I know - you know --- Yoonmin

20. Ich habe dieses Versteckspiel so satt

Sie hatten es wahr gemacht und den ganzen Tag das Hotelzimmer nicht verlassen. Auch den nächsten Tag verbrachten sie allein in ihrem Zimmer. Hoseok hatte am nachmittag bei ihnen angeklopft, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei und etwas komisch über Yoongis Schulter geschielt, als er sah, dass Jimin hinter ihm mit nacktem Oberkörper noch im Bett lag und Yoongi selbst, mit offenem Hemd an der Tür stand. 

Yoongi hatte schnell die Tür ein wenig geschlossen, um ihm die Sicht zu nehmen, woraufhin er noch merkwürdiger geguckt hatte als vorher. Er hatte ihm allerdings versichern können, dass alles okay bei ihnen war. Hoseok hatte ihn an das gemeinsame Abendessen im Sushirestaurant erinnert, dass sie schon vor ein paar Tagen geplant hatten und war dann gegangen. Yoongi schloss die Tür und raufte sich die Haare. Das hatte er ja fast vergessen. 

Also mussten sie heute wohl oder übel doch in die Welt hinausgehen und erneut etwas auf Distanz gehen. Sie hassten es beide mittlerweile immer mehr ihre Gefühle füreinander vor anderen verstecken zu müssen. Doch sie waren nicht nur KPop Idols, sie waren auch Männer. Und weder das eine noch das andere machte es leichter für sie ihre Beziehung offen auszuleben. 

Sie hatten noch zwei Stunden Zeit bis zum Abendessen. Jimin hatte sich an die Bettkante gesetzt und sah ihn an. Er streckte seine Hand nach ihm aus und Yoongi ergriff diese, kam zu ihm und Jimin legte seinen Kopf gegen seinen Bauch und umschlang seine Hüfte mit seinen Armen. Yoongi sah auf herab und streichelte sein Haar. 

„Ich hab dieses Versteckspiel so satt", sagte er dann. Jimin atmete tief ein und aus und umarmte ihn fester. Yoongi spürte einen Kloß in seinem Hals und er fühlte sich, als müsse er ersticken. „Warum interessiert es uns überhaupt, was die Leute sagen würden?", fuhr er fort, als Jimin ihm nichts erwiderte. Jimin vergrub sein Gesicht an Yoongis Bauch und sah dann zu ihm hoch. „Ich glaube, es steht einfach zu viel auf dem Spiel", sagte er dann. Schweren Herzens stand Jimin auf und sie machten sich gemeinsam fertig.

XXX

Sie waren spät dran. Tae hatte ihnen eine Nachricht geschickt wo sie blieben und Yoongi hatte ihm gesagt, dass er mit den anderen schon mal vorgehen sollte. „Warte!", sagte Yoongi, als Jimin gerade die Zimmertür öffnen wollte. Er drehte sich zu ihm um und Yoongi umfasste sein Gesicht und küsste ihn stürmisch. Jimin legte seine Hände auf die seinen und erwiderte seinen Kuss sofort. Als sie sich voneinander lösten sagte Yoongi: „Okay, jetzt können wir gehen." 

Kaum betraten sie den langen Gang, der zum Fahrstuhl führte, liefen sie schweigend nebeneinander her. Als sie das Hotel verließen und die Straße betraten, zogen sie sich ihre Mundmasken hoch, um unerkannt zu bleiben. Kalter Wind stieß ihnen entgegen und Jimin fröstelte und zog seinen Kragen feste zusammen. Yoongi sah zu ihm rüber. Wie gerne hätte er ihn in den Arm genommen, um ihn zu wärmen. 

Es gab eine Zeit, vor einigen Jahren, da hätte er das vielleicht sogar getan. Aber jetzt, mit all den neuen Gefühlen, die sie in sich trugen, fühlte er sich beobachtet und hielt sich zurück. Eine zeitlang liefen sie schweigend weiter und warfen sich nur ab und zu einige scheue Blicke zu und lächelten zaghaft unter ihren Masken. 

Nach einer Weile allerdings blieben sie stehen. Es schien, als hätten sie sich verlaufen, denn das Restaurant in dem sie sich treffen wollten, konnten sie einfach nicht finden. Sie waren nun schon eine Weile durch die Straßen gelaufen und das Restaurant sollte eigentlich nur ca. fünf Minuten von ihrem Hotel entfernt sein. Yoongi zog sein Handy aus der Tasche, um noch einmal die Adresse zu checken, die Tae ihm geschickt hatte, als er spürte wie Jimin seinen kleinen Finger mit seinem verschränkte. Das kam so unerwartet für ihn, dass er verblüfft zu ihm herübersah. Jimins Blick war auf den Boden gerichtet. 

Yoongi streichelte Jimins Handrücken ganz zart mit seinen Fingern und letztendlich verwoben sie ihre Finger miteinander und hielten sich an der Hand. Yoongis Herz klopfte so schnell, dass es ihm fast aus der Brust sprang. Er lächelte unter seiner Maske und gegenseitig streichelten sie ihre Hände mit ihren Daumen. Es war eine so kleine und für viele so selbstverständliche Berührung, doch für sie beide bedeutete es die Welt. 

Es liefen einige Leute an ihnen vorbei, doch mit ihren Masken, fühlten sie sich irgendwie sicher und wussten, dass sie so vollkommen anonym bleiben würden. Jimins Hand war ganz kalt und er versuchte ihm seine Wärme zu schenken. Dann sah er scheu zu ihm auf. 

Ihre Blicke trafen sich und für einen Moment, war Yoongi alles um sie herum egal. Ihn interessierte weder die Meinung der anderen Leute um sie herum, noch sonst irgendetwas auf dieser Welt. Jimin hatte ihn mit seinen Augen eingefangen und zog ihn komplett in seinen Bann. Sie konnten durch die Maske nur ihre Augen sehen, doch ihre Blicke verrieten ihnen beiden alles. 

Das Restaurant musste ganz in der Nähe sein und sie liefen langsam weiter ohne sich dabei aus den Augen zu lassen oder die Hand des anderen freizugeben. Yoongis Herz pochte schnell und seine Beine zitterten leicht. Und Jimin ging es sicher nicht anders. Es war riskant das hier zu tun und doch spürte Yoongi diesen Reiz des Verbotenen, der das Adrenalin durch seine Adern pumpte und ihn mutiger werden ließ. 

Als sein Blick kurz an Jimin vorbeischweifte und er eine dunkle leere Seitenstraße erblickte lief er darauf zu und zog Jimin schnell hinter sich her. Sie verschwanden gemeinsam in dem Schutz der Dunkelheit und versteckten sich hinter einer großen Mülltonne. Der Lärm der Straße drang wie durch Watte zu ihnen durch. Yoongi drückte Jimin gegen die Häuserwand. Es war still und als er Jimins Mundschutz mit dem Zeigefinger herunter zog, vernahm er nur noch seine schnellen Atemzüge. 

Jimins Brustkorb hob und senkte sich sichtbar schnell bei jedem seiner geräuschvollen Atemzüge. Er war ganz offensichtlich sehr aufgeregt. Yoongi ging es nicht anders, als Jimin ihm im Gegenzug seinen Mundschutz zum Kinn hinunter zog. Sein Blick wanderte zu Jimins Mund und er leckte sich kurz über die Lippen. Dann sah er sich hektisch um. 

„Darf ich dich küssen?", fragte er dann tatsächlich um Erlaubnis. „Frag mich das nie wieder!", entgegnete Jimin ihn. Und ehe er es sich versah, zog Jimin ihn fest am Kragen an sich und presste gierig seine Lippen auf die seinen. Yoongi stöhnte in den Kuss hinein und sofort berührten sich ihre Zungen. Yoongi umspielte mit seinen Händen Jimins Taille. 

Mussten sie wirklich in dieses Restaurant gehen? Sie waren doch ohnehin schon viel zu spät dran. Leidenschaftlich, fast schon verzweifelt hielten und küssten sie einander, wie zwei Ertrinkende, die um ihr Leben kämpften und der Mund des jeweils anderen sei die einzige Chance Luft zu holen und zu überleben. 

„Oh Mann, ich glaube ich muss gleich kotzen!", hörten sie plötzlich eine Stimme neben sich und ließen sofort erschrocken voneinander ab. Entsetzt blickten sie zur Seite und erkannten eine Gruppe von vier jungen Männern, die ungefähr im gleichen Alter wie sie selbst sein mussten. Es waren Amerikaner, doch Yoongi konnte sie dennoch verstehen. „Und auch noch Schlitzaugen...", sagte der Mann nun und spuckte vor Yoongis Füße.