𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟚 𝟜 𝕄𝕠𝕟𝕥𝕙𝕤

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Bevor du hier her kamst, war ich schon lange da.

Vier Monate vor deiner Ankunft wurde ich von meinen Eltern her gefahren.

Meine Mutter mit tränenden Augen umschlang meinen muskulösen, aber dennoch schlanken Körper, der sie gut 2 Köpfe überragte, mit ihren zitternden Armen und drückte sich verzweifelt an mich, als wäre es ein Abschied für immer.

Sie flüsterte mir Wörter und nicht zu Ende gesagte Sätze zu, legte ihre Hände an meine Wangen, strich mit ihrem Daumen zärtlich weich über die Stellen, an denen sich kleine Grübchen bildeten, wenn ich gelächelt hatte.

Sie lächelte mich mit ihrem Gesicht, welches völlig durchnässt von ihren dicken Tränen war und die keine Anstalt machten nicht mehr aus ihren rot unterlaufenden Augen zu fliesen, an .

Sie wusste wie sehr ich es hasste, Tränen in ihren Augen zu sehen, aber ich verzieh ihr in diesem einen Moment, denn ich merkte wie anstrengend es für sie war mich gehen zu lassen.

„Pass aus dich auf, mein Schatz, ja?

Wir werden auf dich warten, egal wie lange es dauern wird. Lass dir Zeit, Namjoon."

Ihre Lippen legten sich kurz auf meine Wange, ignorierte dabei, dass diese etwas nass wurde. Ich hörte wie sie meinen Duft tief durch ihre Nase einzog, ihre Augen fest schloss und mich dann widerwillig los ließ.

Sie drehte sich um, vergeblich griff ich nach ihrer Hand, wollte sie an mich drücken, denn es tat mir schrecklich weh sie so zu sehen, aber ich konnte nicht. Mein Arm bewegte sich nicht von der Stelle, wie festgefroren, so wie alles in meinem Inneren. Meine Augen ruhten auf ihrem Körper, welches sich immer weiter von mir entfernte, dennoch konnte ich das Beben ihrer Schultern erkennen, vom Weinen, welches wegen mir verursacht wurde. 

Dann spürte ich ein sachtes Klopfen an meiner Schulter, roch den herben Geruch von einem Männerparfüm in meiner Nase und legte unbewusst meine Hand auf die des deutlich älteren Mannes hinter mir.

„Wir kommen dich besuchen, mein großer." Sagte mein Großvater zu mir, umarmte mich noch kurz mit einer Kraft, die ich in seinem Alter nicht gedacht hätte, bevor er meiner Mutter hinter her Schritt und mich somit alleine ließ.

Alleine an diesem Ort, den ich nicht kannte und auch nicht kennen lernen wollte.

Und dies war der Moment ab dem alles anfing.

Vier Monate lang den gleichen durch strukturierten Alltag, die nahezu gleichen Gespräche oder die immer wieder kommenden gleichen Betreuer. Es gab nur eins was sich änderte in diesem Gebäude und das waren die Patienten, die alle in meinem jungen Alter waren.

Die Gesichter veränderten sich, die Namen veränderten sich, die Zimmeraufteilung verändert sich, einzig und allein ich blieb wie immer.

Wie ein Herbstblatt wurde ich vom Wind mitgetragen, kam nie wie die andern zum Boden, sondern ich verblieb in den Lüften, ganz alleine, ohne jemanden an meiner Seite.

Vier Monate waren zu viel.

Die Therapeuten sagten zwar, dass alles Zeit braucht, doch Zeit ist kostbar, schließlich bekommen wir eine vergangene Minute nicht zurück genau wie eine Sekunde oder ein Jahr.



ℕ𝕖𝕨 𝕕𝕒𝕪 || ℕ𝕒𝕞𝕛𝕚𝕟Where stories live. Discover now