Kapitel 45 - Sternenhimmel

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>>Du bist mein Vorbild für mein Handeln,
meine Kraft in schlechten Tagen
Meine Hoffnung in hoffnungslosen Zeiten
und mein Held bei allem was du tust!
All das bist du, Papa! <<

-Katharina-


Ich beobachtete, wie Kyle sich elegant durch mein Fenster schwang. Er zwinkerte mir zu und sprang dann lässig auf das Garagendach. Wenige Sekunden später hörte ich ihn landen. 

Schließlich tat ich es ihm mit einem Seufzen nach und kletterte nach draußen. So schwer kann das schon nicht sein. Dachte ich mir, doch als ich runter blickte, kam mir der Höhenunterschied viel größer als zwei Meter vor.

Kyle stand unten und sah zu mir hoch.


Unsicher klammerte ich mich am Fenstersims fest.

„Das ist ja höher als es aussieht." Gab ich laut zu bedenken und Kyle grinste.

„Doch Angst?"

Ich schüttelte den Kopf „Nein!" dann sah ich wieder runter „Okay, vielleicht ein bisschen."

Kyle nickte. „Na schön. Ich helfe dir."

„Und wie?"

„Hör zu. Du drehst dich jetzt langsam um und hältst dich außen am Fensterbrett fest." 

Ich gehorchte und fühlte mich nun noch unsicherer, weil ich nicht mehr sehen konnte, wo es runter ging.

„Gut." lobte Kyle. „Jetzt stemmst du die Füße gegen die Wand."

Ich hatte ja nicht mal Schuhe an, warum trug ich keine Schuhe? Dennoch tat ich, was er sagte und ließ mich ein Stück weiter runter hängen.

Plötzlich spürte ich zwei Hände an meiner Hüfte und Kyles Stimme war viel näher.

„Ich kann dich jetzt halten. Du musst die nur ein wenig weiter runter hängen lassen und dann springst du."

„Springen?" quietschte ich.

„Ja, keine Sorge ich hab dich."

Ich nickte „In Ordnung."

Ich konnte Kyles Lächeln in seiner Stimme hören als er sagte „Auf der: eins.... zwei.... drei!"

Ich ließ los und sprang. Zwar prallten meine Füße nicht ganz sanft auf dem Boden auf, aber Kyle federte den Sprung ab.

Erleichtert atmete ich durch und lehnte mich unwillkürlich gegen ihn. Ich spürte seine Hände an meiner Seite und seine Brust im Rücken. Sein Atmen in meinem Nacken verursachte eine Gänsehaut.

Ich fühlte mich in gestern Abend zurückversetzt, wo ich genau so mit Carter getanzt hatte. Nur dass es sich da ganz anders angefühlt hatte. Kyle fühlte sich besser an.

Ich schrak selbst vor meinen Gedanken zurück und ging schnell auf Abstand.

„Na schön." Sagte ich. „Und was machen wir jetzt hier?"

Kyle hob die Schultern „reden würde ich sagen."

Ich stemmte die Hände in die Hüften „Im Ernst? Hätten wir das nicht auch in meinem Zimmer tun können?" fragte ich ein wenig angepisst.

Kyle grinste mich an und zog eine Augenbraue hoch „Das wäre doch langweilig gewesen."

„Ne, sowas nennt man einfach nur normal." Ich schlenderte zum Rand des Dachs und stellte fest, dass dort eine Decke lag.

„Ich dachte der Boden wäre vielleicht etwas kalt zum draufsetzten." erklärte Kyle und hantierte dann am Bund seiner Jeans. Mir viel auf, dass er noch eine weitere Decke dabeihatte, welche um seine Hüfte gewickelt war. „Und dann" sagte er und kam zu mir. „Habe ich noch eine weitere gegen de Kälte." Er legte sie mir über die Schultern und ich staunte nicht schlecht.

„Wow, so kennt man dich ja gar nicht." Neckte ich und Kyle lachte.

„Was soll ich sagen" er setzte sich neben mich „Ich bin eben immer für eine Überraschung gut."

„Na das stimmt allerdings." Murmelte ich.

Eine Weile schwiegen wir. 

„Also, was war jetzt mit Carter?" fragte Kyle.

„Hm?"

„Warum hat er angerufen?"

„Oh." Ich sah auf meinen Schoß „Er hat sich entschuldigt."

„Für gestern." Es klang weniger wie eine Frage.

„Ja. Er sagte, es tut ihm leid und dass so etwas normalerweise nicht vorkommt."

Kyle schlaubte „Das sollte nie vorkommen."

Überrascht sah ich ihn an.

Er erwiderte den Blick „Wenn das nochmal vorkommt, dann sag bescheid, ja?" seine Mimik war ernst und irgendwie besorgt.

Ich war verwirrt.

„Warum kümmerst du dich plötzlich um mich?"

Er sah weg und hob die Schultern. „Das hat nichts mit dir zu tun. Man behandelt ein Mädchen einfach nicht so." er zögerte „Außerdem bist du gar nicht so übel wie ich dachte. Oh, und wenn meine Mom wüsste, dass ich nicht auf dich aufpasse, würde sie mich umbringen, weil sie dich nämlich echt gernhat."

Ich lächelte. „Wow, du bist auch nicht so übel wie ich gedacht habe, Kyle."

Wir schwiegen erneut. 

„Meine Mom fragt übrigens, ob du morgen mit uns Frühstücken magst. Ich habe ihr gesagt, dass du wahrscheinlich keine Zeit-"

Ich unterbrach ihn. „Sag ihr ich komme gerne, wann soll ich da sein?"

„Um neun? Kannst auch ein wenig später kommen, wir essen meist erst gegen halb zehn."

„Gut, dann komme ich so um neun." Wir lächelten uns an.

Kyle lehnte sich zurück und sah in den Himmel. Ich folgte seinem Beispiel und staunte nicht schlecht, als ich die viele Sterne sah. Wir lebten nicht so nah an der beleuchteten Innenstadt, weshalb die Lichtverschmutzung gering genug war, um ein paar Sternenbilder zu erkennen.


Kyle räusperte sich „Manchmal sehe ich mir hier gerne die Sterne an." Sagte er leise.

Ich lachte „du lügst."

„Du hast recht, das habe ich noch nie gemacht."

Wir lachten und ich fühlte mich ganz entspannt.

„Früher habe ich oft mit einem Dad Sterne geschaut." Sagte ich.

„Echt" fragte Kyle.

„Ja, er hatte sogar ein Teleskop. Er hat mir erklärt welche Sternenbilder man gerade sehen konnte und dass manche von den Sternen da oben schon Tod sind, wir das aber nicht wissen, weil das Licht erst viel später bei uns ankommt." Ich seufzte in Erinnerung daran.

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Kyle den Kopf in meine Richtung drehte.

„Kannst du mir ein paar Sternenbilder zeigen?" fragte er und ich war ein wenig überrascht. 

Aber dennoch fing ich an, ihm zu erzählen, welche Sterne man verbinden musste und was sie für Geschichten hatten, denn fast jedes Sternbild hatte eine.

„Siehst du da die drei Sterne? Und die beiden Sterne darüber? Einer von denen wirkt etwas rötlich. Das ist eine Super-Nova, ein explodierter Stern sozusagen. Und darunter sind nochmal zwei Sterne. Wenn du alle Sterne verbindest, sieht es ein wenig aus wie zwei Dreiecke. Das ist der Orion. Und die drei Sterne, die enger beieinander liegen sind sein Gürtel. Er hat auch ein Schwert, aber es ist nicht dunkel genug, um es zu erkennen."

Kyle lächelte.

„Und da!" sagte ich und deutete in eine andere Richtung „Die Sterne die wie ein 'W' angeordnet sind?"

„Du meinst die Krone?"

„Ja! Das ist das Himmels W. Sie ist die Königin und ihr Name ist Cassiopeia."

„So wie bei MOMO?"

Ich lachte „Du hast MOMO gesehen?"



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Hey,

also ich selbst mag dieses Kapitel mega gern. Ich verbinde damit viele Erinnerungen und es ist etwas, dass auch ziemlich viel von mir selbst widerspiegelt, auch wenn das vielleicht für euch als außenstehende nicht so ganz verständlich ist.

Deshalb möchte ich dieses Kapitel meinem Vater widmen.

LG Kat


faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt