Kapitel 21 - Du weißt doch überhaupt nichts!

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>>Ein Streit zwischen wahren Freunden,
wahren Liebenden bedeutet gar nichts.
Gefährlich sind nur die Streitigkeiten zwischen Menschen,
die einander nicht ganz verstehen<<

-Marie von Ebner-Eschenbach-

Ich blieb am nächsten Morgen nicht lange bei Carter, sondern machte mich bereits gegen 12 auf dem Weg nach Hause, weil ich mir sicher war, dass meine Mom es nicht gutheißen würde, wenn ich die Sache noch länger hinauszögerte.

Den Pulle, den Carter mir gegeben hatte, ließ ich an, weil meine Kleidung noch etwas feucht war, aber meine Jeans war komplett trocken, sodass ich wenigstens eine passende Hose tragen konnte.

Carter bot mir an, mich nach Hause zu fahren und ich nahm das Angebot dankend an. Sein kleiner Bruder Ethan fuhr ebenfalls mit und als ich vor meinem Haus aus dem Wagen stieg, fragte er mich hoffnungsvoll, ob ich noch einmal vorbeikommen würde, was Carter an meiner Stelle bejahte.

Zu meinem Glück hatte meine Mutter Carters Wagen nicht gesehen, als er mich abgesetzt hatte, denn sonst wäre meine Lüge aufgeflogen und die folgende Auseinandersetzung nur noch schlimmer geworden. Wider meiner Erwartungen, war meine Mutter sogar relativ ruhig.

Sie stand gerade in der Küche und bereitete das Mittagessen vor, als ich das Haus betrat und als sie die Türe hinter mir ins Schloss fallen hörte, kam sie zu mir in den Flur gelaufen. Ihre Stirn war gerunzelt, ob vor Ärger oder Sorge oder vielleicht beidem konnte ich nicht sagen.

Einen Moment lang blickten wir uns nur an und dann nickte meine Mutter Richtung Wohnzimmer. Ich folgte ihrer Bewegung und ließ mich ihr gegenüber auf dem Sofa nieder. Peter saß auf auch der Couch und zog ein wenig besorgt die Brauen zusammen, als er uns bemerkte.

„Wir müssen reden." Eröffnete meine Mom überflüssigerweise und ich nickte nur.

„Du bist also mit Kyle zusammen?" fragte mich meine Mutter und sah ein wenig hoffnungsvoll aus, als würde sie hoffen ich würde ihre Frage verneinen.

Eine Sekunde war ich verwirrt. Ich hatte schon fast vergessen, dass die Ursache unseres Streits die Behauptung von Kyle gewesen war, dass wir zusammen wären.

Ich überlegte, was ich antworten sollte. Einerseits war ich erschöpft von der ganzen Streiterei und wollte die Sache ein für alle Mal aus der Welt schaffen, aber andererseits wollte ich Kyle gegenüber fair sein, auch wenn er nicht gerade der netteste Mensch war. 

Letztendlich entschieden mein Stolz und mein Trotz und ich nickte bestimmt. „Ja."

Sie seufzte auf und schüttelte den Kopf. Ihre Stimme klang niedergeschlagen, als sie weiter sprach „Ich verstehe das nicht. Warum bist du mit diesem Jungen zusammen? Ich dachte du kannst ihn nicht leiden? Das hast du mir jedenfalls gesagt."

„Am Anfang war es so, aber später habe ich es nur noch gesagt, um dich zu beschwichtigen." Spann ich meine Lüge.

„Was ist mit diesem anderen Jungen?"

„Carter?"

Sie nickte.

„Er ist nur ein Freund." Etwas regte sich in mir, bei diesen Worten. Unsicherheit und Verwirrung machten sich breit und ich fragte mich, warum ich das alles gerade tat. Kyle war nie wirklich nett zu mir gewesen, bis auf dieses eine Mal, als er mich am Freitagabend getröstet hatte. Wir konnten uns nicht einmal gegenseitig ausstehen und dennoch log ich für ihn und begab mich in einen Konflikt mit meiner Mom. Von meiner Sicht aus, war er mir wirklich was schuldig.

„Warum hast du nie etwas gesagt?" wollte meine Mutter gerade wissen und ich hob die Schultern.

„Weil du es eh nicht akzeptiert hättest." Ich dachte daran, was Kyle zu mir gesagt hatte; dass ich mein Leben von ihr bestimmen ließe und erneut verspürte ich das Gefühl meiner Mom die Meinung zu sagen. „Du akzeptierst nie was ich will. Ständig sagst du mir was ich tun soll und behandelst mich wie ein Kind." Ich versuchte es weniger wie einen böse gemeinten Vorwurf klingen zu lassen, sondern vielmehr wie einen netten Verbesserungsvorschlag, aber das Gesicht meiner Mutter verfinsterte sich.

„Das ist doch nicht wahr Freya." Protestierte sie und ihre Stimme wurde lauter. Peter warf ihr einen Blick, über den Buchrand hinweg zu. „Ich bin deine Mutter und manchmal habe ich das Recht, dir Dinge zu verbieten. Das musst du akzeptieren."

„Ich weiß, dass du manche Dinge zu bestimmen hast, aber du übertreibst es. Du behandelst mich, als könnte ich nicht eigenständig Denken." Jetzt wurde auch meine Stimme lauter. „Ich will mich nicht in Leben lang von dir herumkommandieren lassen!" ich stand auf, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Meine Mutter erhob sich ebenfalls „Wenn du dich nicht so kindisch verhalten würdest, dann müsste ich dich auch nicht wie ein behandeln. Du machst mir Vorwürfe und selber läufst du einfach weg und kommst erst spät in der Nacht wieder nach Hause und dann verschwindest du morgens schon wieder. So benimmt man sich als Erwachsene Person nicht!" 

„Ich benehme mich doch nur wegen dir so!" schrie ich schon fast und wurde immer wütender.

„Schrei hier nicht rum!" befahl sie und ich stieß ein trockenes Lachen aus.

„da siehst du es, du tust es schon wieder." Warf ich ihr vor.

„Weil du dich nicht benehmen kannst. Was ist nur in dich gefahren. Du haust einfach ab, schreist herum und bist mit einem Nichtsnutz zusammen, der nicht weiter kann, als Ärger machen!"

Ich sah sie an, versuchte meine Wut einfach runter zu schlucken. „Du weißt doch überhaupt nichts." Schnaubte ich und drehte mich auf dem Absatz um. Eine Sekunde lang zog ich es in Betracht, wieder das Haus zu verlassen, aber wo sollte ich hin?

Landon wollte ich nicht schon wieder um einen Gefallen bitten, ebenso wie Carter, der mich erst vor wenigen Minuten hier abgesetzt hatte, und Andrew war dieses Wochenende mit seinen Eltern weggefahren und kam erst heute Abend zurück. Der Gedanke zu den Jordans zu gehen und nach Kyle zu fragen zuckte durch meinen Kopf, aber ich verdrängte ihn rasch wieder.

Statt das Haus zu verlassen, stürmte ich also einfach nur die Treppe rauf in mein Zimmer.

ich ignorierte die Rufe meiner Mutter, dass ich sofort wieder runter kommen sollte und schlug die Zimmertüre hinter mir zu.

Die Wut pochte hinter meinem Auge und ich spürte wie ich langsam Kopfschmerzen bekam. Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich gegen die Tür.

Erst als ich Schritte hörte fuhr ich hoch. Erschrocken stellte ich fest, dass sich bereits eine Tür in meinem Zimmer befand und ich wollte mich aufrappeln, um mich besser wehren zu können, wobei ich mit dem Kopf gegen die Türklinke stieß.

Fluchend stand ich auf und fuhr mich über die Schmerzende Stelle. Jetzt würde ich bestimmt Kopfschmerzen bekommen.

Als sich mein Schock und der Schmerz ein wenig verflüchtigt hatten, brachte ich endlich die Energie auf, die Person, die mich so erschreckt hatte böse anzufunkeln.

Kyle hatte auf meinem Bett gesessen und machte nun grinsen ein paar Schritte auf mich zu.



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Ich bin leider nicht so gut darin Streit-szenen zu schreiben, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem.

LG Kat

PS: Danke an soobvious dass du mich daran erinnert hast mal ein Kapitel hochzuladen😂❤

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