Spiegel genau sehen. Er warf mir einen verärgerten Blick zu, "Außerdem ist es heiß in Australien. Pack deine Sonnenbrille, einen Hut und zwei Paar Sneaker ein. Das ist alles, glaub mir."

Er riss seinen Koffer wieder auf, warf alles was darin war auf unser Bett und fing an die Klamottenberge nach seiner schwarzen Jeans zu durchwühlen. Und ja, er suchte eine bestimmte, obwohl er mindestens 7 identische besaß. Er musste die tragen, die am schlimmsten aussah. Man isst ja auch nicht die Sachen, die als letztes ablaufen, man muss schon auf das Mindesthaltbarkeitsdautm achten. Sagt Harry zumindest.

Auch ich hatte mich heute für eine schwarze High Waist Jeans entschieden, eine weiße Bluse, die ich in den Bund gesteckt hatte und die Haare zu einem lockeren Dutt gebunden wendete ich meine Aufmerksamkeit wieder mir selbst zu. Es war Dezember und das Wetter war eiskalt geworden. Also konnte ich keine Kleider und Röcke mehr tragen und musste endgültig auf Jeans umsteigen. Aber der Look gefiel mir und ich lächelte zufrieden.

"Kann ich mir vielleicht dein Outfit ausleihen?" fragte Harry und erschien hinter mir im Spiegel, "du siehst einfach perfekt aus."

Ich verdrehte die Augen, "Das muss ich auch als deine Freundin. Hast du alles eingepackt was ich dir gesagt habe?"

Er nickte und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinter mein Ohr, "Was würde ich nur ohne dich machen?"

"Mit Übergepäck reisen."

Er lachte leise auf und gab mir einen Kuss auf den Kopf, "Pass gut auf dich auf!"

"Mach ich, versprochen," ich drehte mich um und drückte ihn fest an mich. Ein letzter Kuss und ich verließ das Schlafzimmer, ging nach unten, stieg in den Aufzug und noch bevor sich die Türen komplett geschlossen hatten atmete ich erleichtert aus. Ich würde Harry auf jeden Fall vermissen, ich tat es jetzt schon aber ich war nicht gut in diesem Spiel, in dem ich die zurückgelassene, trauernde Freundin war, die brav auf ihrem Popstar wartet. Ich hatte ein eigenes Leben mit eigenen Aufgaben und genau eine Woche Zeit um mich diesen mit meiner größten Aufmerksamkeit zu widmen.

Mein Taxi wartete schon vor dem Haus und ich schenkte meinem Fahrer ein vertrautes Lächeln als ich mich auf die Rückbank schob. Bob, so hieß der Gute, fuhr mich fast jeden Morgen ins Büro und wir hatten immer wieder lustige Unterhaltungen auf der Fahrt, besonders wenn der Verkehr mal wieder richtig ätzend war. Doch heute lief alles wie am Schnürchen und um 8:57 Uhr ließ ich mich zufrieden auf dem Stuhl hinter meinem Schreibtisch nieder. Ich hatte beschlossen diese Woche jeden Tag ins Büro zu gehen um zu arbeiten. Ein wenig persönliche Anwesenheit würde mir sicherlich nicht schaden, dass ich in den Gesprächen der Anderen so oder so präsent war, war mir durchaus bewusst. Ich packte meinen Laptop aus und schloss ihn mit einem USB Kabel an den großen Bildschirm auf meinem Schreibtisch an und öffnete ein paar Vorlagen die ich bearbeiten wollte. In letzter Zeit waren mir immer mal wieder ein paar Sätze in den Sinn gekommen die völlig zusammenhangslos waren, doch ich hatte sie mir einfach alle aufgeschrieben um irgendwann an den Gedanken weiter zu spinnen.