Kapitel 22 - Was tust du in meinem Zimmer?

23.4K 769 78
                                    

>>Wenn ich gut bin,
bin ich sehr gut,
wenn ich schlecht bin,
noch besser.<<

-Mae West-

„Was tust du hier?" fauchte ich ihn mit gesenkter Stimme an, damit meine Mutter uns nicht hörte.

Kyle hob die Schultern und grinste weiterhin. „Du warst gestern nicht in deinem Zimmer und dann habe ich eben gesehen, wie du nach Hause gekommen bist."

„Warst etwa gestern schon mal in meinem Zimmer? "

Er legte den Kopf schief und das war Antwort genug. 

„Wie bist du hier überhaupt rein gekommen?"

„Das Fenster war nicht verriegelt und von meinem Fenster aus kann man über das Garagendach zu dir rüber klettern." Er sagte das, als wäre es kein großes Ding, als würde er ständig bei anderen Mädchen durchs Fester klettern, wobei mir das auch nicht ganz abwegig vorkam.

Seufzend ging ich an ihm vorbei zu meinem Schreibtisch und ließ mich erschöpft auf den Stuhl davor sinken. „Du kannst nicht einfach bei Fremden Leuten ins Zimmer klettern. Sowas ist Hausfriedensbruch!" erklärte ich streng und mit einer leichten Resignation in der Stimme.

Kyle folgte meinem Beispiel sich zu setzten und ließ sich ungefragt auf mein Bett plumpsen. „Erstens bist du keine Fremde und zweitens wollte ich nur nach dir sehen." Er beugte sich vor und stützte seine Arme auf den Knien ab, wobei er mich mit einem Blick ansah, den ich nicht ganz deuten konnte.

Ich betrachtete ihn misstrauisch und drehte mich einmal mit meinem Schreibtischstuhl, um seinen intensiven Blick abzuschütteln bevor ich antwortete. „Kyle Jordan machst sich Sorgen um mich? Hast du mich nicht noch vor weniger als einer Woche gehasst?" fragte ich spöttisch.

Wieder hatte Kyle nur diesen lässigen Gesichtsausdruck drauf. „Naja, eigentlich hasse ich dich nicht. Nicht so wirklich jedenfalls."

Ich lachte trocken „na dann." Gab ich nur ironisch von mir „jetzt weißt du ja dass alles bestens ist."

Als er keine Anstalten machte, wieder aus dem Fenster in sein eigenes Zimmer zu klettern, sah ich ihn fragend an. „Sonst noch was?" gab ich genervt von mich und Kyle stand auf.

„Ja." Seine Stimme klang anders und er schob fast schon verlegen die Hände in seine Hosentaschen. „Ich wollte mich bedanken. Für gestern und auch für gerade. Dass du mich nicht verpetzt hast." Diese Worte schienen ihm echt schwer zu fallen und ich rechnete es ihm deswegen höher an, als ich es sonst getan hätte.

Ich hob nur die Schultern „keine große Sache." Wehrte ich ab.

Er sah immer noch unsicher aus, sah sich kurz um und trat dann näher an das Bücherregal links von ihm. Scheinbar willkürlich zog er ein Buch heraus und drehte es in den Händen, doch nur wenige Sekunden später stellte er es wieder zurück und sah mich an.

„Ich muss dich um einen Gefallen bitten." Sagte er und ich runzelte die Stirn.

Hatte ich ihm nicht gerade erst einen Gefallen getan, indem ich ihn nicht verpfiffen hatte? So langsam war ich doch mal an der Reihe.

Ich nickte langsam, um zu zeigen, dass er meine Aufmerksamkeit hatte.

Kyle für sich durch das dunkle Haar und lehnte sich dann mit verschränkten Armen gegen das Bücherregal.

„Du musst meine Freundin spielen." Stieß er aus und ich starrte ihn nur an.

Ich hatte gedacht, dass ich nur kurzfristig für ihn gelogen hatte, damit er noch etwas Zeit hätte diese Sache hinauszuzögern. Ich dachte, wenn er seine Eltern überredet hätte ihn diesen Austausch machen zu lassen, dann hätte er die Sache nach der Anmeldung aufgeklärt und in ein paar Tagen wäre wieder alles normal gewesen. Ich würde mein Leben leben und er seins, ohne dass wir uns weiterhin in die Quere kamen.

Er schien meine Gedanken wohl zu erahnen, denn er erklärte schnell weiter: „Es wäre nur für ein paar Wochen, wahrscheinlich einen Monat. Du müsstest nur ab und zu zu uns kommen und ich zu dir. Ich könnte dann auch wieder über das Fenster verschwinden. Es muss nur so wirken, als würden wir Zeit verbringen."

Ich sah ihn immer noch schweigend an. Er erwiderte den Blick mit schiefgelegtem Kopf und fast schon bittendem Blick.

„Nein." Sagte ich schließlich mit fester Stimme und schüttelte den Kopf, um meine Aussage zu unterstreichen.

Er seufzte, fuhr sich erneut durch die Haare. „Bitte. Freya."

Dass er sogar meinen richtigen Namen benutzte machte die Sache ernster, denn es zeigte mir, dass es ihm wirklich eine wichtige Angelegenheit war.

„Warum sollte ich das tun?" fragte ich nun und ahmte die Geste mit den verschränkten Armen nach.

Kyle lächelte leicht, weil er merkte, dass ich ein wenig weich wurde. Er kam auf mich zu und blieb etwa einen Meter von mir entfernt stehen.

„Weil ich weiß, dass du ein hilfsbereiter Mensch bist." Begann er sich einzuschleimen und ich verdrehte die Augen, wobei ich das Schmunzeln nicht ganz verbergen konnte. „Außerdem" fuhr er fort „hast du dann einen riesen Gefallen gut bei mir."

Ich zögerte. Bedachte Kyle mit einem prüfenden Blick. Ich wusste schon, dass ich ohnehin zustimmen würde. Ich konnte Menschen schwer eine Bitte ausschlagen, aber ich wollte ihn noch ein wenig zappeln lassen, schließlich wäre das auch dass, was er an meiner Stelle tun würde. Er hätte einen Spaß daran, mich leiden zu lassen und deshalb kostete ich diesen Moment der Überlegenheit aus.

Geschäftig schlug ich die Beine übereinander und legte meine Hände in den Schoß, während ich tat, als würde ich über seine Bitte nachdenken.

„Und welchen gefallen würdest du mir vorschlagen?" fragte ich.

„Alles was du willst." Gab er sofort zurück und auf seiner gespannten Miene bildete sich ein anzügliches Grinsen „und mit 'alles' meine ich wirklich alles." Fügte er hinzu.

Ich spürte wie mir die Hintze ins Gesicht stieg und meine Wangen sich rot färbten, was Kyles Grinsen noch breiter werden ließ. Ein wenig verärgert stieß ich die Luft aus. Jetzt hatte er wieder die Oberhand. Wie machte er das nur?

„Na schön." Sagte ich, um von meiner Verlegenheit abzulenken. „ich werde es tun, aber nur unter einer Bedingung." Ich hob einen Zeigefinger und reckte ihn ihm entgegen.

Kyle nickte „Ich höre."

„Du lässt deine sexuellen Anspielungen raus."

Kyle grinste „wer hat denn hier was von sexuell gesagt? Ich denke, dass entspringt ausschließlich deiner Fantasie."

Ich kniff die Augen zusammen und sah ihn böse an.

Er hob lachend die Hände „okay, okay, abgemacht."

Zufrieden nickte ich. „Na schön."

Kyle schien ebenso zufrieden und machte sich auf den Weg zum Fenster. Er kletterte hinaus und eines seiner Beide baumelte bereits auf der anderen Seite, als er sich zu mir umdrehte.

„Ich komme dich morgen vor der Schule um halb acht abholen." Sagte er und bevor ich etwas entgegnen konnte, hatte er schon sein zweites Bein auf die andere Seite geschwungen und sprang den Meter zur Tiefgarage runter.

Ein wenig irritiert und auch überrascht blieb ich in meinem Zimmer zurück und starrte das öffnet Fenster an.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich mag das Kapitel und hoffe euch geht es genauso.

LG Kat

faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt