13. Ich will nicht, dass du gehst

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Der Rest des Tages war der reinste Alptraum. Yoongi wanderte herum, wie ein lebender Toter und ging alles und jedem so gut es ging aus dem Weg. Er kam sich fast vor wie ein Phantom, dass sich vor den anderen versteckte. 

Doch ein Aufeinandertreffen war unvermeidbar und so machte er sich am Abend auf den Weg in das Separée des Restaurants, wo sie immer gemeinsam zu Abend oder zu Mittag aßen. Die anderen waren schon da, der einzige, der nun noch fehlte war Jimin. Seit der unangenehmen Sache in der Sauna, hatte er ihn gar nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Sie fingen mit dem Essen an und Jimin erschien nicht. Yoongi hing über seinem Teller und stocherte mit der Gabel in seinem Essen herum. Seine Gedanken an Jimin überschlugen sich. So vieles ging ihm durch den Kopf, dass er keinen einzigen Bissen hinunterkriegen würde. Seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt und er hatte das Gefühl jeden Moment wieder in Tränen auszubrechen. 

Alles an was er denken konnte, waren Jimins Augen, in denen er versinken könnte, seine weiche Haut und seine sanfte Stimme. Sein Herz verkrampfte sich erneut und er seufzte. „Stimmt was nicht!?", hörte er J-Hope fragen. „Hm?", machte er nur kurz und fuhr fort, „nein, ich... mir ist irgendwie schlecht. Entschuldigt mich." Mit diesen Worten stand er auf und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer.

XXX

Als er das Zimmer betrat, lag Jimin auf dem Bett, hatte sein Handy in der Hand und Kopfhörer in den Ohren. Einen Moment blieb Yoongi stehen und sie sahen sich an. Yoongi betrat zögerlich den Raum und sagte kein Wort. Er spürte Jimins Blicke und er setzte sich an den Tisch. Gerade als er Jimin ebenfalls ansah, blickte dieser schnell wieder auf sein Handy. Eine Weile beobachtete Yoongi ihn, wie er hochkonzentriert auf sein Handydisplay starrte. 

Was sollte er nun tun? Wie sollte das alles nur weitergehen? Mit einem Mal fasste Yoongi einen Entschluss. Er stand ruckartig auf, lief ins Bad und packte alle seine Sachen in seine Kulturtasche. Als er wieder herauskam, hatte Jimin seine Ohrstöpsel aus den Ohren genommen und beobachtete ihn. Yoongi hingegen beachtete ihn nicht, sondern nahm seinen Koffer und fing an diesen zu packen. 

„Was tust du denn da?", fragte Jimin. Yoongi antwortete nicht direkt. Er warf seine Shirts und Hosen achtlos in den Koffer. „Wonach sieht's denn aus? Ich packe", erwiderte er. Jimin hatte sein Handy weggelegt, saß nun auf der Bettkante und sah Yoongi zu. „Und warum?", fragte er weiter. Yoongis Herz hämmerte in seiner Brust und er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. 

„Ich nehme mir ein eigenes Zimmer", sagte er leise und warf die restlichen Sachen in den Koffer, bevor er diesen schloss. Dann ging er zur Tür und zog den Koffer hinter sich her. „Yoongi warte!", sagte Jimin und lief ihm hinterher. Sofort blieb er stehen, doch drehte sich nicht um. Seine Stimme klang wie aus weiter Ferne an sein Ohr und als er sich doch umdrehte, kam Jimin langsam näher auf ihn zu. 

Yoongi war wie befangen von Jimins plötzlicher Nähe und seinem betörenden Geruch, der ihm den Geist benebelte. Ebenfalls befangen räusperte Jimin sich, doch brachte keinen Ton heraus. Yoongi war es egal. Wenn es nach ihm ginge, könnte die Zeit nun stehen bleiben und er würde Jimin bis ans Ende seiner Tage einfach nur in die Augen sehen. 

Sie standen schier endlos lange so da, ungeduldig darauf lauernd, dass der jeweils andere irgendeinen Anfang machte. Yoongi suchte verzweifelt nach Worten, die ihm nicht in den Sinn und schon gar nicht über die Lippen kommen wollten. Er schüttelte den Kopf und raufte sich gestresst die Haare. 

„Ich.. will nicht, dass du gehst..", machte Jimin den Anfang. Und da war es wieder. Dieses Gefühl, als würde die Erde für einen Moment stillstehen. Dieses Gefühl, dass nur Jimin in ihm auslösen konnte. Nur er konnte seine Welt zum Stillstand bringen und sie erneut in Bewegung setzen. 

Irritiert blickte Yoongi ihn an. Jimins Blick war auf den Boden gerichtet und seine Augenlider nahmen ihm die Sicht auf seine Augen. Er wusste nicht was er aus dieser Situation machen sollte. Er verstand einfach nicht was hier gerade vor sich ging. 

„Ich muss. Es ist das Beste für dich und auch für mich", entgegnete er ihm daher, wandte sich ab und ging zur Tür. Seine Hand lag schon auf der Türklinke, als er plötzlich Jimins Hand an seiner spürte. Es war nur eine kurze hauchzarte Berührung, als hätten ihn die Schwingen eines Vogels gestreift. Jimin hatte ihm den Bügel des Koffers aus der Hand genommen und Yoongi ließ es zu. 

Bevor ihm bewusst wurde was geschah, spürte er auch schon Jimins linke Hand auf seinem Rücken. Er fühlte wie nah Jimin ihm war und ihm wurde heiß. Verwirrt runzelte er leicht die Stirn. Dann legte Jimin seine rechte Hand an Yoongis Oberarm und er drehte sich zu ihm um. Jimin ließ die Arme sinken und sah ihn flehend an. 

Unbeweglich standen sie da und blickten sich weiter an. Yoongi schluckte kurz. Jimins Blick schickte ein leichtes Kribbeln durch seinen Körper. Er hatte noch nie so viel Verwirrung in Jimins Augen gesehen. Doch dann öffnete Jimin seinen Mund und sagte etwas, dass seine ganze Welt für einen Moment aus dem Gleichgewicht brachte: „Ich werde mir nicht mehr einreden, dass es falsch sei, dass ich die ganze Zeit nur noch an dich denken muss." 

I know - you know --- YoonminTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang