22. Ich habe mein ganzes Leben auf ihn gewartet

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Als sie mit dem Taxi zurück ins Hotel fuhren, sagte während der Fahrt niemand etwas. Sie stiegen auch schweigend aus und liefen ebenso wortlos in die Hotellobby. Gerade als Yoongi und Jimin zu den Fahrstühlen und in ihr Zimmer wollten, wurden sie zurückgehalten. 

„Kommt ihr bitte kurz mit. Ihr alle!", sagte Namjoon und sie gingen in den Gemeinschaftsraum. Dort angekommen nahmen sie auf den Sofas Platz. Nur Namjoon blieb stehen und hielt sich mit zwei Fingern das Nasenbein, als würde er angestrengt über etwas nachdenken. Yoongi schluckte und blickte ihn stumm an. 

„Könnt ihr beide mir sagen, was das gerade war?", sagte er dann und verharrte weiter in dieser Position. Keiner sagte einen Ton. Es war so still im Raum, das man eine Stecknadel hätte fallen hören können. „Yoongi!?", sprach er ihn nun direkt an, als er sie anblickte und sah, dass Jimin seinen Kopf so weit nach unten gerichtet hatte, dass man sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. Die anderen schauten ebenfalls Yoongi gebannt an. 

Er räusperte sich bevor er sprach: „Ich wurde zusammengeschlagen, sieht man das nicht!?", antwortete er und sah Namjoon unverwandt in die Augen. Namjoon sah ihn gereizt an und schob seinen Unterkiefer hin und her. „Man wird doch nicht einfach so zusammengeschlagen", meinte Namjoon. „Stell dir vor Namjoon, sowas passiert! Willkommen in der Realität!", erwiderte Yoongi. 

Sein ganzer Körper zitterte und er hoffte, dass es niemandem auffallen würde, es niemand sehen würde, wie aufgeregt er doch war. „Aber irgendetwas müsst ihr doch getan haben!", redete Namjoon weiter. Yoongi stand so ruckartig auf, dass Jimin instinktiv seine Hand ergriff, als wolle er ihn zurückhalten, weil er dachte Yoongi würde auf Namjoon losgehen. Yoongi zeigte mit seinem Zeigefinger auf die Tür: „Du suchst tatsächlich nach einer Ausrede für diese Mistkerle!?" 

Namjoon ging ebenfalls auf ihn zu und erst als dieser zu seiner Hand hinuntersah, wurde Yoongi richtig bewusst, dass er und Jimin sich an den Händen hielten. „Nein. Ich möchte wissen, was eure Ausrede ist." 

„Namjoon...", erhob Tae das Wort, doch Namjoon streckte ihm seine Handfläche entgegen, ohne seinen Blick von Yoongi abzuwenden, und bedeutete ihm damit still zu sein. 

Sie blickten sich an und Yoongi konnte in seinen Augen sehen, dass er bescheid wusste. Er wusste es. Und wahrscheinlich wusste er es schon seit damals im Fahrstuhl, so wie Yoongi es schon vermutet hatte. 

„Ich brauche keine Ausrede. Und ich muss mich vor niemandem rechtfertigen", sagte Yoongi und er versuchte so gut es ging, seine Stimme fest und bestimmt klingen zu lassen, denn insgeheim war er so nervös, dass er kaum Luft bekam. 

Er wusste, hier und jetzt, würde er sich bekennen. Er würde keinen Rückzieher machen und seine Liebe zu Jimin nicht verleugnen. Die Tatsache, dass Jimin immer noch seine Hand festhielt, schenkte ihm Kraft. Namjoons Augenlider flackerten. 

„Seit wann geht das schon?", fragte er ruhig. Yoongi öffnete den Mund, doch Jimin kam ihm zuvor: „Seit zwei Wochen ungefähr sind wir zusammen. Aber gewartet habe ich auf ihn schon mein ganzes Leben." 

Yoongi presste die Lippen aufeinander, als er sah, dass auch bei den letzten in der Runde der Groschen gefallen war. Jin saß einfach nur mit offenem Mund da. Jungkook hielt sich die Hand vor den Mund und sah ihn mit großen Augen an. Namjoon schnaubte und entfernte sich ein paar Schritte von ihnen. „Gott, was habt ihr euch dabei nur gedacht!?", sagte er gereizt. 

Yoongi setzte sich langsam wieder hin und Jimin hielt sich an seinem Arm fest, ohne dabei ihre Hände voneinander zu lösen. „Wir haben uns dabei gar nichts gedacht. Wir haben uns nur verliebt, Namjoon", sagte Yoongi, der sich mittlerweile vorkam wie ein Schwerverbrecher auf der Anklagebank. Und es gefiel ihm überhaupt nicht, in diese Schuldigenrolle gedrängt zu werden.

„Verliebt!? Das ist doch Bullshit, Yoongi! Er ist ein Mann und du auch!" Er konnte nicht wirklich glauben was er da aus Namjoons Mund hörte. Meinte er das wirklich ernst? Dieses ganze Shipping Getue, war also immer nur nichts als ein Scherz gewesen. „Namjoon hör auf!", ergriff nun Tae das Wort und ließ sich nicht mehr weiter den Mund verbieten, „jeder hat das Recht darauf sich zu verlieben in wen er will. Die Liebe macht keinen Halt vor einem bestimmten Geschlecht, denn sie sieht einzig und allein nur die Person."

Für den Bruchteil einer Sekunde, fiel Taes Blick auf Jungkook. Es war zu flüchtig und ging viel zu schnell aber Yoongi hatte Taes Blick wahrgenommen. Selbst Jungkook hatte es nicht bemerkt, der immer noch fassungslos seine Hand vor den Mund hielt.

Hoseoks Blick war starr auf den Boden gerichtet, doch er nickte schwach. „Habt ihr auch nur für den Bruchteil einer Sekunde daran gedacht, was die Leute davon halten könnten?", fuhr Namjoon fort und raufte sich die Haare. „Anfangs ja. Da habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, was man hinter meinem Rücken sagen könnte. Aber mittlerweile interessiert es mich nicht mehr", sagte Yoongi ruhig.

„Mittlerweile interessiert es dich nicht mehr??? Hast du mal in den Spiegel gesehen? Du wurdest heute aufs übelste zusammengeschlagen aufgrund dieser Tatsache", rief Namjoon außer sich. Plötzlich hörte Yoongi, dass Jimin leise schluchzte und seine Nase hochzog. Er sah ihn an, doch er hatte seinen Kopf erneut so weit heruntergebeugt, dass er sein Gesicht nicht sehen konnte. Weinte er etwa? Yoongi traf es mitten in sein Herz. Er würde jetzt nicht nachlassen. Er würde für sie wie ein Löwe kämpfen.

„Jedes noch so böse Wort und jeder noch so harte Schlag, könnten etwas an meiner Liebe zu Jimin ändern und ich spüre es tief in meinem Herzen und bin mir seit heute bewusster denn je darüber, dass ich ihn dadurch sogar noch mehr will", erwiderte Yoongi. Jimin schluchzte erneut leise, als er seinen Satz beendet hatte. Niemand sagte etwas. Namjoon war ans Fenster getreten und starrte in die Dunkelheit.

I know - you know --- YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt