1| Zorn

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Keuchend halte ich mit meinen kalten Händen meinen Kopf fest.
,,Fuck!", fluche ich laut. ,,Nicht schon wieder." Ich versuche meinen Atem unter Kontrolle zu bringen, aber als mich die zweite Schmerzenswelle überkommt, breche ich das ab und konzentriere mich, nicht zu heulen. Anders als Deku, der bei jeder Sache flennen muss, habe ich kein Interesse mit vollgeheultem Gesicht rum laufen zu müssen.

Ein Blick auf meinem zerbeulten Wecker, der aus irgendeinem Grund immernoch auf meinem Nachtisch trohnt, obwohl er so aussieht, als gehöre in den Müll, sagt mir, dass ich in eine halbe Stunde bereit sein muss, um mit den Anderen auf Jagd zu gehen.

Ich atme tief ein und dann aus. Langsam löse ich meine Hände, die mittlerweile schwitzig sind, von meiner Schläfe. Schwankend stehe ich von meinem Bett auf. Soweit so gut. Vorsichtig setze ich meinen Fuß nach dem anderen und stolpere anschließend über meinen Kleiderhaufen. Im letzen Moment kann ich mich noch fangen, bevor ich eine unschöne Aufeinandertreffen mit dem Fußboden und exklusiv meinen Bücher habe. Beziehungsweise Wiedersehen. Eine kleine Beule an meinem Kopf war das Resultat unseres gestrigen Treffen durch meine Unachtsamkeit. Gepriesen sei meine Selbstheilung, die trotz meines Omega-Daseins überraschend gut ist.

Nicht scharf auf eine Reunion mit dem Fußboden, schlängele ich mich achtsamer durch meinen chaotischen Zimmer zum Badezimmer. Dort ziehe ich eine Packung Aspirin Tabletten aus meinem Kulturbeutel. Trocken schlucke ich eine. Aus meinem Beutel hole ich noch die Zahnpasta und die Zahnbürste raus, bevor ich sie wieder verschließe.

Erschrocken fahre ich zusammen als ich mich in den Spiegel sehe. Fette Augenringe schmücken mein Gesicht. Und als wäre es nicht genug sind meine Augen rot. Das ist alles Dekus Schuld! Knurrend werfe die Zahnbürste und die Zahnpasta auf den Boden. Viel zu aufgebracht bin ich, um mir meine Zähne zu putzen. Durch diesen Scheißnerd habe ich gestern keinen Schlaf abbekommen, weil ich viel zu wütend war, um zu schlafen.

Gestern ist viel mehr passiert als nur mein Dreier mit dem Fußboden und meinen Büchern. Innerlich schäume ich vor Zorn. In meinen Gedanken spiele ich noch Mal die Erinnerung ab, in der Deku die überraschender Neuigkeit von All Might erhielt, dass er ein Alpha ist, was auch seinen Stimmungsschwankungen, Duft und Verhalten, die er in den Letzen Tagen so präsent waren, erklärte. Nun hat er die Chance, wie alle anderen die diesen angeborenen Status haben, an einem Wettbewerb teilzunehmen, in der entschieden wird, wer der nächste Rudelfüher wird.

Herzglückwünsche da, Küsschen dort für ein Nichtsnutz! Und was Kirishima anbelangt, ist auch Schluss! Durch ihn haben sie die achso tolle Neuigkeit mit einer Party gefeiert. Ich schüttele meinen Kopf, als ich vor meinen Augen seinen traurigen Ausdruck  sehe, als ich ihm erkläre, dass ich nicht zu dieser scheiß Feier gehe und er verrecken solle.

Wenigstens treibt dich kein gewisser Idiot jeden Tag und auch jede verfickte Sekunde in den Wahnsinn!

Als wolle sie noch ihre Worte unterstreichen, jagt sie mir die nächste Schmerzenswelle in meinem Kopf ein.

Und jetzt Platz da. Ich bin dran, Idiot.

Ich unterdrücke den Drang mich in einen Wolf zu verwandeln, was meinen innere Wölfin, Ira, nicht zu gefallen scheint. Sie tobt und bereitet mir erneut Schmerzen.

Ich bin dran, Katsuki. Ich. Bin. Dran.

Mit jedem Wort, das sie sagt, wächst mein Schmerz.
,,Wir haben es geklärt, Ira. Du bist nur am Wochenende dran!"
Sie lacht als hätte ich einen guten Witz gemacht.

Also letzten Wochenende durfte ich auch nicht und die vorherige Male auch nicht. Und außerdem dir ist schon klar, dass du nichts laut aussprechen muss, um mit mir zu kommunizieren? Ich höre fast jeden verdammten Gedanke mit.

Who needs an Alpha, when i'm here?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt