Kapitel 13 - ein galanter Gentleman

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>>Sei höflich gegenüber jedermann:
nicht weil der Partner eine Lady oder ein Gentleman ist,
sondern weil du eine Lady oder ein Gentleman bist.<<

-Unbekannt-


Nach dem Unterricht fuhr ich mit dem Bus zum Supermarkt, ohne vorher nach Hause zu fahren, denn wie ich meine Mom kannte würde sie mir dann Vorwürfe machen. Bei ihr musste immer alles sofort geschehen. Wenn ich gerade eine Hausaufgabe löste und sie zu mir kam, damit ich die Spülmaschine ausräumen konnte, dann bestand nicht die Möglichkeit erst meine Aufgabe zu beenden.

Also ging ich die Einkaufsliste durch und packte alles ein, was meine Mutter brauchte. Und das war ziemlich viel. So viel, dass ich mich fragte, ob wirklich nur die Jordans zum Essen kamen. Aber obwohl ich die Einkäufe kaum tragen konnte – selbst mit den beiden gekauften Tüten nicht – wagte ich nicht, etwas von der Liste weg zu lassen.

Mit den beiden Tüten und meiner Schultasche bepackt, machte ich mich auf den Weg zur Haltestelle, um auf den Bus zu warten. Ich warf gerade einen Blick auf den Fahrplan und stöhnte entnervt auf, als ich sah, dass ich den Bus nur um wenige Minuten verpasst hatte, da hielt ein Auto direkt vor mir und hupte.

Neugierig sah ich auf und beobachtete, wie das Fenster zu meiner Seite runter fuhr.

Nach und nach wurde der Fahrer auf der anderen Seite sichtbar und als die blonden Locken zum Vorschein kamen, wusste ich sofort wer es war.

Carter beugte sich über die Mittelkonsole seines Autos zu mir rüber und lächelte.

„Hey Süße, kann man dir helfen?" fragte er mit gespielt anzüglicher Stimme.

Ich grinste „Ein so galanter Gentleman wie du doch immer." Gab ich zurück.

Carter öffnete die Beifahrertür und ich schleppte mich mit den Einkaufstüten zum Auto.

„Die kannst du gerne auf die Rücksitze legen." meinte er und ich gehorchte.

Als ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ, seufzte ich erleichtert auf.

„Danke." Sagte ich zu Carter, während dieser losfuhr.

Er lächelte mich von der Seite an „Kein Problem. Hättest du mich in der Schule gefragt, hätte ich dich auch von vornherein fahren können." Erklärte er.

„Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du Lust dazu hättest."

„Mit dir würde ich alles machen." Charmant zwinkerte er mir zu.

Ich lachte und schüttelte den Kopf „Ja, klar doch."

Wir schwiegen eine Weile.

„Und wofür sind diese ganzen Einkäufe?" er nickte zu den Tüten auf der Rückbank.

Ich verdrehte die Augen „Meine Mom hat Kyle und seine Eltern zum Essen eingeladen und anscheinend glaubt sie ein wahres Festmahl anrichten zu müssen." Meinte ich sarkastisch.

Carter nickte „verstehe." Er zögerte kurz, sah zu mir und dann wieder auf die Straße „Also, Kyle und du. Was läuft da zwischen euch beiden?"

Verwirrt sah ich ihn an „Zwischen mir und Kyle?" ich dachte ich hätte ihn falsch verstanden.

Er nickte „Ja, naja da ist so eine seltsame Spannung zwischen euch, wenn ihr in der Nähe seid."

Ich stieß ein bitteres Lachen aus „Oh, das ist nur unsere Gegenseitige Abneigung füreinander." Erklärte ich. 

Carter runzelte skeptisch die Stirn.

„Nein, ehrlich." Schob ich hinterher. „Glaub mir er hasst mich, und von meiner Seite ist da auch keinerlei Sympathie." 

„Ich glaube nicht, dass er dich hasst." Gab er zu bedenken. „Wenn er dich wirklich hassen würde, dann würde er nach ganz anderen Methoden greifen dich zu erniedrigen, glaub mir."

„Na dann ist er aber wenigstens nah dran mich zu hassen." Sagte ich bitter.

Carter erwiderte nichts.

Ich sah aus dem Fenster und bemerkte, dass wir bereits in meine Straße einbogen.

Als Carter vor unserem Haus hielt, stieg er vor mir aus und öffnete mir die Tür.

„Gentleman wie immer." Gab ich neckend von mir.

Er lächelte vielsagend „Für so eine hübsche Lady."

Dann öffnete er die hintere Tür und hob die Tüten und den Rucksack heraus.

Ich wollte sie entgegennehmen, aber er schüttelte den Kopf „Ist schon okay, ich trag sie für dich." Sagte er und ging voraus zur Haustür.

Ich lächelte in mich hinein und folgte ihm. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Person, die an der Garage unserer Nachbarn stand und sah dorthin.

Kyle schob gerade sein Motorrad aus der Garage und sah zu uns hinüber. Von der Entfernung konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen und weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, beschloss ich ihn einfach zu ignorieren.

Als ich hinter Carter an meiner Haustüre ankam, stand meine Mom schon an der Tür und hielt sie für ihn offen.

Sie schien erfreut Carter zu sehen, was mich wiederum freute, weil sie somit immerhin einen meiner Freunde mochte, außer Landon. (Von Andrew war sie leider nicht so begeistert, weil er ihr zu 'aufgedreht' war – totaler Schwachsinn wenn ihr mich fragt. Das ist doch kein Grund jemanden nicht zu mögen.)

„Wie lieb von dir, Freya so zu helfen." Sagte sie anerkennend und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Hast du dich schon bedankt Freya." Wandte sie sich dann an mich.
„Mom." Entgegnete ich nur.

„So etwas ist nicht selbstverständlich, du solltest dem Jungen ein wenig mehr Dankbarkeit entgegen bringen." Sie klang streng und ich knirschte mit den Zähnen, wegen ihrer Bevormundenden Art.

Carter mischte sich ins Gespräch ein und stellte sich neben mich, die Einkäufe hatte er bereits abgestellt. „Ist schon in Ordnung Ma'am, Freya hat sich bereits bei mir bedankt." Er lächelte mih an und ich lächelte peinlich berührt zurück.

Meine Mutter nickte. „Na gut." Sie sah ihn an „Wenn du magst, kannst du noch ein wenig bleiben, vielleicht ja sogar bis zum Abendessen. Es wird die Jordans bestimmt nicht stören einen weiteren Gast am Tisch sitzen zu haben." Sie wirkte fast schon hoffnungsvoll und warf mir einen Blick zu.

Ich hatte das Gefühl, dass sie Carter dieses Angebot unter anderem auch machte, weil sie hoffte mich damit noch mehr von Kyle fort halten zu können. Und ehrlich gesagt fragte ich mich, warum sie glaubte das tun zu müssen. Beim letzten Mal hatten wir kaum miteinander geredet und wenn dann nur um ihn zu fragen, ob er mir etwas anreichen konnte.

Carter lächelte bedauernd „Es tut mir sehr leid Ma'am, aber erstens steht mein Auto recht ungünstig und zweitens muss ich gleich schon wieder los. Aber dennoch vielen Dank für die Einladung."

Meine Mom wirkte enttäuscht, aber sie lächelte dennoch. „Dann vielleicht ein anderes Mal." Sagte sie, verabschiedete sich und verschwand mit den Einkäufen in die Küche.

Carter sah mich an. „Ich muss jetzt leider los, aber es war mir ein Vergnügen dir dienen zu können." 

Ich lachte „Und mir war es ebenfalls ein Vergnügen."

Er beugte sich zu mir runter und umarmte mich. Bevor wir uns ganz voneinander lösten, gab er mir einen Kuss auf die Wange.

Sein Lächeln war sanft als er mich ansah „Wir sehen uns dann am Montag."

Mit diesen Worten verließ er das Haus und ging zu seinem Auto.

Ich schloss die Tür hinter ihm und wollte mit meiner Schultasche die Treppe hinauf verschwinden, aber meine Mom hielt mich zurück, bevor ich einen Fuß auf die erste Stufe setzten konnte.

Ich seufzte und ging zu ihr in die Küche.

„Was gibt's?" fragte ich betont ruhig.

Meine Mom sah mich an „Er ist nett."

Ich nickte „ich weiß."

„Seit ihr zusammen?"

„Nein."

„Bei ihm hätte ich kein Problem damit."

„Wir sind nur Freunde."

„Ich meine nur, besser er als dieser Kain."

„Er heißt Kyle."

Sie sah mich streng an „Sein Name ist egal, ich will einfach nur nicht, dass du mit diesem Jungen rumhängst."

Ich hob die Schultern ein wenig ungeduldig „Okay."

Es folgte ein eindringlicher Blick ihrerseits und entließ mich mit einer Handbewegung.


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Hier mal ein Extrakapitel, ich hoffe es gefällt euch. Das Nächste kommt wieder Sonntag.

LG Kat


faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt